Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.hatte, weil es sehr gefährlich aussahe mit dem Krieg, folgete ich seiner Vermahnung (NB. Welches alle Kinder zu ihrem Wohlergehen thun sollen!) und machte mich von der Sache solcher Gestalt los: Es war ein dänischer Chirurgus, mit Namen Hans Lundt, dem viel drum zu thun war; der bezahlete mir meine angeschaffte Feldkiste wohl und ging an meiner Stelle mit. Er kam aber übers Jahr nacket und bloß wieder maßen ihn auf der Rückreise die französischen Kaper gefangen und ihm alles genommen hatten. - Dem Obrist Ellenberger (von welchem ich meinen Abschied mit Hand und Siegel noch zeigen kann) aber, wurde der Kopf abgeschlagen, weil er Dixmuyden ohne Not übergeben und Hochverrats beschuldiget worden. - Ich dankte hienach GOtt, daß ich meinem Vater gefolget hatte. Inmittelst, weil, wie vorgedacht, mit dem alten Regiments-Feldscher kein Auskommen mehr war, und ich weg wollte, wollte mich der General nicht vom Regiment lassen. Weil vier Kompagnien von selbigem in der Festung Crempe lagen, mußte ich dahin und kriegte meine monatlichen Traktamente von jeder Kompagnien richtig, was aber extra war, oder wenn sich die Soldaten selbst verwundt, mußte mir bezahlet werden. Da ging es wieder gut. Und war ich bei dem Kommandanten sehr wohl angesehen, wie auch bei allen Offizieren. NB. Denn wer was kann, den hält man wert, den ungeschicketen niemand begehrt! Ich hatte mein gut Quartier, gute Leute, die mich warteten mit Bettwärmen, mittages mit Speisen, und mich mit Wäsche versorgeten, wie ein Kind, umb billig Geld. Ich ging fleißig in die Kirche und hörete GOttes Wort. Sonderlich, wann Herr Matthias von Kronhelm predigte, ich gar selten ohne Thränen aus der Kirche hatte, weil es sehr gefährlich aussahe mit dem Krieg, folgete ich seiner Vermahnung (NB. Welches alle Kinder zu ihrem Wohlergehen thun sollen!) und machte mich von der Sache solcher Gestalt los: Es war ein dänischer Chirurgus, mit Namen Hans Lundt, dem viel drum zu thun war; der bezahlete mir meine angeschaffte Feldkiste wohl und ging an meiner Stelle mit. Er kam aber übers Jahr nacket und bloß wieder maßen ihn auf der Rückreise die französischen Kaper gefangen und ihm alles genommen hatten. – Dem Obrist Ellenberger (von welchem ich meinen Abschied mit Hand und Siegel noch zeigen kann) aber, wurde der Kopf abgeschlagen, weil er Dixmuyden ohne Not übergeben und Hochverrats beschuldiget worden. – Ich dankte hienach GOtt, daß ich meinem Vater gefolget hatte. Inmittelst, weil, wie vorgedacht, mit dem alten Regiments-Feldscher kein Auskommen mehr war, und ich weg wollte, wollte mich der General nicht vom Regiment lassen. Weil vier Kompagnien von selbigem in der Festung Crempe lagen, mußte ich dahin und kriegte meine monatlichen Traktamente von jeder Kompagnien richtig, was aber extra war, oder wenn sich die Soldaten selbst verwundt, mußte mir bezahlet werden. Da ging es wieder gut. Und war ich bei dem Kommandanten sehr wohl angesehen, wie auch bei allen Offizieren. NB. Denn wer was kann, den hält man wert, den ungeschicketen niemand begehrt! Ich hatte mein gut Quartier, gute Leute, die mich warteten mit Bettwärmen, mittages mit Speisen, und mich mit Wäsche versorgeten, wie ein Kind, umb billig Geld. Ich ging fleißig in die Kirche und hörete GOttes Wort. Sonderlich, wann Herr Matthias von Kronhelm predigte, ich gar selten ohne Thränen aus der Kirche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110"/> hatte, weil es sehr gefährlich aussahe mit dem Krieg, folgete ich seiner Vermahnung (<hi rendition="#aq">NB</hi>. 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Weil vier Kompagnien von selbigem in der Festung Crempe lagen, mußte ich dahin und kriegte meine monatlichen Traktamente von jeder Kompagnien richtig, was aber extra war, oder wenn sich die Soldaten selbst verwundt, mußte mir bezahlet werden.</p> <p>Da ging es wieder gut. Und war ich bei dem Kommandanten sehr wohl angesehen, wie auch bei allen Offizieren. <hi rendition="#aq">NB</hi>. Denn wer was kann, den hält man wert, den ungeschicketen niemand begehrt! Ich hatte mein gut Quartier, gute Leute, die mich warteten mit Bettwärmen, mittages mit Speisen, und mich mit Wäsche versorgeten, wie ein Kind, umb billig Geld.</p> <p>Ich ging fleißig in die Kirche und hörete GOttes Wort. Sonderlich, wann Herr Matthias von Kronhelm predigte, ich gar selten ohne Thränen aus der Kirche </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
hatte, weil es sehr gefährlich aussahe mit dem Krieg, folgete ich seiner Vermahnung (NB. Welches alle Kinder zu ihrem Wohlergehen thun sollen!) und machte mich von der Sache solcher Gestalt los: Es war ein dänischer Chirurgus, mit Namen Hans Lundt, dem viel drum zu thun war; der bezahlete mir meine angeschaffte Feldkiste wohl und ging an meiner Stelle mit. Er kam aber übers Jahr nacket und bloß wieder maßen ihn auf der Rückreise die französischen Kaper gefangen und ihm alles genommen hatten. – Dem Obrist Ellenberger (von welchem ich meinen Abschied mit Hand und Siegel noch zeigen kann) aber, wurde der Kopf abgeschlagen, weil er Dixmuyden ohne Not übergeben und Hochverrats beschuldiget worden. – Ich dankte hienach GOtt, daß ich meinem Vater gefolget hatte.
Inmittelst, weil, wie vorgedacht, mit dem alten Regiments-Feldscher kein Auskommen mehr war, und ich weg wollte, wollte mich der General nicht vom Regiment lassen. Weil vier Kompagnien von selbigem in der Festung Crempe lagen, mußte ich dahin und kriegte meine monatlichen Traktamente von jeder Kompagnien richtig, was aber extra war, oder wenn sich die Soldaten selbst verwundt, mußte mir bezahlet werden.
Da ging es wieder gut. Und war ich bei dem Kommandanten sehr wohl angesehen, wie auch bei allen Offizieren. NB. Denn wer was kann, den hält man wert, den ungeschicketen niemand begehrt! Ich hatte mein gut Quartier, gute Leute, die mich warteten mit Bettwärmen, mittages mit Speisen, und mich mit Wäsche versorgeten, wie ein Kind, umb billig Geld.
Ich ging fleißig in die Kirche und hörete GOttes Wort. Sonderlich, wann Herr Matthias von Kronhelm predigte, ich gar selten ohne Thränen aus der Kirche
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/110>, abgerufen am 26.07.2024. |