Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Wir repariereten unser Schiff, weil es in dem gewaltigen Sturm sehr leck geworden und brachten die Zeit mit Fischen und wilde Gänse- und Entenschießen zu. Ich habe mein Tag nicht mehr Fisch, als in der Baye, gesehen. Ganze Klumper gingen miteinander. Sonderlich der Hai, von welches Haut die rauhen Messerstiel und Säbelscheiden gemacht werden. Dies ist ein Fisch, etwa vier bis fünf Ellen lang, schwarz, fast wie ein Karpen gestalt, doch mit einer aufgeworfenen Schnautze. Er ist ein großer Raubfisch und frißt alles, was ihm vorkombt, aber keinen einzigen von denen, die ihn immer da begleiten und umb ihn continue bei großer Menge herschwimmen, wie ich mit Augen vom Schiff gesehen habe. Er ist von der Kapazität, wann ein Mensch sich badet, oder sonst in die See fället, selbem einen Arm oder Fuß abzubeißen; so scharfe Zähn hat er. Unser Kommandeur handelte noch viel Stockfisch, welcher da häufig gefangen und auf Leinen in der Luft getreuget und dann zu uns gebracht wird. Da sind ganze Scheunen voll, wie bei uns Getreidig. Wir machten uns alle drei wieder fertig auf die Heimreise und huben bei Moyen-Wetter die Anker auf, segelten immer die nordische Küste, allwo es schrecklich viel kleine Inseln hat, her und trafen aufm Sand in der Sonne viel Seehunde an, welche da spieleten und sich sonneten. Da mußten vier Schaluppen mit Volk hin. Und schlugen wohl hundertundfunfzig tot; welche sie alle auf das Schiff brachten, die Haut abzogen und das Fett absonderlich thaten; das heißt Berger Thran, und ist besser als andrer. Als sie da ihre Arbeit mit den Hunden hatten, bliebe ich mit Willen im Schiff. Die Thiere wurden hineingeschmissen, übereinander. Und wurden etliche wieder lebendig, welche da rumkrochen und walzten, umb sich Wir repariereten unser Schiff, weil es in dem gewaltigen Sturm sehr leck geworden und brachten die Zeit mit Fischen und wilde Gänse- und Entenschießen zu. Ich habe mein Tag nicht mehr Fisch, als in der Baye, gesehen. Ganze Klumper gingen miteinander. Sonderlich der Hai, von welches Haut die rauhen Messerstiel und Säbelscheiden gemacht werden. Dies ist ein Fisch, etwa vier bis fünf Ellen lang, schwarz, fast wie ein Karpen gestalt, doch mit einer aufgeworfenen Schnautze. Er ist ein großer Raubfisch und frißt alles, was ihm vorkombt, aber keinen einzigen von denen, die ihn immer da begleiten und umb ihn continue bei großer Menge herschwimmen, wie ich mit Augen vom Schiff gesehen habe. Er ist von der Kapazität, wann ein Mensch sich badet, oder sonst in die See fället, selbem einen Arm oder Fuß abzubeißen; so scharfe Zähn hat er. Unser Kommandeur handelte noch viel Stockfisch, welcher da häufig gefangen und auf Leinen in der Luft getreuget und dann zu uns gebracht wird. Da sind ganze Scheunen voll, wie bei uns Getreidig. Wir machten uns alle drei wieder fertig auf die Heimreise und huben bei Moyen-Wetter die Anker auf, segelten immer die nordische Küste, allwo es schrecklich viel kleine Inseln hat, her und trafen aufm Sand in der Sonne viel Seehunde an, welche da spieleten und sich sonneten. Da mußten vier Schaluppen mit Volk hin. Und schlugen wohl hundertundfunfzig tot; welche sie alle auf das Schiff brachten, die Haut abzogen und das Fett absonderlich thaten; das heißt Berger Thran, und ist besser als andrer. Als sie da ihre Arbeit mit den Hunden hatten, bliebe ich mit Willen im Schiff. Die Thiere wurden hineingeschmissen, übereinander. 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Die Thiere wurden hineingeschmissen, übereinander. Und wurden etliche wieder lebendig, welche da rumkrochen und walzten, umb sich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Wir repariereten unser Schiff, weil es in dem gewaltigen Sturm sehr leck geworden und brachten die Zeit mit Fischen und wilde Gänse- und Entenschießen zu. Ich habe mein Tag nicht mehr Fisch, als in der Baye, gesehen. Ganze Klumper gingen miteinander. Sonderlich der Hai, von welches Haut die rauhen Messerstiel und Säbelscheiden gemacht werden. Dies ist ein Fisch, etwa vier bis fünf Ellen lang, schwarz, fast wie ein Karpen gestalt, doch mit einer aufgeworfenen Schnautze. Er ist ein großer Raubfisch und frißt alles, was ihm vorkombt, aber keinen einzigen von denen, die ihn immer da begleiten und umb ihn continue bei großer Menge herschwimmen, wie ich mit Augen vom Schiff gesehen habe. Er ist von der Kapazität, wann ein Mensch sich badet, oder sonst in die See fället, selbem einen Arm oder Fuß abzubeißen; so scharfe Zähn hat er.
Unser Kommandeur handelte noch viel Stockfisch, welcher da häufig gefangen und auf Leinen in der Luft getreuget und dann zu uns gebracht wird. Da sind ganze Scheunen voll, wie bei uns Getreidig.
Wir machten uns alle drei wieder fertig auf die Heimreise und huben bei Moyen-Wetter die Anker auf, segelten immer die nordische Küste, allwo es schrecklich viel kleine Inseln hat, her und trafen aufm Sand in der Sonne viel Seehunde an, welche da spieleten und sich sonneten. Da mußten vier Schaluppen mit Volk hin. Und schlugen wohl hundertundfunfzig tot; welche sie alle auf das Schiff brachten, die Haut abzogen und das Fett absonderlich thaten; das heißt Berger Thran, und ist besser als andrer. Als sie da ihre Arbeit mit den Hunden hatten, bliebe ich mit Willen im Schiff. Die Thiere wurden hineingeschmissen, übereinander. Und wurden etliche wieder lebendig, welche da rumkrochen und walzten, umb sich
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/156>, abgerufen am 26.07.2024. |