Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.sein! Und halte ich selbst dafür: daß diese Leute Zauberer sind, jedoch, so strenge Justiz halten. Sie sagten uns zuletzt: wann wir den Kerl nicht würden von uns thun und ins Meer werfen, würden wir alle umbkommen. - Wir lachten drüber' allein es wäre bald geschehen. Denn, als wir den vierten Tag drauf mit der ganzen Flotte aus dem Hafen in See gingen, bekamen wir bald starken Wind und instehenden Sturm, in welchem die Schiff alle auseinander, einer hie-, der andere dahinging. Unser Schiff war vornhin schwer und nicht wohl besegelt, weshalb wir immer Bruder-Letzt waren. Der Sturm ward je länger, je heftiger. Also, daß wir mußten die Segel einnehmen. Da ward das Schiff von Wind und Wellen bald unten, bald die quer geschmissen. Und weil das Schiff von dem Schleudern sehr leck wurde, konnte ich nicht mehr unten bleiben, mit Angst anzusehen, wie das Wasser durch das Schiff rann. Ich mußte mich gleichwohl oben anbinden, wollte ich nicht über Hals und Kopf stürzen. Meine schönen Haar flogen mir immer umb den Kopf herum und stunden mir zu Berge. Ehe man sich's versahe, kam eine Woge oder Welle nach der anderen und überschwemmete das Schiff; als wenn's uns auf einmal versaufen wollte. Da bet't, wer beten kann etc. Zuletzt schlug unser Mast über ein, mit Donnern und Prasselen. Da fiel der Muth allen. Wir meineten: bald unser Ende zu sehen. Doch war es noch ein Trost, daß wir mitten in See und nicht stranden konnten. Das Volk wollte mit einer Not den Lappen in See schmeißen. Aber der Kommandeur hatte ihn bei sich in die Kajüt versteckt. Sonst hätte er dran gemußt. Der Sturm währete bis in'n vierten Tag und wollte kein Ende nehmen. sein! Und halte ich selbst dafür: daß diese Leute Zauberer sind, jedoch, so strenge Justiz halten. Sie sagten uns zuletzt: wann wir den Kerl nicht würden von uns thun und ins Meer werfen, würden wir alle umbkommen. – Wir lachten drüber’ allein es wäre bald geschehen. Denn, als wir den vierten Tag drauf mit der ganzen Flotte aus dem Hafen in See gingen, bekamen wir bald starken Wind und instehenden Sturm, in welchem die Schiff alle auseinander, einer hie-, der andere dahinging. Unser Schiff war vornhin schwer und nicht wohl besegelt, weshalb wir immer Bruder-Letzt waren. Der Sturm ward je länger, je heftiger. Also, daß wir mußten die Segel einnehmen. Da ward das Schiff von Wind und Wellen bald unten, bald die quer geschmissen. Und weil das Schiff von dem Schleudern sehr leck wurde, konnte ich nicht mehr unten bleiben, mit Angst anzusehen, wie das Wasser durch das Schiff rann. Ich mußte mich gleichwohl oben anbinden, wollte ich nicht über Hals und Kopf stürzen. Meine schönen Haar flogen mir immer umb den Kopf herum und stunden mir zu Berge. Ehe man sich’s versahe, kam eine Woge oder Welle nach der anderen und überschwemmete das Schiff; als wenn’s uns auf einmal versaufen wollte. Da bet’t, wer beten kann etc. Zuletzt schlug unser Mast über ein, mit Donnern und Prasselen. Da fiel der Muth allen. Wir meineten: bald unser Ende zu sehen. Doch war es noch ein Trost, daß wir mitten in See und nicht stranden konnten. Das Volk wollte mit einer Not den Lappen in See schmeißen. Aber der Kommandeur hatte ihn bei sich in die Kajüt versteckt. Sonst hätte er dran gemußt. Der Sturm währete bis in’n vierten Tag und wollte kein Ende nehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173"/> sein! Und halte ich selbst dafür: daß diese Leute Zauberer sind, jedoch, so strenge Justiz halten. Sie sagten uns zuletzt: wann wir den Kerl nicht würden von uns thun und ins Meer werfen, würden wir alle umbkommen. – Wir lachten drüber’ allein es wäre bald geschehen.