Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.zu kassieren. Sollte er sich erklären. Welches er nicht that; auch nicht wollte; denn er hatte kein Geld und suchte nur mir so was abzuzwingen. Noch bekam ich den dritten Prozeß mit diesem Hoffmann. Denn die Königin von Portugal ging hier durch; und mußte die ganze Bürgerschaft Parade machen. Darunter ich auch, als Korpural mit dem Spieß im Viertel unter Hoffmannen, welcher Hauptmann war. Es regnete den selbigen ganzen Tag, bis die Nacht umb ein Uhr, da sich die Bürgerschaft meist alle vorm Klausthore verlief. Hoffmann und Konsorten waren bei Glasers Christeln meist trunken. Ich kam mit seeligem Riehnau unschuldig und wollte zusehen, was draus werden sollte, weil die Bürger sich verloffen. Da fuhren sie am Thor auf mich los, als wenn ich auch fortgehen wollte. Hoffmann und Konsorten kam dazu und fand Gelegenheit, sich an mir zu rächen. Sprang auf mich los und schrie: "Schlaget zu, schlaget zu auf den Hundsfutt! Der Rebelle, der Mamelucke &c." - Ich hatte mich gnung zu wehren; rufte Zeugen an, daß mir unrecht und zuviel geschähe. Des andern Tages nahm ich Doktor Dürfeldten, so nur mit einer Hand geboren, an und verklagte diese drei. Ich ließ vier Zeugen eidlich abhören. Da movierete sich der ganze Rath und alle Hauptleute und Oberoffizier dargegen. Allein es half nichts. Herr Bergrath König gab endlich den Abschied: es wären die Bürger keine besoldeten Soldaten, derhalb so strenge nicht gebunden, viel weniger aber mit Schimpf und Schlägen zu traktieren; derohalben mir Beklagte allenthalben zuviel und unrecht gethan und mit fünf Mark zu bestrafen, alle Unkosten zu erstatten, mich mit Abbitte und Ehrenerklärung versehen sollten. - Mußten das thun und sechsundzwanzig Thaler Unkosten wiedergeben. Die wurden bezahlet. zu kassieren. Sollte er sich erklären. Welches er nicht that; auch nicht wollte; denn er hatte kein Geld und suchte nur mir so was abzuzwingen. Noch bekam ich den dritten Prozeß mit diesem Hoffmann. Denn die Königin von Portugal ging hier durch; und mußte die ganze Bürgerschaft Parade machen. Darunter ich auch, als Korpural mit dem Spieß im Viertel unter Hoffmannen, welcher Hauptmann war. Es regnete den selbigen ganzen Tag, bis die Nacht umb ein Uhr, da sich die Bürgerschaft meist alle vorm Klausthore verlief. Hoffmann und Konsorten waren bei Glasers Christeln meist trunken. Ich kam mit seeligem Riehnau unschuldig und wollte zusehen, was draus werden sollte, weil die Bürger sich verloffen. Da fuhren sie am Thor auf mich los, als wenn ich auch fortgehen wollte. Hoffmann und Konsorten kam dazu und fand Gelegenheit, sich an mir zu rächen. Sprang auf mich los und schrie: „Schlaget zu, schlaget zu auf den Hundsfutt! Der Rebelle, der Mamelucke &c.“ – Ich hatte mich gnung zu wehren; rufte Zeugen an, daß mir unrecht und zuviel geschähe. Des andern Tages nahm ich Doktor Dürfeldten, so nur mit einer Hand geboren, an und verklagte diese drei. Ich ließ vier Zeugen eidlich abhören. Da movierete sich der ganze Rath und alle Hauptleute und Oberoffizier dargegen. Allein es half nichts. Herr Bergrath König gab endlich den Abschied: es wären die Bürger keine besoldeten Soldaten, derhalb so strenge nicht gebunden, viel weniger aber mit Schimpf und Schlägen zu traktieren; derohalben mir Beklagte allenthalben zuviel und unrecht gethan und mit fünf Mark zu bestrafen, alle Unkosten zu erstatten, mich mit Abbitte und Ehrenerklärung versehen sollten. – Mußten das thun und sechsundzwanzig Thaler Unkosten wiedergeben. Die wurden bezahlet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247"/> zu kassieren. Sollte er sich erklären. Welches er nicht that; auch nicht wollte; denn er hatte kein Geld und suchte nur mir so was abzuzwingen.