Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

Köpfen anzusehen. Sie schlugen eine gute Part tot und brachten sie ans Schiff.

Als wir die äußersten nordischen Inseln erreichet, liefen wir in einen schönen, gelegenen Hafen, allwo fünfundsiebenzig Schiffe mit zwei Convoyers lagen und unserer lange gewartet. Und weil sie uns verloren geachtet, war die Freude desto größer, als sie uns sahen, hießen uns von jedem Schiff mit drei Stücken, mit Trompeten und Pauken willkommen. Unsere Makkers waren auch schon da.

Ich setzte mich, umb alles wohl zu sehen, welches gar schön ließ, da sie die schönen Flaggen und Wimpel in'n Schiffen weihen ließen, in eine an dem Hinterteil des Schiffes hangende Schaluppe, unter welcher gleich ein sechspfundiges Stück zum Gatt ginge.

Als wir uns nun vor den Willkommen bedankten, und der Kapitän befohlen, die Stück im Vorderteil des Schiffs zu lösen, lauft ein böser Bube mit der Lunte hinter, wo ich sitze - sollte vielleicht ein Possen heißen - und zündet das Stück an. Weil aber die Schalupp nicht hoch gnug über das Stück, reissen die Leinen von der Gewalt, und fahre ich mit sambt der Schaluppe in See. Ich wußte nicht von mir selbst, wie mir geschehen. Doch gab mir solches einen Stich in'n Kopf, als wenn ich mit einem Degen durchstochen.

Die andern sehen das Unglück, kommen gleich, mich zu retten, und ziehen mich heraus, halbtot, legen mich in meine Hängematte. - Da war mein Gehöre weg; worüber ich mich sehr betrübte.

Ich brauchte zwar allerhand Mittel; aber half nichts. Und währete solches wohl vierzehen Tage, ehe ich mich resolvierete und einen deutschen Meister von'n andern Schiff zu mir holen ließ, welcher mir die Ader auf dem

Köpfen anzusehen. Sie schlugen eine gute Part tot und brachten sie ans Schiff.

Als wir die äußersten nordischen Inseln erreichet, liefen wir in einen schönen, gelegenen Hafen, allwo fünfundsiebenzig Schiffe mit zwei Convoyers lagen und unserer lange gewartet. Und weil sie uns verloren geachtet, war die Freude desto größer, als sie uns sahen, hießen uns von jedem Schiff mit drei Stücken, mit Trompeten und Pauken willkommen. Unsere Makkers waren auch schon da.

Ich setzte mich, umb alles wohl zu sehen, welches gar schön ließ, da sie die schönen Flaggen und Wimpel in’n Schiffen weihen ließen, in eine an dem Hinterteil des Schiffes hangende Schaluppe, unter welcher gleich ein sechspfundiges Stück zum Gatt ginge.

Als wir uns nun vor den Willkommen bedankten, und der Kapitän befohlen, die Stück im Vorderteil des Schiffs zu lösen, lauft ein böser Bube mit der Lunte hinter, wo ich sitze – sollte vielleicht ein Possen heißen – und zündet das Stück an. Weil aber die Schalupp nicht hoch gnug über das Stück, reissen die Leinen von der Gewalt, und fahre ich mit sambt der Schaluppe in See. Ich wußte nicht von mir selbst, wie mir geschehen. Doch gab mir solches einen Stich in’n Kopf, als wenn ich mit einem Degen durchstochen.

Die andern sehen das Unglück, kommen gleich, mich zu retten, und ziehen mich heraus, halbtot, legen mich in meine Hängematte. – Da war mein Gehöre weg; worüber ich mich sehr betrübte.