</p> <p><hi rendition="#in">D</hi>enn, als wir den vierten Tag drauf mit der ganzen Flotte aus dem Hafen in See gingen, bekamen wir bald starken Wind und instehenden Sturm, in welchem die Schiff alle auseinander, einer hie-, der andere dahinging. Unser Schiff war vornhin schwer und nicht wohl besegelt, weshalb wir immer Bruder-Letzt waren. Der Sturm ward je länger, je heftiger. Also, daß wir mußten die Segel einnehmen.</p> <p>Da ward das Schiff von Wind und Wellen bald unten, bald die quer geschmissen. Und weil das Schiff von dem Schleudern sehr leck wurde, konnte ich nicht mehr unten bleiben, mit Angst anzusehen, wie das Wasser durch das Schiff rann. Ich mußte mich gleichwohl oben anbinden, wollte ich nicht über Hals und Kopf stürzen. Meine schönen Haar flogen mir immer umb den Kopf herum und stunden mir zu Berge. Ehe man sich’s versahe, kam eine Woge oder Welle nach der anderen und überschwemmete das Schiff; als wenn’s uns auf einmal versaufen wollte. Da bet’t, wer beten kann etc.</p> <p>Zuletzt schlug unser Mast über ein, mit Donnern und Prasselen. Da fiel der Muth allen. Wir meineten: bald unser Ende zu sehen. Doch war es noch ein Trost, daß wir mitten in See und nicht stranden konnten.</p> <p>Das Volk wollte mit einer Not den Lappen in See schmeißen. Aber der Kommandeur hatte ihn bei sich in die Kajüt versteckt. Sonst hätte er dran gemußt.</p> <p>Der Sturm währete bis in’n vierten Tag und wollte kein Ende nehmen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
sein! Und halte ich selbst dafür: daß diese Leute Zauberer sind, jedoch, so strenge Justiz halten. Sie sagten uns zuletzt: wann wir den Kerl nicht würden von uns thun und ins Meer werfen, würden wir alle umbkommen. – Wir lachten drüber’ allein es wäre bald geschehen.
Denn, als wir den vierten Tag drauf mit der ganzen Flotte aus dem Hafen in See gingen, bekamen wir bald starken Wind und instehenden Sturm, in welchem die Schiff alle auseinander, einer hie-, der andere dahinging. Unser Schiff war vornhin schwer und nicht wohl besegelt, weshalb wir immer Bruder-Letzt waren. Der Sturm ward je länger, je heftiger. Also, daß wir mußten die Segel einnehmen.
Da ward das Schiff von Wind und Wellen bald unten, bald die quer geschmissen. Und weil das Schiff von dem Schleudern sehr leck wurde, konnte ich nicht mehr unten bleiben, mit Angst anzusehen, wie das Wasser durch das Schiff rann. Ich mußte mich gleichwohl oben anbinden, wollte ich nicht über Hals und Kopf stürzen. Meine schönen Haar flogen mir immer umb den Kopf herum und stunden mir zu Berge. Ehe man sich’s versahe, kam eine Woge oder Welle nach der anderen und überschwemmete das Schiff; als wenn’s uns auf einmal versaufen wollte. Da bet’t, wer beten kann etc.
Zuletzt schlug unser Mast über ein, mit Donnern und Prasselen. Da fiel der Muth allen. Wir meineten: bald unser Ende zu sehen. Doch war es noch ein Trost, daß wir mitten in See und nicht stranden konnten.
Das Volk wollte mit einer Not den Lappen in See schmeißen. Aber der Kommandeur hatte ihn bei sich in die Kajüt versteckt. Sonst hätte er dran gemußt.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/173>, abgerufen am 26.07.2024. |