Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.bissen, wie die Hunde, und quiekten und murreten. Ich wußte nicht, was ich machen sollte und mußte mich retirieren, bis die Leute an Bord kamen und sie vollends totschlugen und zurechtmacheten. Sie sind ziemlich groß, wie das große Kalb, und sehen artig aus, bunt, mit einem runden Köpfchen, hellen Augen und kurzen Öhrchen; vorne zwei Flarren, damit sie rudern und fortrutschen; hinten wie ein Fisch mit dem Schwanz, doch kolbig und spitz. Wir segleten Jütland vorbei und stachen nach England über, den Texel vorbei nach Rotterdam, allwo unsere Herrschaft schon von uns Nachricht hatte; uns mit Branntwein und Wein, item Bier den Willkommen geben ließ. Und wurden wohl gespeiset; dabei sich etliche wohl besoffen hatten. Wir blieben noch eine Nacht auf dem Schiff. Des andern Tages bekamen wir unser Monatgeld, und ich noch von jedem gefangenen Fisch einen Reichsthaler unsers Geldes. Mir wurde gesaget: wann ich übers Jahr wieder mitreisen wollte, sollte ich hier, oder wieder in Hamburg, im vorigen Keller, sein. So ich versprochen. - Ich nahm meine Sachen und ging mit ins Wirtshaus, da die meisten logiereten von unserm Volk. Ich wollte anfangs mit nach Spanien gehen; weil aber damals alles bunt herging, bedacht ich mich wieder: es war teuer zehren, daß ich resolvierte: mit einem Schiff wieder nach Hamburg zu gehen. So auch andern Tags geschahe. Ich legte mich wieder zu meinem alten Wirte in'n Keller, welcher sich freuete und mich wert hatte. Es ging nach der alten Weise. Und verdienete ich mehr, als ich verzehren that und hatte dabei meinen Willen. bissen, wie die Hunde, und quiekten und murreten. Ich wußte nicht, was ich machen sollte und mußte mich retirieren, bis die Leute an Bord kamen und sie vollends totschlugen und zurechtmacheten. Sie sind ziemlich groß, wie das große Kalb, und sehen artig aus, bunt, mit einem runden Köpfchen, hellen Augen und kurzen Öhrchen; vorne zwei Flarren, damit sie rudern und fortrutschen; hinten wie ein Fisch mit dem Schwanz, doch kolbig und spitz. Wir segleten Jütland vorbei und stachen nach England über, den Texel vorbei nach Rotterdam, allwo unsere Herrschaft schon von uns Nachricht hatte; uns mit Branntwein und Wein, item Bier den Willkommen geben ließ. Und wurden wohl gespeiset; dabei sich etliche wohl besoffen hatten. Wir blieben noch eine Nacht auf dem Schiff. Des andern Tages bekamen wir unser Monatgeld, und ich noch von jedem gefangenen Fisch einen Reichsthaler unsers Geldes. Mir wurde gesaget: wann ich übers Jahr wieder mitreisen wollte, sollte ich hier, oder wieder in Hamburg, im vorigen Keller, sein. So ich versprochen. – Ich nahm meine Sachen und ging mit ins Wirtshaus, da die meisten logiereten von unserm Volk. Ich wollte anfangs mit nach Spanien gehen; weil aber damals alles bunt herging, bedacht ich mich wieder: es war teuer zehren, daß ich resolvierte: mit einem Schiff wieder nach Hamburg zu gehen. So auch andern Tags geschahe. Ich legte mich wieder zu meinem alten Wirte in’n Keller, welcher sich freuete und mich wert hatte. Es ging nach der alten Weise. Und verdienete ich mehr, als ich verzehren that und hatte dabei meinen Willen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158"/> bissen, wie die Hunde, und quiekten und murreten. Ich wußte nicht, was ich machen sollte und mußte mich retirieren, bis die Leute an Bord kamen und sie vollends totschlugen und zurechtmacheten. Sie sind ziemlich groß, wie das große Kalb, und sehen artig aus, bunt, mit einem runden Köpfchen, hellen Augen und kurzen Öhrchen; vorne zwei Flarren, damit sie rudern und fortrutschen; hinten wie ein Fisch mit dem Schwanz, doch kolbig und spitz.</p> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir segleten Jütland vorbei und stachen nach England über, den Texel vorbei nach Rotterdam, allwo unsere Herrschaft schon von uns Nachricht hatte; uns mit Branntwein und Wein, <hi rendition="#aq">item</hi> Bier den Willkommen geben ließ. Und wurden wohl gespeiset; dabei sich etliche wohl besoffen hatten. Wir blieben noch eine Nacht auf dem Schiff. Des andern Tages bekamen wir unser Monatgeld, und ich noch von jedem gefangenen Fisch einen Reichsthaler unsers Geldes.</p> <p>Mir wurde gesaget: wann ich übers Jahr wieder mitreisen wollte, sollte ich hier, oder wieder in Hamburg, im vorigen Keller, sein. So ich versprochen. – Ich nahm meine Sachen und ging mit ins Wirtshaus, da die meisten logiereten von unserm Volk.</p> <p>Ich wollte anfangs mit nach Spanien gehen; weil aber damals alles bunt herging, bedacht ich mich wieder: es war teuer zehren, daß ich resolvierte: mit einem Schiff wieder nach Hamburg zu gehen. So auch andern Tags geschahe.</p> <p>Ich legte mich wieder zu meinem alten Wirte in’n Keller, welcher sich freuete und mich wert hatte. Es ging nach der alten Weise. Und verdienete ich mehr, als ich verzehren that und hatte dabei meinen Willen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0158]
bissen, wie die Hunde, und quiekten und murreten. Ich wußte nicht, was ich machen sollte und mußte mich retirieren, bis die Leute an Bord kamen und sie vollends totschlugen und zurechtmacheten. Sie sind ziemlich groß, wie das große Kalb, und sehen artig aus, bunt, mit einem runden Köpfchen, hellen Augen und kurzen Öhrchen; vorne zwei Flarren, damit sie rudern und fortrutschen; hinten wie ein Fisch mit dem Schwanz, doch kolbig und spitz.
Wir segleten Jütland vorbei und stachen nach England über, den Texel vorbei nach Rotterdam, allwo unsere Herrschaft schon von uns Nachricht hatte; uns mit Branntwein und Wein, item Bier den Willkommen geben ließ. Und wurden wohl gespeiset; dabei sich etliche wohl besoffen hatten. Wir blieben noch eine Nacht auf dem Schiff. Des andern Tages bekamen wir unser Monatgeld, und ich noch von jedem gefangenen Fisch einen Reichsthaler unsers Geldes.
Mir wurde gesaget: wann ich übers Jahr wieder mitreisen wollte, sollte ich hier, oder wieder in Hamburg, im vorigen Keller, sein. So ich versprochen. – Ich nahm meine Sachen und ging mit ins Wirtshaus, da die meisten logiereten von unserm Volk.
Ich wollte anfangs mit nach Spanien gehen; weil aber damals alles bunt herging, bedacht ich mich wieder: es war teuer zehren, daß ich resolvierte: mit einem Schiff wieder nach Hamburg zu gehen. So auch andern Tags geschahe.
Ich legte mich wieder zu meinem alten Wirte in’n Keller, welcher sich freuete und mich wert hatte. Es ging nach der alten Weise. Und verdienete ich mehr, als ich verzehren that und hatte dabei meinen Willen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/158 |
Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/158>, abgerufen am 26.07.2024. |