Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Stall, und ich will mit andern Jungen selbiges streichen. Das Pferd schmeißt mit beiden Beinen hinten aus, hat mich in die Höhe, und gegenüber, auf einen kleinen Boden geworfen; davon die Rippen im Leib gebrochen, und ich eine große Krankheit litte. Sonst ware ich von einem stillen humor; und weil ich überall so verachtet, triebe mich solches zum fleißigen Gebet und vertrauen auf GOtt. Liebte die Einsamkeit; malete und schriebe fleißig, welches von Jugend auf geliebet und von mir selbst gelernet. Einsmals, an einem Neujahrstage, da ich in Einsamkeit zu GOtt betete: GOtt sollte uns auch ein glückseelig Jahr bescheren, kam mein Bruder, Meister Paul, welcher sehr wild war und mich sehr verführete. Nahm mich unter andere Jungen mit, welche unten auf dem Alten Markt mit den Schlitten fuhren, und einen Zank mit den Hall-Jungen hatten, und sich nicht von dem Platze treiben laßen wollten. Schwenkten wir ihnen mit Gewalt zu, und wurfen ein Hallmägdlein rücklings über den Haufen, welche gleich tot war. Jeder retirierte sich nach Hause, vor Schrecken halbtot. Allein die Scharwache holete uns alle, bis auf der vornehmen Leute Kinder, so dabei waren. Ich wurde mit noch zweien ins Gefängnis geworfen und hart verwahret. Obgleich mein Vater Kaution machen wollte, half es nichts. Ich mußte kümmerlich so lange sitzen, bis das Mädgen durch Dokter und Barbier außer Lebensgefahr gebracht. Inzwischen ließen diese Leute weidlich draufgehen, welches mein Vater alles bezahlen mußte, und neun bis zehen Thaler kostete. Die andern redeten sich mit meinem Bruder los, zum Teil hatten sie kein Vermögen. Noch das ärgeste war, daß von dem Schreck und Alteration ich in eine hitzige Krankheit fiel, welche sich endlich Stall, und ich will mit andern Jungen selbiges streichen. Das Pferd schmeißt mit beiden Beinen hinten aus, hat mich in die Höhe, und gegenüber, auf einen kleinen Boden geworfen; davon die Rippen im Leib gebrochen, und ich eine große Krankheit litte. Sonst ware ich von einem stillen humor; und weil ich überall so verachtet, triebe mich solches zum fleißigen Gebet und vertrauen auf GOtt. Liebte die Einsamkeit; malete und schriebe fleißig, welches von Jugend auf geliebet und von mir selbst gelernet. Einsmals, an einem Neujahrstage, da ich in Einsamkeit zu GOtt betete: GOtt sollte uns auch ein glückseelig Jahr bescheren, kam mein Bruder, Meister Paul, welcher sehr wild war und mich sehr verführete. Nahm mich unter andere Jungen mit, welche unten auf dem Alten Markt mit den Schlitten fuhren, und einen Zank mit den Hall-Jungen hatten, und sich nicht von dem Platze treiben laßen wollten. Schwenkten wir ihnen mit Gewalt zu, und wurfen ein Hallmägdlein rücklings über den Haufen, welche gleich tot war. Jeder retirierte sich nach Hause, vor Schrecken halbtot. Allein die Scharwache holete uns alle, bis auf der vornehmen Leute Kinder, so dabei waren. Ich wurde mit noch zweien ins Gefängnis geworfen und hart verwahret. Obgleich mein Vater Kaution machen wollte, half es nichts. Ich mußte kümmerlich so lange sitzen, bis das Mädgen durch Dokter und Barbier außer Lebensgefahr gebracht. Inzwischen ließen diese Leute weidlich draufgehen, welches mein Vater alles bezahlen mußte, und neun bis zehen Thaler kostete. Die andern redeten sich mit meinem Bruder los, zum Teil hatten sie kein Vermögen. 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Die andern redeten sich mit meinem Bruder los, zum Teil hatten sie kein Vermögen.</p> <p>Noch das ärgeste war, daß von dem Schreck und Alteration ich in eine hitzige Krankheit fiel, welche sich endlich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Stall, und ich will mit andern Jungen selbiges streichen. Das Pferd schmeißt mit beiden Beinen hinten aus, hat mich in die Höhe, und gegenüber, auf einen kleinen Boden geworfen; davon die Rippen im Leib gebrochen, und ich eine große Krankheit litte.
Sonst ware ich von einem stillen humor; und weil ich überall so verachtet, triebe mich solches zum fleißigen Gebet und vertrauen auf GOtt. Liebte die Einsamkeit; malete und schriebe fleißig, welches von Jugend auf geliebet und von mir selbst gelernet.
Einsmals, an einem Neujahrstage, da ich in Einsamkeit zu GOtt betete: GOtt sollte uns auch ein glückseelig Jahr bescheren, kam mein Bruder, Meister Paul, welcher sehr wild war und mich sehr verführete. Nahm mich unter andere Jungen mit, welche unten auf dem Alten Markt mit den Schlitten fuhren, und einen Zank mit den Hall-Jungen hatten, und sich nicht von dem Platze treiben laßen wollten. Schwenkten wir ihnen mit Gewalt zu, und wurfen ein Hallmägdlein rücklings über den Haufen, welche gleich tot war. Jeder retirierte sich nach Hause, vor Schrecken halbtot. Allein die Scharwache holete uns alle, bis auf der vornehmen Leute Kinder, so dabei waren. Ich wurde mit noch zweien ins Gefängnis geworfen und hart verwahret. Obgleich mein Vater Kaution machen wollte, half es nichts. Ich mußte kümmerlich so lange sitzen, bis das Mädgen durch Dokter und Barbier außer Lebensgefahr gebracht. Inzwischen ließen diese Leute weidlich draufgehen, welches mein Vater alles bezahlen mußte, und neun bis zehen Thaler kostete. Die andern redeten sich mit meinem Bruder los, zum Teil hatten sie kein Vermögen.
Noch das ärgeste war, daß von dem Schreck und Alteration ich in eine hitzige Krankheit fiel, welche sich endlich
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/21>, abgerufen am 05.07.2024. |