Ich brauchte zwar allerhand Mittel; aber half nichts. Und währete solches wohl vierzehen Tage, ehe ich mich resolvierete und einen deutschen Meister von’n andern Schiff zu mir holen ließ, welcher mir die Ader auf dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0166"/>
Köpfen anzusehen. Sie schlugen eine gute Part tot und brachten sie ans Schiff.</p>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>ls wir die äußersten nordischen Inseln erreichet, liefen wir in einen schönen, gelegenen Hafen, allwo fünfundsiebenzig Schiffe mit zwei <hi rendition="#aq">Convoyers</hi> lagen und unserer lange gewartet. Und weil sie uns verloren geachtet, war die Freude desto größer, als sie uns sahen, hießen uns von jedem Schiff mit drei Stücken, mit Trompeten und Pauken willkommen. Unsere Makkers waren auch schon da.</p>
          <p>Ich setzte mich, umb alles wohl zu sehen, welches gar schön ließ, da sie die schönen Flaggen und Wimpel in&#x2019;n Schiffen weihen ließen, in eine an dem Hinterteil des Schiffes hangende Schaluppe, unter welcher gleich ein sechspfundiges Stück zum Gatt ginge.</p>
          <p>Als wir uns nun vor den Willkommen bedankten, und der Kapitän befohlen, die Stück im Vorderteil des Schiffs zu lösen, lauft ein böser Bube mit der Lunte hinter, wo ich sitze &#x2013; sollte vielleicht ein Possen heißen &#x2013; und zündet das Stück an. Weil aber die Schalupp nicht hoch gnug über das Stück, reissen die Leinen von der Gewalt, und fahre ich mit sambt der Schaluppe in See. Ich wußte nicht von mir selbst, wie mir geschehen. Doch gab mir solches einen Stich in&#x2019;n Kopf, als wenn ich mit einem Degen durchstochen.</p>
          <p>Die andern sehen das Unglück, kommen gleich, mich zu retten, und ziehen mich heraus, halbtot, legen mich in meine Hängematte. &#x2013; Da war mein Gehöre weg; worüber ich mich sehr betrübte.</p>
          <p>Ich brauchte zwar allerhand Mittel; aber half nichts. Und währete solches wohl vierzehen Tage, ehe ich mich resolvierete und einen deutschen Meister von&#x2019;n andern Schiff zu mir holen ließ, welcher mir die Ader auf dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0166] Köpfen anzusehen. Sie schlugen eine gute Part tot und brachten sie ans Schiff. Als wir die äußersten nordischen Inseln erreichet, liefen wir in einen schönen, gelegenen Hafen, allwo fünfundsiebenzig Schiffe mit zwei Convoyers lagen und unserer lange gewartet. Und weil sie uns verloren geachtet, war die Freude desto größer, als sie uns sahen, hießen uns von jedem Schiff mit drei Stücken, mit Trompeten und Pauken willkommen. Unsere Makkers waren auch schon da. Ich setzte mich, umb alles wohl zu sehen, welches gar schön ließ, da sie die schönen Flaggen und Wimpel in’n Schiffen weihen ließen, in eine an dem Hinterteil des Schiffes hangende Schaluppe, unter welcher gleich ein sechspfundiges Stück zum Gatt ginge. Als wir uns nun vor den Willkommen bedankten, und der Kapitän befohlen, die Stück im Vorderteil des Schiffs zu lösen, lauft ein böser Bube mit der Lunte hinter, wo ich sitze – sollte vielleicht ein Possen heißen – und zündet das Stück an. Weil aber die Schalupp nicht hoch gnug über das Stück, reissen die Leinen von der Gewalt, und fahre ich mit sambt der Schaluppe in See. Ich wußte nicht von mir selbst, wie mir geschehen. Doch gab mir solches einen Stich in’n Kopf, als wenn ich mit einem Degen durchstochen. Die andern sehen das Unglück, kommen gleich, mich zu retten, und ziehen mich heraus, halbtot, legen mich in meine Hängematte. – Da war mein Gehöre weg; worüber ich mich sehr betrübte. Ich brauchte zwar allerhand Mittel; aber half nichts. Und währete solches wohl vierzehen Tage, ehe ich mich resolvierete und einen deutschen Meister von’n andern Schiff zu mir holen ließ, welcher mir die Ader auf dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/166
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/166>, abgerufen am 24.11.2024.