Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Zutritt, wegen der Frau, hatte, so eine Mecklenburgerin, und gerne hochdeutsch reden gehöret; item bei Herrn Schmeißern aus Halle, welcher in der opera, spielete und sang, aber mich bald zum Unglück verführet hätte, maßen er mich überredete: mit ihm nach Ottensen, welches ein Dorf bei Hamburg und voller Hurhäuser, zu gehen. So ich zwar mitging. Als ich aber den Zustand gewahr ward, schlich ich mich heimlich davon. Er war die Nacht dageblieben und hatte des Morgens weder Geld noch Kleider. Denn sie hatten's ihm genommen und ihn herausgestoßen. Er wollte hernach klagen. Aber nichts. - "Warum seid ihr 'nein gegangen? Wer hat's gethan?" , - Ich lachte ihn darnach aus. Ich gedachte Kondition in Hamburg zu bekommen. Legte mich deshalb ein und kam bei dem Raths-Barbier Herrn Jessen. Denn der alte war gestorben. Ich hatte es recht gut, und der Herr hielt viel auf mich wegen meiner Wissenschaft; schickte mich bei die Patienten. Ohne, daß sonst in Hamburg nicht schlecht gespeiset wird, hatten wir immer das schönste Essen, und nach dem Essen griff die Frau in die Ficken nach den Würfeln; wer das wenigste warf, mußte Wein zahlens; summa: es ging gut. Und ich war lange da, weil mich der Herr nicht weglassen wollte, bis ein gewisser Regiments-Feldscher vom Nordischen Draguner-Regiment, unterm König von Dänemark, zu meinem Herrn kam; denn sie waren gute Brüder und Freunde. Welchem er von mir möchte gesagt haben. Der machte gleich einen mir wohlanständigen Accord mit mir, nahm mich auf seine Chaise immer nach Ütersen zu. Ich verwunderte mich, daß ich die Nacht mit ihm auf einen großen Edelhof kam und eine kohlschwarze, wohlgekleidete Frau und drei schwarzgelbe Kinder fand. Es ging alles herrlich zu. Ich hatte nicht vermeinet: daß Zutritt, wegen der Frau, hatte, so eine Mecklenburgerin, und gerne hochdeutsch reden gehöret; item bei Herrn Schmeißern aus Halle, welcher in der opera, spielete und sang, aber mich bald zum Unglück verführet hätte, maßen er mich überredete: mit ihm nach Ottensen, welches ein Dorf bei Hamburg und voller Hurhäuser, zu gehen. So ich zwar mitging. Als ich aber den Zustand gewahr ward, schlich ich mich heimlich davon. Er war die Nacht dageblieben und hatte des Morgens weder Geld noch Kleider. Denn sie hatten’s ihm genommen und ihn herausgestoßen. Er wollte hernach klagen. Aber nichts. – „Warum seid ihr ’nein gegangen? Wer hat’s gethan?“ , – Ich lachte ihn darnach aus. Ich gedachte Kondition in Hamburg zu bekommen. Legte mich deshalb ein und kam bei dem Raths-Barbier Herrn Jessen. Denn der alte war gestorben. Ich hatte es recht gut, und der Herr hielt viel auf mich wegen meiner Wissenschaft; schickte mich bei die Patienten. Ohne, daß sonst in Hamburg nicht schlecht gespeiset wird, hatten wir immer das schönste Essen, und nach dem Essen griff die Frau in die Ficken nach den Würfeln; wer das wenigste warf, mußte Wein zahlens; summa: es ging gut. Und ich war lange da, weil mich der Herr nicht weglassen wollte, bis ein gewisser Regiments-Feldscher vom Nordischen Draguner-Regiment, unterm König von Dänemark, zu meinem Herrn kam; denn sie waren gute Brüder und Freunde. Welchem er von mir möchte gesagt haben. Der machte gleich einen mir wohlanständigen Accord mit mir, nahm mich auf seine Chaise immer nach Ütersen zu. Ich verwunderte mich, daß ich die Nacht mit ihm auf einen großen Edelhof kam und eine kohlschwarze, wohlgekleidete Frau und drei schwarzgelbe Kinder fand. Es ging alles herrlich zu. 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Ich hatte es recht gut, und der Herr hielt viel auf mich wegen meiner Wissenschaft; schickte mich bei die Patienten. Ohne, daß sonst in Hamburg nicht schlecht gespeiset wird, hatten wir immer das schönste Essen, und nach dem Essen griff die Frau in die Ficken nach den Würfeln; wer das wenigste warf, mußte Wein zahlens; <hi rendition="#aq">summa</hi>: es ging gut.</p> <p>Und ich war lange da, weil mich der Herr nicht weglassen wollte, bis ein gewisser Regiments-Feldscher vom Nordischen Draguner-Regiment, unterm König von Dänemark, zu meinem Herrn kam; denn sie waren gute Brüder und Freunde. Welchem er von mir möchte gesagt haben. Der machte gleich einen mir wohlanständigen Accord mit mir, nahm mich auf seine Chaise immer nach Ütersen zu.</p> <p>Ich verwunderte mich, daß ich die Nacht mit ihm auf einen großen Edelhof kam und eine kohlschwarze, wohlgekleidete Frau und drei schwarzgelbe Kinder fand. Es ging alles herrlich zu. 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Zutritt, wegen der Frau, hatte, so eine Mecklenburgerin, und gerne hochdeutsch reden gehöret; item bei Herrn Schmeißern aus Halle, welcher in der opera, spielete und sang, aber mich bald zum Unglück verführet hätte, maßen er mich überredete: mit ihm nach Ottensen, welches ein Dorf bei Hamburg und voller Hurhäuser, zu gehen. So ich zwar mitging. Als ich aber den Zustand gewahr ward, schlich ich mich heimlich davon. Er war die Nacht dageblieben und hatte des Morgens weder Geld noch Kleider. Denn sie hatten’s ihm genommen und ihn herausgestoßen. Er wollte hernach klagen. Aber nichts. – „Warum seid ihr ’nein gegangen? Wer hat’s gethan?“ , – Ich lachte ihn darnach aus.
Ich gedachte Kondition in Hamburg zu bekommen. Legte mich deshalb ein und kam bei dem Raths-Barbier Herrn Jessen. Denn der alte war gestorben. Ich hatte es recht gut, und der Herr hielt viel auf mich wegen meiner Wissenschaft; schickte mich bei die Patienten. Ohne, daß sonst in Hamburg nicht schlecht gespeiset wird, hatten wir immer das schönste Essen, und nach dem Essen griff die Frau in die Ficken nach den Würfeln; wer das wenigste warf, mußte Wein zahlens; summa: es ging gut.
Und ich war lange da, weil mich der Herr nicht weglassen wollte, bis ein gewisser Regiments-Feldscher vom Nordischen Draguner-Regiment, unterm König von Dänemark, zu meinem Herrn kam; denn sie waren gute Brüder und Freunde. Welchem er von mir möchte gesagt haben. Der machte gleich einen mir wohlanständigen Accord mit mir, nahm mich auf seine Chaise immer nach Ütersen zu.
Ich verwunderte mich, daß ich die Nacht mit ihm auf einen großen Edelhof kam und eine kohlschwarze, wohlgekleidete Frau und drei schwarzgelbe Kinder fand. Es ging alles herrlich zu. Ich hatte nicht vermeinet: daß
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/176>, abgerufen am 26.07.2024. |