Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.J.N.J. Mein Lebenslauf Weil ich bei Erzählung einiger Dinge, so mir begegnet und ich selbst mit Augen gesehen, ja mehrenteils erfahren und leiden müssen, von vielen guten Freunden ersuchet worden, solches nacheinander aufzuschreiben, so habe ich bei müßigen Stunden, GOtt zuförderst zum Preis vor seine gnädige und wunderbarliche Erhaltung, meinem Nächsten, der solches lieset, zum Dienst, Lehre und Warnung, zu wahrer Gottesfurcht und vertrauen auf GOtt, sonder eiteln Ruhm, das sei ferne - nicht uns Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen sei Lob, Preis und Ehr! - solches hiemit, soviel mir beigefallen, und ich mich noch entsinnen können, thun wollen. Von meiner Erziehung und Eltern Fürwahr, GOtt, Du bist ein wunderbarer GOtt und führest auch die Deinen wunderbar über allen menschlichen Verstand. Denn da ich allhie in Halle neben meinem itzigen Hause und etwa zwei oder drei Ellen, durch die Wand zu rechnen, von der Stelle, da ich itzo schlafe und nach GOttes willen sterben werde, geboren (war anno 1665, den 18. Decembris im Zeichen der Jungfrau) und in der Moritz-Kirche, da ich bei die funfzehen Jahr ein J.N.J. Mein Lebenslauf Weil ich bei Erzählung einiger Dinge, so mir begegnet und ich selbst mit Augen gesehen, ja mehrenteils erfahren und leiden müssen, von vielen guten Freunden ersuchet worden, solches nacheinander aufzuschreiben, so habe ich bei müßigen Stunden, GOtt zuförderst zum Preis vor seine gnädige und wunderbarliche Erhaltung, meinem Nächsten, der solches lieset, zum Dienst, Lehre und Warnung, zu wahrer Gottesfurcht und vertrauen auf GOtt, sonder eiteln Ruhm, das sei ferne – nicht uns Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen sei Lob, Preis und Ehr! – solches hiemit, soviel mir beigefallen, und ich mich noch entsinnen können, thun wollen. Von meiner Erziehung und Eltern Fürwahr, GOtt, Du bist ein wunderbarer GOtt und führest auch die Deinen wunderbar über allen menschlichen Verstand. Denn da ich allhie in Halle neben meinem itzigen Hause und etwa zwei oder drei Ellen, durch die Wand zu rechnen, von der Stelle, da ich itzo schlafe und nach GOttes willen sterben werde, geboren (war anno 1665, den 18. Decembris im Zeichen der Jungfrau) und in der Moritz-Kirche, da ich bei die funfzehen Jahr ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">J.N.J.<lb/><space dim="vertical"/>Mein Lebenslauf</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>eil ich bei Erzählung einiger Dinge, so mir begegnet und ich selbst mit Augen gesehen, ja mehrenteils erfahren und leiden müssen, von vielen guten Freunden ersuchet worden, solches nacheinander aufzuschreiben, so habe ich bei müßigen Stunden, GOtt zuförderst zum Preis vor seine gnädige und wunderbarliche Erhaltung, meinem Nächsten, der solches lieset, zum Dienst, Lehre und Warnung, zu wahrer Gottesfurcht und vertrauen auf GOtt, sonder eiteln Ruhm, das sei ferne – nicht uns Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen sei Lob, Preis und Ehr! – solches hiemit, soviel mir beigefallen, und ich mich noch entsinnen können, thun wollen.</p> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Von meiner Erziehung und Eltern</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">F</hi>ürwahr, GOtt, Du bist ein wunderbarer GOtt und führest auch die Deinen wunderbar über allen menschlichen Verstand. Denn da ich allhie in Halle neben meinem itzigen Hause und etwa zwei oder drei Ellen, durch die Wand zu rechnen, von der Stelle, da ich itzo schlafe und nach GOttes willen sterben werde, geboren (war anno 1665, den 18. Decembris im Zeichen der Jungfrau) und in der Moritz-Kirche, da ich bei die funfzehen Jahr ein </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
J.N.J.
Mein Lebenslauf
Weil ich bei Erzählung einiger Dinge, so mir begegnet und ich selbst mit Augen gesehen, ja mehrenteils erfahren und leiden müssen, von vielen guten Freunden ersuchet worden, solches nacheinander aufzuschreiben, so habe ich bei müßigen Stunden, GOtt zuförderst zum Preis vor seine gnädige und wunderbarliche Erhaltung, meinem Nächsten, der solches lieset, zum Dienst, Lehre und Warnung, zu wahrer Gottesfurcht und vertrauen auf GOtt, sonder eiteln Ruhm, das sei ferne – nicht uns Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen sei Lob, Preis und Ehr! – solches hiemit, soviel mir beigefallen, und ich mich noch entsinnen können, thun wollen.
Von meiner Erziehung und Eltern
Fürwahr, GOtt, Du bist ein wunderbarer GOtt und führest auch die Deinen wunderbar über allen menschlichen Verstand. Denn da ich allhie in Halle neben meinem itzigen Hause und etwa zwei oder drei Ellen, durch die Wand zu rechnen, von der Stelle, da ich itzo schlafe und nach GOttes willen sterben werde, geboren (war anno 1665, den 18. Decembris im Zeichen der Jungfrau) und in der Moritz-Kirche, da ich bei die funfzehen Jahr ein
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/13>, abgerufen am 05.07.2024. |