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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Einsmals wollten wir solche herbeizwingen, und ich verschrieb ihr ein Milchpulver, durch den Jungen in der Apothek zu holen. Weil nun unter anderm semen tiliae mit verschrieben, nimbt der Apothekerjunge grana tilli dafür, so ein starker, hitziger, tötlicher Gift ist.

Ich hieß es in der Milch kochen; der Junge aber will naschen und nimbt einen Löffel. Da kam er als ein unsinniger Mensch in die Stube und schrie: "Daß GOtt erbarme! ich muß sterben; das brennt, das brennt!" Hielte das Maul zu. - Ich fragte: was er gemacht? - Da er mir's sagte, mußte er stetig kalt Wasser saufen und sich bald zu Tode purgieren.

Da fing die Frau auch an, zu schreien: "Ja, ja, das hat mir gegolten, - er hat mir's wollen geben und mich umbbringen damit, mich los zu werden!" - Und da blieb sie bei und bracht es in der ganzen Stadt und hernach im Consistorio vor: ich wollte sie umbbringen!

Alleine, GOtt bewahre mich dafür, mir ein solch böses Gewissen zu machen, oder zu thun, wie mir einmal (als ich auch mit ihr klagete) ein Vornehmer Rat gab und sagte: ich sollte es auch so machen, wie der Kramer S.; ich würde ja auch wohl Pillen machen können, daß ich die böse Frau loswürde. - Ich sagte aber: "Nein, besser hier gelitten, als ein böses Gewissen." - Ebenfalls ein anderer Barbier gab mir einen Rat: die Frau umbzubringen, daß es kein Mensch gewahr würde. - Allein ich folgete und gedachte an die Lehr der Katholiken, welche glauben: wer hier auf der Welt eine böse Frau hat, der komme nicht ins Fegefeuer.

Einsmals wollten wir solche herbeizwingen, und ich verschrieb ihr ein Milchpulver, durch den Jungen in der Apothek zu holen. Weil nun unter anderm semen tiliae mit verschrieben, nimbt der Apothekerjunge grana tilli dafür, so ein starker, hitziger, tötlicher Gift ist.

Ich hieß es in der Milch kochen; der Junge aber will naschen und nimbt einen Löffel. Da kam er als ein unsinniger Mensch in die Stube und schrie: „Daß GOtt erbarme! ich muß sterben; das brennt, das brennt!“ Hielte das Maul zu. – Ich fragte: was er gemacht? – Da er mir’s sagte, mußte er stetig kalt Wasser saufen und sich bald zu Tode purgieren.

Da fing die Frau auch an, zu schreien: „Ja, ja, das hat mir gegolten, – er hat mir’s wollen geben und mich umbbringen damit, mich los zu werden!“ – Und da blieb sie bei und bracht es in der ganzen Stadt und hernach im Consistorio vor: ich wollte sie umbbringen!

Alleine, GOtt bewahre mich dafür, mir ein solch böses Gewissen zu machen, oder zu thun, wie mir einmal (als ich auch mit ihr klagete) ein Vornehmer Rat gab und sagte: ich sollte es auch so machen, wie der Kramer S.; ich würde ja auch wohl Pillen machen können, daß ich die böse Frau loswürde. – Ich sagte aber: „Nein, besser hier gelitten, als ein böses Gewissen.“ – Ebenfalls ein anderer Barbier gab mir einen Rat: die Frau umbzubringen, daß es kein Mensch gewahr würde. – Allein ich folgete und gedachte an die Lehr der Katholiken, welche glauben: wer hier auf der Welt eine böse Frau hat, der komme nicht ins Fegefeuer.

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[0242] Einsmals wollten wir solche herbeizwingen, und ich verschrieb ihr ein Milchpulver, durch den Jungen in der Apothek zu holen. Weil nun unter anderm semen tiliae mit verschrieben, nimbt der Apothekerjunge grana tilli dafür, so ein starker, hitziger, tötlicher Gift ist. Ich hieß es in der Milch kochen; der Junge aber will naschen und nimbt einen Löffel. Da kam er als ein unsinniger Mensch in die Stube und schrie: „Daß GOtt erbarme! ich muß sterben; das brennt, das brennt!“ Hielte das Maul zu. – Ich fragte: was er gemacht? – Da er mir’s sagte, mußte er stetig kalt Wasser saufen und sich bald zu Tode purgieren. Da fing die Frau auch an, zu schreien: „Ja, ja, das hat mir gegolten, – er hat mir’s wollen geben und mich umbbringen damit, mich los zu werden!“ – Und da blieb sie bei und bracht es in der ganzen Stadt und hernach im Consistorio vor: ich wollte sie umbbringen! Alleine, GOtt bewahre mich dafür, mir ein solch böses Gewissen zu machen, oder zu thun, wie mir einmal (als ich auch mit ihr klagete) ein Vornehmer Rat gab und sagte: ich sollte es auch so machen, wie der Kramer S.; ich würde ja auch wohl Pillen machen können, daß ich die böse Frau loswürde. – Ich sagte aber: „Nein, besser hier gelitten, als ein böses Gewissen.“ – Ebenfalls ein anderer Barbier gab mir einen Rat: die Frau umbzubringen, daß es kein Mensch gewahr würde. – Allein ich folgete und gedachte an die Lehr der Katholiken, welche glauben: wer hier auf der Welt eine böse Frau hat, der komme nicht ins Fegefeuer.

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/242>, abgerufen am 27.11.2024.