Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

nüber wollte? - "Ja, sagte ich, sobald die Versichrung kombt, will ich wieder nüber." - Damit war er zufrieden und wollte nomine senatus dem Herzog antworten lassen. Er warnete mich aber: nicht vors Thor, oder an die Grenze zu kommen; hier sollte mir niemand was thun.

Also war ich in Leipzig zwei Jahr. Erstlich ein Jahr bei Herrn Bacherten und ein Jahr bei Herrn Schneidern.

Nachdem wollte mir Herr Bachert eine Barbierstube, Wagners, helfen kaufen und mir vielleicht eine von seinen Töchtern geben. Denn er sagte vielmals: wäre Schade, wenn ich in einen klein'n Ort sollte kommen. - Aber, es zerschlug sich; weil sie sehr teuer.

Denn nahm ich ein Rekommandation-Schreiben aus Breslau, bei Herrn Wetzeln [Welzel?] auf der Schweinschen [Schweidnitzer] Gasse an, als wohin ich mit der Botenkutsche fuhr. Ich hatte da auch schönen Verdienst und machte Parücken dabei.

Es war an der Ohlau. Des Abends satzte ich mich ans Wasser mit meiner Guitarr, oder Violin, und brachte dadurch schlesiger Jungfern ziemlich zusammen, auf ein freundlich Gespräch. Wie ich denn eine reiche Kretschmers- oder Bierbrauers-Tochter mit der Eltern willen, bei welchen ich wohlstund und alles Gutes genoß, heiraten wollte. Da es aber zum treffen kam, hatte sich das Fell schon verkauft. Dies verdroß mich sehr, daß ich auch keine Lust mehr zu bleiben hatte. Da inzwischen ich gleichwohl meine alte Liebste vom ungrischen Marsch vor Breslau besuchte, aber sie schon verheiratet befand.

nüber wollte? – „Ja, sagte ich, sobald die Versichrung kombt, will ich wieder nüber.“ – Damit war er zufrieden und wollte nomine senatus dem Herzog antworten lassen. Er warnete mich aber: nicht vors Thor, oder an die Grenze zu kommen; hier sollte mir niemand was thun.

Also war ich in Leipzig zwei Jahr. Erstlich ein Jahr bei Herrn Bacherten und ein Jahr bei Herrn Schneidern.

Nachdem wollte mir Herr Bachert eine Barbierstube, Wagners, helfen kaufen und mir vielleicht eine von seinen Töchtern geben. Denn er sagte vielmals: wäre Schade, wenn ich in einen klein’n Ort sollte kommen. – Aber, es zerschlug sich; weil sie sehr teuer.

Denn nahm ich ein Rekommandation-Schreiben aus Breslau, bei Herrn Wetzeln [Welzel?] auf der Schweinschen [Schweidnitzer] Gasse an, als wohin ich mit der Botenkutsche fuhr. Ich hatte da auch schönen Verdienst und machte Parücken dabei.

Es war an der Ohlau. Des Abends satzte ich mich ans Wasser mit meiner Guitarr, oder Violin, und brachte dadurch schlesiger Jungfern ziemlich zusammen, auf ein freundlich Gespräch. Wie ich denn eine reiche Kretschmers- oder Bierbrauers-Tochter mit der Eltern willen, bei welchen ich wohlstund und alles Gutes genoß, heiraten wollte. Da es aber zum treffen kam, hatte sich das Fell schon verkauft. Dies verdroß mich sehr, daß ich auch keine Lust mehr zu bleiben hatte. Da inzwischen ich gleichwohl meine alte Liebste vom ungrischen Marsch vor Breslau besuchte, aber sie schon verheiratet befand.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0206"/>
nüber wollte? &#x2013; &#x201E;Ja, sagte ich, sobald die Versichrung kombt, will ich wieder nüber.&#x201C; &#x2013; Damit war er zufrieden und wollte <hi rendition="#aq">nomine senatus</hi> dem Herzog antworten lassen. Er warnete mich aber: nicht vors Thor, oder an die Grenze zu kommen; hier sollte mir niemand was thun.</p>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>lso war ich in Leipzig zwei Jahr. Erstlich ein Jahr bei Herrn Bacherten und ein Jahr bei Herrn Schneidern.</p>
          <p>Nachdem wollte mir Herr Bachert eine Barbierstube, Wagners, helfen kaufen und mir vielleicht eine von seinen Töchtern geben. Denn er sagte vielmals: wäre Schade, wenn ich in einen klein&#x2019;n Ort sollte kommen. &#x2013; Aber, es zerschlug sich; weil sie sehr teuer.</p>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>enn nahm ich ein Rekommandation-Schreiben aus Breslau, bei Herrn Wetzeln [Welzel?] auf der Schweinschen [Schweidnitzer] Gasse an, als wohin ich mit der Botenkutsche fuhr. Ich hatte da auch schönen Verdienst und machte Parücken dabei.</p>
          <p>Es war an der Ohlau. Des Abends satzte ich mich ans Wasser mit meiner Guitarr, oder Violin, und brachte dadurch schlesiger Jungfern ziemlich zusammen, auf ein freundlich Gespräch. Wie ich denn eine reiche Kretschmers- oder Bierbrauers-Tochter mit der Eltern willen, bei welchen ich wohlstund und alles Gutes genoß, heiraten wollte. Da es aber zum treffen kam, hatte sich das Fell schon verkauft. Dies verdroß mich sehr, daß ich auch keine Lust mehr zu bleiben hatte. Da inzwischen ich gleichwohl meine alte Liebste vom ungrischen Marsch vor Breslau besuchte, aber sie schon verheiratet befand.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0206] nüber wollte? – „Ja, sagte ich, sobald die Versichrung kombt, will ich wieder nüber.“ – Damit war er zufrieden und wollte nomine senatus dem Herzog antworten lassen. Er warnete mich aber: nicht vors Thor, oder an die Grenze zu kommen; hier sollte mir niemand was thun. Also war ich in Leipzig zwei Jahr. Erstlich ein Jahr bei Herrn Bacherten und ein Jahr bei Herrn Schneidern. Nachdem wollte mir Herr Bachert eine Barbierstube, Wagners, helfen kaufen und mir vielleicht eine von seinen Töchtern geben. Denn er sagte vielmals: wäre Schade, wenn ich in einen klein’n Ort sollte kommen. – Aber, es zerschlug sich; weil sie sehr teuer. Denn nahm ich ein Rekommandation-Schreiben aus Breslau, bei Herrn Wetzeln [Welzel?] auf der Schweinschen [Schweidnitzer] Gasse an, als wohin ich mit der Botenkutsche fuhr. Ich hatte da auch schönen Verdienst und machte Parücken dabei. Es war an der Ohlau. Des Abends satzte ich mich ans Wasser mit meiner Guitarr, oder Violin, und brachte dadurch schlesiger Jungfern ziemlich zusammen, auf ein freundlich Gespräch. Wie ich denn eine reiche Kretschmers- oder Bierbrauers-Tochter mit der Eltern willen, bei welchen ich wohlstund und alles Gutes genoß, heiraten wollte. Da es aber zum treffen kam, hatte sich das Fell schon verkauft. Dies verdroß mich sehr, daß ich auch keine Lust mehr zu bleiben hatte. Da inzwischen ich gleichwohl meine alte Liebste vom ungrischen Marsch vor Breslau besuchte, aber sie schon verheiratet befand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/206
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/206>, abgerufen am 25.11.2024.