Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

Der König von Dänemark hatte damals dem Herzog von Holstein sein Land inne. Dadurch bekam er Streit und setzte sich in Kriegsverfassung. Unsere Bataillion mußten heraus und nach Oldesloe, welches ein Paß nach Lübeck und Hamburg, zwischen der Trave und Morast gelegen. Weil es aber Berge umb sich hat, so ihm schädlich, mußten wohl sechstausend Mann dran arbeiten, die Berge abzukarren und eine Festung draus zu machen. Das wollten Hamburg, Lübeck und andere, auch Lüneburg, Hannover, nicht leiden. Weil die Sache in Güte durch Kommissarien nicht gehoben werden konnte, rückten zwölftausend Schweden und Lüneburgische gegen uns ins Feld. Da gab sich der König von Dänemark bei solchem Ernst und mußte ganz Holstein dem Fürsten restituieren und den Festungsbau in Oldesloe nachlassen.

Mittlerweil hatte ich ein gut Quartier bei einem Barbier, wo die Hamburger Post wechselte, und speisete ich täglich bei den Frembden mit und accommodierte selbige. Welches dem Wirt wohl gefiele und er mir allen willen ließ.

Mein Kleid war nicht viel mehr Nutz. Und weil ich an Gelde keinen Mangel hatte, und Lübeck nur vier Meiln davon war, ein lustiger Weg, machte ich mich auf die Reise bei schönem Wetter. Und ob ich wohl Gelegenheit zu fahren gnug hatte, wollte ich doch lieber gehen und das Postgeld menagieren. Aber es bekam mir sehr übel.

Hinwärts ging es sehr gut, und hatte die pläsierlichste Reise, unterwegens trank ich Milch bei den Bauren.

Als ich nun an die Stadt kam, hatten die Lübecker eben ihr Schießen vor dem Thor, da ich einmußte. Sie zogen mit großer Solennität auf. Und der König ist

Der König von Dänemark hatte damals dem Herzog von Holstein sein Land inne. Dadurch bekam er Streit und setzte sich in Kriegsverfassung. Unsere Bataillion mußten heraus und nach Oldesloe, welches ein Paß nach Lübeck und Hamburg, zwischen der Trave und Morast gelegen. Weil es aber Berge umb sich hat, so ihm schädlich, mußten wohl sechstausend Mann dran arbeiten, die Berge abzukarren und eine Festung draus zu machen. Das wollten Hamburg, Lübeck und andere, auch Lüneburg, Hannover, nicht leiden. Weil die Sache in Güte durch Kommissarien nicht gehoben werden konnte, rückten zwölftausend Schweden und Lüneburgische gegen uns ins Feld. Da gab sich der König von Dänemark bei solchem Ernst und mußte ganz Holstein dem Fürsten restituieren und den Festungsbau in Oldesloe nachlassen.

Mittlerweil hatte ich ein gut Quartier bei einem Barbier, wo die Hamburger Post wechselte, und speisete ich täglich bei den Frembden mit und accommodierte selbige. Welches dem Wirt wohl gefiele und er mir allen willen ließ.

Mein Kleid war nicht viel mehr Nutz. Und weil ich an Gelde keinen Mangel hatte, und Lübeck nur vier Meiln davon war, ein lustiger Weg, machte ich mich auf die Reise bei schönem Wetter. Und ob ich wohl Gelegenheit zu fahren gnug hatte, wollte ich doch lieber gehen und das Postgeld menagieren. Aber es bekam mir sehr übel.

Hinwärts ging es sehr gut, und hatte die pläsierlichste Reise, unterwegens trank ich Milch bei den Bauren.

