Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Allein, daß ich meinen Doktor Dürfeldten alle Tage zu traktieren, der nicht allein kam, sondern Herrn Höringen mitbrachte! Deß ich ganz satt wurde und zu ihm sagte: "Herr Doktor, wenn will das einmal ein Ende nehmen? Es währet nun drei Jahr, und versieren mir noch in Beweis und Gegenbeweis! Das wird in zehen Jahren nicht aus!" - "Was? sagte er, Herr Dietz, meinet er, es so gleich zum Ende zu bringen? Mein Studieren kostet mich dreitausend Thaler. Ich muß auch erst was davon haben! Gnug, er soll den Prozeß gewinnen," - Aber ich machte der Pauke ein Loch und offerierete mich (wie obengemeldt) zur Abtretung gegen Erstattung meines Kaufgeldes und der Unkosten. Welches sehr weislich. Und ich einen jeden will, sich vor Prozessen zu hüten, warnen. Denn jedes lateinische Wort kostet mich, wie jener Bauer sagte, hundert Thaler. Denn ich zu sieben Prozessen auf einmal gezwungen und alle gewonnen hatte. Inmittelst diesen mußte ich mit meiner eigenen Frauen den meisten Streit haben. Wenn ich meinete, es am besten mit ihr zu meinen, ward der Teufel los. Ich war auf der Leipziger Messe gewesen und hatte, unter anderm einen Fuchspelz gekaufet. Weil er etwas gelegen, wollte ich selbigen ausklopfen von Motten im Hause. Hatten die Studios einige Kurzweil und fasseten mit an'n Pelz an. Die Frau auch. Ich hatte ein dünn Stöcklein zum klopfen und scherzte: "Ich fisch in meines Herrn Teich" und schlug jedem ein wenig auf die Hand. Die Frau auch. Das verdroß ihr. Fuhr auf mich los. Fasset' den Stock. Brach ihn entzwei und schlug mich mit den Stücken immer umb den Kopf rum. - Ich sagte: "Soll das Ernst sein?" - "Ja, ja, sagte Allein, daß ich meinen Doktor Dürfeldten alle Tage zu traktieren, der nicht allein kam, sondern Herrn Höringen mitbrachte! Deß ich ganz satt wurde und zu ihm sagte: „Herr Doktor, wenn will das einmal ein Ende nehmen? Es währet nun drei Jahr, und versieren mir noch in Beweis und Gegenbeweis! Das wird in zehen Jahren nicht aus!“ – „Was? sagte er, Herr Dietz, meinet er, es so gleich zum Ende zu bringen? Mein Studieren kostet mich dreitausend Thaler. Ich muß auch erst was davon haben! Gnug, er soll den Prozeß gewinnen,“ – Aber ich machte der Pauke ein Loch und offerierete mich (wie obengemeldt) zur Abtretung gegen Erstattung meines Kaufgeldes und der Unkosten. Welches sehr weislich. Und ich einen jeden will, sich vor Prozessen zu hüten, warnen. Denn jedes lateinische Wort kostet mich, wie jener Bauer sagte, hundert Thaler. Denn ich zu sieben Prozessen auf einmal gezwungen und alle gewonnen hatte. Inmittelst diesen mußte ich mit meiner eigenen Frauen den meisten Streit haben. Wenn ich meinete, es am besten mit ihr zu meinen, ward der Teufel los. Ich war auf der Leipziger Messe gewesen und hatte, unter anderm einen Fuchspelz gekaufet. Weil er etwas gelegen, wollte ich selbigen ausklopfen von Motten im Hause. Hatten die Studios einige Kurzweil und fasseten mit an’n Pelz an. Die Frau auch. Ich hatte ein dünn Stöcklein zum klopfen und scherzte: „Ich fisch in meines Herrn Teich“ und schlug jedem ein wenig auf die Hand. Die Frau auch. Das verdroß ihr. Fuhr auf mich los. Fasset’ den Stock. Brach ihn entzwei und schlug mich mit den Stücken immer umb den Kopf rum. – Ich sagte: „Soll das Ernst sein?