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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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alles nichts; daß er an die Schiff käme etc. Sintemal, wie oben gedacht, das Thier die Menschen sehr scheuet und weit sehen kann, ob es wohl sehr kleine Augen hat.

Einsmals in schönem, hellen Wetter, ob es wohl in unsern Landen Mitternacht sein möchte, (denn da von Junii bis Septembris allezeit Tag ist; und man nicht anders Tag und Nacht unterscheidet, als wenn die Sonne, so allezeit gesehen - aber der Mond und Stern wegen der Sonne Glanz nicht gesehen wird - im Osten, Norden, Westen oder Süden stehet; und wann die Sonne einmal umbgelaufen, ein Etmal heißet) wie nämlich unsere Leute von der vielen Arbeit geschlafen, habe ich eine Leine, sehr lang, wohl vierzig bis fünfzig Lachter, ans Schiff festgemacht und eine Schaluppe angebunden; mich darein gesetzet und so ins Meer schwimmen lassen; umb Seemöven, sind große Eisvögel, größer als weiße Gänse, zu fangen, welche gerne Speck fressen, deshalb auch häufig zu dem geschlachten Walfisch kommen, auch zu dem etwa vom Schwertfisch erlegten, welcher mit dem Walfisch kämpfet, unter solchen läuft und mit seinem großen, scharfen Schwert (welches er auf dem Rücken hat, so in der See weit gesehen wird und blinket) ihm den Bauch aufschneidet und ihn also tötet. Die Möwen verraten's, daß den Walfisch die Fischer finden. Oder er auch an'n Strand getrieben wird. Da die Leute im äußersten Norden-Lande, Finnen und Lappen, von dem Thran essen, brennen und vom Gebein und Rippen sich Häuser bauen.

Als ich nun so in der Schaluppe, weit vom Schiff entfernet, saß und an einer Angel den Eisvögeln Speck vorwarf und sie fangete (wiewohl man solche wegen Thranigkeit nicht essen kann), da kombt dicht bei meiner Schalupp ein greulich großer Walfisch in die Höhe. Deß erschrak ich sehr. Kriegte meine Leine und zog mich in

alles nichts; daß er an die Schiff käme etc. Sintemal, wie oben gedacht, das Thier die Menschen sehr scheuet und weit sehen kann, ob es wohl sehr kleine Augen hat.

Einsmals in schönem, hellen Wetter, ob es wohl in unsern Landen Mitternacht sein möchte, (denn da von Junii bis Septembris allezeit Tag ist; und man nicht anders Tag und Nacht unterscheidet, als wenn die Sonne, so allezeit gesehen – aber der Mond und Stern wegen der Sonne Glanz nicht gesehen wird – im Osten, Norden, Westen oder Süden stehet; und wann die Sonne einmal umbgelaufen, ein Etmal heißet) wie nämlich unsere Leute von der vielen Arbeit geschlafen, habe ich eine Leine, sehr lang, wohl vierzig bis fünfzig Lachter, ans Schiff festgemacht und eine Schaluppe angebunden; mich darein gesetzet und so ins Meer schwimmen lassen; umb Seemöven, sind große Eisvögel, größer als weiße Gänse, zu fangen, welche gerne Speck fressen, deshalb auch häufig zu dem geschlachten Walfisch kommen, auch zu dem etwa vom Schwertfisch erlegten, welcher mit dem Walfisch kämpfet, unter solchen läuft und mit seinem großen, scharfen Schwert (welches er auf dem Rücken hat, so in der See weit gesehen wird und blinket) ihm den Bauch aufschneidet und ihn also tötet. Die Möwen verraten’s, daß den Walfisch die Fischer finden. Oder er auch an’n Strand getrieben wird. Da die Leute im äußersten Norden-Lande, Finnen und Lappen, von dem Thran essen, brennen und vom Gebein und Rippen sich Häuser bauen.

Als ich nun so in der Schaluppe, weit vom Schiff entfernet, saß und an einer Angel den Eisvögeln Speck vorwarf und sie fangete (wiewohl man solche wegen Thranigkeit nicht essen kann), da kombt dicht bei meiner Schalupp ein greulich großer Walfisch in die Höhe. Deß erschrak ich sehr. Kriegte meine Leine und zog mich in

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/132>, abgerufen am 24.11.2024.