Als ich nun an die Stadt kam, hatten die Lübecker eben ihr Schießen vor dem Thor, da ich einmußte. Sie zogen mit großer Solennität auf. Und der König ist

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <pb facs="#f0113"/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er König von Dänemark hatte damals dem Herzog von Holstein sein Land inne. Dadurch bekam er Streit und setzte sich in Kriegsverfassung. Unsere Bataillion mußten heraus und nach Oldesloe, welches ein Paß nach Lübeck und Hamburg, zwischen der Trave und Morast gelegen. Weil es aber Berge umb sich hat, so ihm schädlich, mußten wohl sechstausend Mann dran arbeiten, die Berge abzukarren und eine Festung draus zu machen. Das wollten Hamburg, Lübeck und andere, auch Lüneburg, Hannover, nicht leiden. Weil die Sache in Güte durch Kommissarien nicht gehoben werden konnte, rückten zwölftausend Schweden und Lüneburgische gegen uns ins Feld. Da gab sich der König von Dänemark bei solchem Ernst und mußte ganz Holstein dem Fürsten restituieren und den Festungsbau in Oldesloe nachlassen.</p>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>ittlerweil hatte ich ein gut Quartier bei einem Barbier, wo die Hamburger Post wechselte, und speisete ich täglich bei den Frembden mit und accommodierte selbige. Welches dem Wirt wohl gefiele und er mir allen willen ließ.</p>
          <p>Mein Kleid war nicht viel mehr Nutz. Und weil ich an Gelde keinen Mangel hatte, und Lübeck nur vier Meiln davon war, ein lustiger Weg, machte ich mich auf die Reise bei schönem Wetter. Und ob ich wohl Gelegenheit zu fahren gnug hatte, wollte ich doch lieber gehen und das Postgeld menagieren. Aber es bekam mir sehr übel.</p>
          <p>Hinwärts ging es sehr gut, und hatte die pläsierlichste Reise, unterwegens trank ich Milch bei den Bauren.</p>
          <p>Als ich nun an die Stadt kam, hatten die Lübecker eben ihr Schießen vor dem Thor, da ich einmußte. Sie zogen mit großer Solennität auf. Und der König ist
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0113] Der König von Dänemark hatte damals dem Herzog von Holstein sein Land inne. Dadurch bekam er Streit und setzte sich in Kriegsverfassung. Unsere Bataillion mußten heraus und nach Oldesloe, welches ein Paß nach Lübeck und Hamburg, zwischen der Trave und Morast gelegen. Weil es aber Berge umb sich hat, so ihm schädlich, mußten wohl sechstausend Mann dran arbeiten, die Berge abzukarren und eine Festung draus zu machen. Das wollten Hamburg, Lübeck und andere, auch Lüneburg, Hannover, nicht leiden. Weil die Sache in Güte durch Kommissarien nicht gehoben werden konnte, rückten zwölftausend Schweden und Lüneburgische gegen uns ins Feld. Da gab sich der König von Dänemark bei solchem Ernst und mußte ganz Holstein dem Fürsten restituieren und den Festungsbau in Oldesloe nachlassen. Mittlerweil hatte ich ein gut Quartier bei einem Barbier, wo die Hamburger Post wechselte, und speisete ich täglich bei den Frembden mit und accommodierte selbige. Welches dem Wirt wohl gefiele und er mir allen willen ließ. Mein Kleid war nicht viel mehr Nutz. Und weil ich an Gelde keinen Mangel hatte, und Lübeck nur vier Meiln davon war, ein lustiger Weg, machte ich mich auf die Reise bei schönem Wetter. Und ob ich wohl Gelegenheit zu fahren gnug hatte, wollte ich doch lieber gehen und das Postgeld menagieren. Aber es bekam mir sehr übel. Hinwärts ging es sehr gut, und hatte die pläsierlichste Reise, unterwegens trank ich Milch bei den Bauren. Als ich nun an die Stadt kam, hatten die Lübecker eben ihr Schießen vor dem Thor, da ich einmußte. Sie zogen mit großer Solennität auf. Und der König ist

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/113
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/113>, abgerufen am 24.11.2024.