“ – „Ja, ja, sagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0248"/> <p><hi rendition="#in">A</hi>llein, daß ich meinen Doktor Dürfeldten alle Tage zu traktieren, der nicht allein kam, sondern Herrn Höringen mitbrachte! Deß ich ganz satt wurde und zu ihm sagte: „Herr Doktor, wenn will das einmal ein Ende nehmen? Es währet nun drei Jahr, und versieren mir noch in Beweis und Gegenbeweis! Das wird in zehen Jahren nicht aus!“ – „Was? sagte er, Herr Dietz, meinet er, es so gleich zum Ende zu bringen? Mein Studieren kostet mich dreitausend Thaler. Ich muß auch erst was davon haben! Gnug, er soll den Prozeß gewinnen,“ – Aber ich machte der Pauke ein Loch und offerierete mich (wie obengemeldt) zur Abtretung gegen Erstattung meines Kaufgeldes und der Unkosten. Welches sehr weislich. Und ich einen jeden will, sich vor Prozessen zu hüten, warnen. Denn jedes lateinische Wort kostet mich, wie jener Bauer sagte, hundert Thaler. Denn ich zu sieben Prozessen auf einmal gezwungen und alle gewonnen hatte.</p> <p><hi rendition="#in">I</hi>nmittelst diesen mußte ich mit meiner eigenen Frauen den meisten Streit haben. Wenn ich meinete, es am besten mit ihr zu meinen, ward der Teufel los.</p> <p>Ich war auf der Leipziger Messe gewesen und hatte, unter anderm einen Fuchspelz gekaufet. Weil er etwas gelegen, wollte ich selbigen ausklopfen von Motten im Hause. Hatten die Studios einige Kurzweil und fasseten mit an’n Pelz an. Die Frau auch. Ich hatte ein dünn Stöcklein zum klopfen und scherzte: „Ich fisch in meines Herrn Teich“ und schlug jedem ein wenig auf die Hand. Die Frau auch. Das verdroß ihr. Fuhr auf mich los. Fasset’ den Stock. Brach ihn entzwei und schlug mich mit den Stücken immer umb den Kopf rum. – Ich sagte: „Soll das Ernst sein?“ – „Ja, ja, sagte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0248]
Allein, daß ich meinen Doktor Dürfeldten alle Tage zu traktieren, der nicht allein kam, sondern Herrn Höringen mitbrachte! Deß ich ganz satt wurde und zu ihm sagte: „Herr Doktor, wenn will das einmal ein Ende nehmen? Es währet nun drei Jahr, und versieren mir noch in Beweis und Gegenbeweis! Das wird in zehen Jahren nicht aus!“ – „Was? sagte er, Herr Dietz, meinet er, es so gleich zum Ende zu bringen? Mein Studieren kostet mich dreitausend Thaler. Ich muß auch erst was davon haben! Gnug, er soll den Prozeß gewinnen,“ – Aber ich machte der Pauke ein Loch und offerierete mich (wie obengemeldt) zur Abtretung gegen Erstattung meines Kaufgeldes und der Unkosten. Welches sehr weislich. Und ich einen jeden will, sich vor Prozessen zu hüten, warnen. Denn jedes lateinische Wort kostet mich, wie jener Bauer sagte, hundert Thaler. Denn ich zu sieben Prozessen auf einmal gezwungen und alle gewonnen hatte.
Inmittelst diesen mußte ich mit meiner eigenen Frauen den meisten Streit haben. Wenn ich meinete, es am besten mit ihr zu meinen, ward der Teufel los.
Ich war auf der Leipziger Messe gewesen und hatte, unter anderm einen Fuchspelz gekaufet. Weil er etwas gelegen, wollte ich selbigen ausklopfen von Motten im Hause. Hatten die Studios einige Kurzweil und fasseten mit an’n Pelz an. Die Frau auch. Ich hatte ein dünn Stöcklein zum klopfen und scherzte: „Ich fisch in meines Herrn Teich“ und schlug jedem ein wenig auf die Hand. Die Frau auch. Das verdroß ihr. Fuhr auf mich los. Fasset’ den Stock. Brach ihn entzwei und schlug mich mit den Stücken immer umb den Kopf rum. – Ich sagte: „Soll das Ernst sein?“ – „Ja, ja, sagte
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/248>, abgerufen am 26.07.2024. |