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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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das leider erfolget); auch: Weiber-Freiten werden selten gut; man saget: die Nachtigall habe wohl einen schönen Gesang, sei aber ein dummer Vogel, der sich leicht fangen lasse.

So ging es mir. Denn ich gab ihr ein groß Schaustück; sie mir aber einen Ring. Da war ich gebunden in eine Sklaverei, davon ich, wie ich die rechten Umbstände der Frau erfuhr, gerne wäre wieder los gewesen. Aber sie wollte durchaus nicht. Sonderlich, da ich meinem Vater davon sagte, fragt' er: "Was willtu mit der bösen Frau und Kindern machen? Es ist nichts ihre, sondern den Kindern; dazu ist viel Schuld da; und hat übele, zankigte Geschwister und Freunde." - Und das traf alles ein. Aber es war zu spät. Ich stund lange mit der Vollziehung an und wollte lieber so bleiben. Wäre besser gewesen!

Aber, ach leider, ich wurde nun von allen Seiten beredet und mir die Sache so süß vorgepfiffen. Ja, mein Vater selbst sagte: "Was willtu nun machen? Es ist geschehen; du kommest nicht von ihr los und dürfts nicht heiraten. Die beste Hoffnung ist zu GOtt, vielleicht wird's besser, oder sie stirbt bald." - Aber alle, diese Rechnungen schlugen fehl.

Doch gab sie in der Erst gute Wort, karessierte mich und that treffliche Vorschläge, wie sie durch eine Ehestiftung mir alles zuwenden und den Kindern was Gewisses aussetzen wollte von ihres Vaters großem Vermögen, wie sie vorgaben.

Ich wollte also, wie Recht, die Ehestiftung vor der Hochzeit haben. Aber, da wurden hundert Exküsen vorgestellet von ihrem Kurator Doktor de Wedigen, und es immer von einer Zeit zur andern ausgesetzet. Zuletzt wurde, bei großer Verheißung, es bis gleich nach der Hochzeit aufgeschoben. Und da war ich vollends recht gefangen. War anno 1694 am 3. Decembris.

Die Hochzeit wurde inmittelst angestellet, und ich ließ mich aufbieten. Als der Hochzeittag herbeikam (welcher

das leider erfolget); auch: Weiber-Freiten werden selten gut; man saget: die Nachtigall habe wohl einen schönen Gesang, sei aber ein dummer Vogel, der sich leicht fangen lasse.

So ging es mir. Denn ich gab ihr ein groß Schaustück; sie mir aber einen Ring. Da war ich gebunden in eine Sklaverei, davon ich, wie ich die rechten Umbstände der Frau erfuhr, gerne wäre wieder los gewesen. Aber sie wollte durchaus nicht. Sonderlich, da ich meinem Vater davon sagte, fragt’ er: „Was willtu mit der bösen Frau und Kindern machen? Es ist nichts ihre, sondern den Kindern; dazu ist viel Schuld da; und hat übele, zankigte Geschwister und Freunde.“ – Und das traf alles ein. Aber es war zu spät. Ich stund lange mit der Vollziehung an und wollte lieber so bleiben. Wäre besser gewesen!

Aber, ach leider, ich wurde nun von allen Seiten beredet und mir die Sache so süß vorgepfiffen. Ja, mein Vater selbst sagte: „Was willtu nun machen? Es ist geschehen; du kommest nicht von ihr los und dürfts nicht heiraten. Die beste Hoffnung ist zu GOtt, vielleicht wird’s besser, oder sie stirbt bald.“ – Aber alle, diese Rechnungen schlugen fehl.

Doch gab sie in der Erst gute Wort, karessierte mich und that treffliche Vorschläge, wie sie durch eine Ehestiftung mir alles zuwenden und den Kindern was Gewisses aussetzen wollte von ihres Vaters großem Vermögen, wie sie vorgaben.

Ich wollte also, wie Recht, die Ehestiftung vor der Hochzeit haben. Aber, da wurden hundert Exküsen vorgestellet von ihrem Kurator Doktor de Wedigen, und es immer von einer Zeit zur andern ausgesetzet. Zuletzt wurde, bei großer Verheißung, es bis gleich nach der Hochzeit aufgeschoben. Und da war ich vollends recht gefangen. War anno 1694 am 3. Decembris.

Die Hochzeit wurde inmittelst angestellet, und ich ließ mich aufbieten. Als der Hochzeittag herbeikam (welcher

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          <p>Ich wollte also, wie Recht, die Ehestiftung vor der Hochzeit haben. Aber, da wurden hundert Exküsen vorgestellet von ihrem Kurator Doktor de Wedigen, und es immer von einer Zeit zur andern ausgesetzet. Zuletzt wurde, bei großer Verheißung, es bis gleich nach der Hochzeit aufgeschoben. Und da war ich vollends recht gefangen. War anno 1694 am 3. Decembris.</p>
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[0231] das leider erfolget); auch: Weiber-Freiten werden selten gut; man saget: die Nachtigall habe wohl einen schönen Gesang, sei aber ein dummer Vogel, der sich leicht fangen lasse. So ging es mir. Denn ich gab ihr ein groß Schaustück; sie mir aber einen Ring. Da war ich gebunden in eine Sklaverei, davon ich, wie ich die rechten Umbstände der Frau erfuhr, gerne wäre wieder los gewesen. Aber sie wollte durchaus nicht. Sonderlich, da ich meinem Vater davon sagte, fragt’ er: „Was willtu mit der bösen Frau und Kindern machen? Es ist nichts ihre, sondern den Kindern; dazu ist viel Schuld da; und hat übele, zankigte Geschwister und Freunde.“ – Und das traf alles ein. Aber es war zu spät. Ich stund lange mit der Vollziehung an und wollte lieber so bleiben. Wäre besser gewesen! Aber, ach leider, ich wurde nun von allen Seiten beredet und mir die Sache so süß vorgepfiffen. Ja, mein Vater selbst sagte: „Was willtu nun machen? Es ist geschehen; du kommest nicht von ihr los und dürfts nicht heiraten. Die beste Hoffnung ist zu GOtt, vielleicht wird’s besser, oder sie stirbt bald.“ – Aber alle, diese Rechnungen schlugen fehl. Doch gab sie in der Erst gute Wort, karessierte mich und that treffliche Vorschläge, wie sie durch eine Ehestiftung mir alles zuwenden und den Kindern was Gewisses aussetzen wollte von ihres Vaters großem Vermögen, wie sie vorgaben. Ich wollte also, wie Recht, die Ehestiftung vor der Hochzeit haben. Aber, da wurden hundert Exküsen vorgestellet von ihrem Kurator Doktor de Wedigen, und es immer von einer Zeit zur andern ausgesetzet. Zuletzt wurde, bei großer Verheißung, es bis gleich nach der Hochzeit aufgeschoben. Und da war ich vollends recht gefangen. War anno 1694 am 3. Decembris. Die Hochzeit wurde inmittelst angestellet, und ich ließ mich aufbieten. Als der Hochzeittag herbeikam (welcher

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/231>, abgerufen am 27.11.2024.