</p> <p><hi rendition="#in">N</hi>och bekam ich den dritten Prozeß mit diesem Hoffmann. Denn die Königin von Portugal ging hier durch; und mußte die ganze Bürgerschaft Parade machen. Darunter ich auch, als Korpural mit dem Spieß im Viertel unter Hoffmannen, welcher Hauptmann war.</p> <p>Es regnete den selbigen ganzen Tag, bis die Nacht umb ein Uhr, da sich die Bürgerschaft meist alle vorm Klausthore verlief. Hoffmann und Konsorten waren bei Glasers Christeln meist trunken. Ich kam mit seeligem Riehnau unschuldig und wollte zusehen, was draus werden sollte, weil die Bürger sich verloffen. Da fuhren sie am Thor auf mich los, als wenn ich auch fortgehen wollte. Hoffmann und Konsorten kam dazu und fand Gelegenheit, sich an mir zu rächen. Sprang auf mich los und schrie: „Schlaget zu, schlaget zu auf den Hundsfutt! Der Rebelle, der Mamelucke &c.“ – Ich hatte mich gnung zu wehren; rufte Zeugen an, daß mir unrecht und zuviel geschähe. Des andern Tages nahm ich Doktor Dürfeldten, so nur mit einer Hand geboren, an und verklagte diese drei. Ich ließ vier Zeugen eidlich abhören. Da movierete sich der ganze Rath und alle Hauptleute und Oberoffizier dargegen. Allein es half nichts. Herr Bergrath König gab endlich den Abschied: es wären die Bürger keine besoldeten Soldaten, derhalb so strenge nicht gebunden, viel weniger aber mit Schimpf und Schlägen zu traktieren; derohalben mir Beklagte allenthalben zuviel und unrecht gethan und mit fünf Mark zu bestrafen, alle Unkosten zu erstatten, mich mit Abbitte und Ehrenerklärung versehen sollten. – Mußten das thun und sechsundzwanzig Thaler Unkosten wiedergeben. Die wurden bezahlet.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
zu kassieren. Sollte er sich erklären. Welches er nicht that; auch nicht wollte; denn er hatte kein Geld und suchte nur mir so was abzuzwingen.
Noch bekam ich den dritten Prozeß mit diesem Hoffmann. Denn die Königin von Portugal ging hier durch; und mußte die ganze Bürgerschaft Parade machen. Darunter ich auch, als Korpural mit dem Spieß im Viertel unter Hoffmannen, welcher Hauptmann war.
Es regnete den selbigen ganzen Tag, bis die Nacht umb ein Uhr, da sich die Bürgerschaft meist alle vorm Klausthore verlief. Hoffmann und Konsorten waren bei Glasers Christeln meist trunken. Ich kam mit seeligem Riehnau unschuldig und wollte zusehen, was draus werden sollte, weil die Bürger sich verloffen. Da fuhren sie am Thor auf mich los, als wenn ich auch fortgehen wollte. Hoffmann und Konsorten kam dazu und fand Gelegenheit, sich an mir zu rächen. Sprang auf mich los und schrie: „Schlaget zu, schlaget zu auf den Hundsfutt! Der Rebelle, der Mamelucke &c.“ – Ich hatte mich gnung zu wehren; rufte Zeugen an, daß mir unrecht und zuviel geschähe. Des andern Tages nahm ich Doktor Dürfeldten, so nur mit einer Hand geboren, an und verklagte diese drei. Ich ließ vier Zeugen eidlich abhören. Da movierete sich der ganze Rath und alle Hauptleute und Oberoffizier dargegen. Allein es half nichts. Herr Bergrath König gab endlich den Abschied: es wären die Bürger keine besoldeten Soldaten, derhalb so strenge nicht gebunden, viel weniger aber mit Schimpf und Schlägen zu traktieren; derohalben mir Beklagte allenthalben zuviel und unrecht gethan und mit fünf Mark zu bestrafen, alle Unkosten zu erstatten, mich mit Abbitte und Ehrenerklärung versehen sollten. – Mußten das thun und sechsundzwanzig Thaler Unkosten wiedergeben. Die wurden bezahlet.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/247>, abgerufen am 26.07.2024. |