Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Porzellan; hießen ihn den Krug-Köper. Der erzählete mir, als wir in einen geistlichen Diskurs kamen, wunderbare Sachen, wie er nämlich aufm Bohm gefangen gesessen, weil er von'n Predigern verklaget, umb seiner Lehre willen. Denn er ginge in Hamburg umb, und würde auch zu den Kranken geholet, daß er sie gesund betete. Ja er triebe auch durch seinen Glauben und den Herrn Jesum die Teufel aus, wie er mir etliche Kuren erzählete, sonderlich an einer Makkers Tochter, darüber er viel Versuchung ausgestanden, wie der Teufel sein Kind zur Luke runterstürzen wollen, und er ihm Trotz geboten, und dergleichen. Da er auf dem Bohm gesessen, wäre ein Delinquent unter andern da geschlossen gesessen, welcher ganz desperieret und verzweifelt an seiner Seeligkeit. Welchen er aus GOttes Wort und mittels eines glühenden Ringes bekehret, den er zum Zeichen der Wahrheit mit bloßen Händen, unverletzt, aus dem Feuer genommen, und damit bezeuget, daß GOtt nicht wolle den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. So auch den armen Menschen mit vielen Umbständen zurechtgebracht etc. Auf dieser Reperbahne war eine lange, große Reitsäule gebauet, worauf man sich setzen konnte und nach dem Ringel stach. Dahinaus gingen oft die Barbier-Gesellen mit mir. Da ich aber einmal runter geschleudert und solchen harten Schlag vom herumbgehenden Bohm an'n Kopf bekommen, daß ich lange das Aufstehen vergessen, kam ich nicht wieder dahin, hingegen ging ich mit meiner Herrschaft alle Woche zweimal in die Opera, welche schön war anzusehen. Porzellan; hießen ihn den Krug-Köper. Der erzählete mir, als wir in einen geistlichen Diskurs kamen, wunderbare Sachen, wie er nämlich aufm Bohm gefangen gesessen, weil er von’n Predigern verklaget, umb seiner Lehre willen. Denn er ginge in Hamburg umb, und würde auch zu den Kranken geholet, daß er sie gesund betete. Ja er triebe auch durch seinen Glauben und den Herrn Jesum die Teufel aus, wie er mir etliche Kuren erzählete, sonderlich an einer Makkers Tochter, darüber er viel Versuchung ausgestanden, wie der Teufel sein Kind zur Luke runterstürzen wollen, und er ihm Trotz geboten, und dergleichen. Da er auf dem Bohm gesessen, wäre ein Delinquent unter andern da geschlossen gesessen, welcher ganz desperieret und verzweifelt an seiner Seeligkeit. Welchen er aus GOttes Wort und mittels eines glühenden Ringes bekehret, den er zum Zeichen der Wahrheit mit bloßen Händen, unverletzt, aus dem Feuer genommen, und damit bezeuget, daß GOtt nicht wolle den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. So auch den armen Menschen mit vielen Umbständen zurechtgebracht etc. Auf dieser Reperbahne war eine lange, große Reitsäule gebauet, worauf man sich setzen konnte und nach dem Ringel stach. Dahinaus gingen oft die Barbier-Gesellen mit mir. Da ich aber einmal runter geschleudert und solchen harten Schlag vom herumbgehenden Bohm an’n Kopf bekommen, daß ich lange das Aufstehen vergessen, kam ich nicht wieder dahin, hingegen ging ich mit meiner Herrschaft alle Woche zweimal in die Opera, welche schön war anzusehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196"/> Porzellan; hießen ihn den Krug-Köper.</p> <p>Der erzählete mir, als wir in einen geistlichen Diskurs kamen, wunderbare Sachen, wie er nämlich aufm Bohm gefangen gesessen, weil er von’n Predigern verklaget, umb seiner Lehre willen. Denn er ginge in Hamburg umb, und würde auch zu den Kranken geholet, daß er sie gesund betete. Ja er triebe auch durch seinen Glauben und den Herrn Jesum die Teufel aus, wie er mir etliche Kuren erzählete, sonderlich an einer Makkers Tochter, darüber er viel Versuchung ausgestanden, wie der Teufel sein Kind zur Luke runterstürzen wollen, und er ihm Trotz geboten, und dergleichen. Da er auf dem Bohm gesessen, wäre ein Delinquent unter andern da geschlossen gesessen, welcher ganz desperieret und verzweifelt an seiner Seeligkeit. Welchen er aus GOttes Wort und mittels eines glühenden Ringes bekehret, den er zum Zeichen der Wahrheit mit bloßen Händen, unverletzt, aus dem Feuer genommen, und damit bezeuget, daß GOtt nicht wolle den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. So auch den armen Menschen mit vielen Umbständen zurechtgebracht etc.</p> <p><hi rendition="#in">A</hi>uf dieser Reperbahne war eine lange, große Reitsäule gebauet, worauf man sich setzen konnte und nach dem Ringel stach. Dahinaus gingen oft die Barbier-Gesellen mit mir. Da ich aber einmal runter geschleudert und solchen harten Schlag vom herumbgehenden Bohm an’n Kopf bekommen, daß ich lange das Aufstehen vergessen, kam ich nicht wieder dahin, hingegen ging ich mit meiner Herrschaft alle Woche zweimal in die <hi rendition="#aq">Opera</hi>, welche schön war anzusehen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0196]
Porzellan; hießen ihn den Krug-Köper.
Der erzählete mir, als wir in einen geistlichen Diskurs kamen, wunderbare Sachen, wie er nämlich aufm Bohm gefangen gesessen, weil er von’n Predigern verklaget, umb seiner Lehre willen. Denn er ginge in Hamburg umb, und würde auch zu den Kranken geholet, daß er sie gesund betete. Ja er triebe auch durch seinen Glauben und den Herrn Jesum die Teufel aus, wie er mir etliche Kuren erzählete, sonderlich an einer Makkers Tochter, darüber er viel Versuchung ausgestanden, wie der Teufel sein Kind zur Luke runterstürzen wollen, und er ihm Trotz geboten, und dergleichen. Da er auf dem Bohm gesessen, wäre ein Delinquent unter andern da geschlossen gesessen, welcher ganz desperieret und verzweifelt an seiner Seeligkeit. Welchen er aus GOttes Wort und mittels eines glühenden Ringes bekehret, den er zum Zeichen der Wahrheit mit bloßen Händen, unverletzt, aus dem Feuer genommen, und damit bezeuget, daß GOtt nicht wolle den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. So auch den armen Menschen mit vielen Umbständen zurechtgebracht etc.
Auf dieser Reperbahne war eine lange, große Reitsäule gebauet, worauf man sich setzen konnte und nach dem Ringel stach. Dahinaus gingen oft die Barbier-Gesellen mit mir. Da ich aber einmal runter geschleudert und solchen harten Schlag vom herumbgehenden Bohm an’n Kopf bekommen, daß ich lange das Aufstehen vergessen, kam ich nicht wieder dahin, hingegen ging ich mit meiner Herrschaft alle Woche zweimal in die Opera, welche schön war anzusehen.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/196>, abgerufen am 05.07.2024. |