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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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nest; es ist unwahre Vorspiegelung, daß ihr Denken
in engerer Beziehung zum Neuen Testamente stehe, als zu
einem anderen Buche; das Gebet haben sie auf das gleiche
Niveau mit dem kräftigen Fluche herabgedrückt, der auch den
Sackträger zu erneuter Anstrengung stärkt, wenn der Sack zu
schwer scheint, um ihn auf die Schultern zu heben; ihre
Ethik ist ebenso unwissenschaftlich als irreligiös."

Jn einer Polemik Müllers gegen König bemerkt ersterer:
"Jst Christus nicht göttlicher Natur, wie alle Apostel
und Propheten schreiben, so ist unser ganzer Gotts-
dienst
der roheste Götzendienst. Oder sollte man einem
Menschen die höchsten und heiligsten Feste feiern, ihn zum
Mittelpunkt aller gottesdienstlicher Handlungen machen, zu
ihm singen, zu ihm beten, die Seligkeit auf ihn gründen?
Man betrachte doch unseren Götzendienst nur Ein Jahr lang,
höre doch die Liturgie u. s. w. und man muß sagen, daß
die Christen den wahrsten Götzendienst treiben, wenn
ihr Christus nur ein Mensch war."

Jm Vergleich zu den Differenzpunkten auf dem Gebiete
des Glaubens, wie sie in der neueren protestantischen Theologie
hervortreten, sind die Unterschiede zwischen katholischer und
positiv-gläubiger Auffassung des Christentums auf Seiten der
Protestanten von geringerer Bedeutung. Dieser Wahrnehmung
hat der angesehene Schriftsteller und spätere Konvertit F. von
Florencourt vor fast 50 Jahren Ausdruck gegeben:

"Der Unterschied zwischen dem römisch-katholischen Glau-
bensbekenntnisse und zwischen den symbolischen Büchern der
evangelischen Kirche ist unendlich klein, ist völlig nichtssagend
im Vergleiche mit der schroffen Differenz zwischen
dem Glaubensbekenntnisse der symbolischen Bücher und
zwischen dem Glauben der Lichtfreunde. Die ganze religiöse

neſt; es iſt unwahre Vorſpiegelung, daß ihr Denken
in engerer Beziehung zum Neuen Teſtamente ſtehe, als zu
einem anderen Buche; das Gebet haben ſie auf das gleiche
Niveau mit dem kräftigen Fluche herabgedrückt, der auch den
Sackträger zu erneuter Anſtrengung ſtärkt, wenn der Sack zu
ſchwer ſcheint, um ihn auf die Schultern zu heben; ihre
Ethik iſt ebenſo unwiſſenſchaftlich als irreligiös.‟

Jn einer Polemik Müllers gegen König bemerkt erſterer:
Jſt Chriſtus nicht göttlicher Natur, wie alle Apoſtel
und Propheten ſchreiben, ſo iſt unſer ganzer Gotts-
dienſt
der roheſte Götzendienſt. Oder ſollte man einem
Menſchen die höchſten und heiligſten Feſte feiern, ihn zum
Mittelpunkt aller gottesdienſtlicher Handlungen machen, zu
ihm ſingen, zu ihm beten, die Seligkeit auf ihn gründen?
Man betrachte doch unſeren Götzendienſt nur Ein Jahr lang,
höre doch die Liturgie u. ſ. w. und man muß ſagen, daß
die Chriſten den wahrſten Götzendienſt treiben, wenn
ihr Chriſtus nur ein Menſch war.‟

Jm Vergleich zu den Differenzpunkten auf dem Gebiete
des Glaubens, wie ſie in der neueren proteſtantiſchen Theologie
hervortreten, ſind die Unterſchiede zwiſchen katholiſcher und
poſitiv-gläubiger Auffaſſung des Chriſtentums auf Seiten der
Proteſtanten von geringerer Bedeutung. Dieſer Wahrnehmung
hat der angeſehene Schriftſteller und ſpätere Konvertit F. von
Florencourt vor faſt 50 Jahren Ausdruck gegeben:

„Der Unterſchied zwiſchen dem römiſch-katholiſchen Glau-
bensbekenntniſſe und zwiſchen den ſymboliſchen Büchern der
evangeliſchen Kirche iſt unendlich klein, iſt völlig nichtsſagend
im Vergleiche mit der ſchroffen Differenz zwiſchen
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[57/0069] neſt; es iſt unwahre Vorſpiegelung, daß ihr Denken in engerer Beziehung zum Neuen Teſtamente ſtehe, als zu einem anderen Buche; das Gebet haben ſie auf das gleiche Niveau mit dem kräftigen Fluche herabgedrückt, der auch den Sackträger zu erneuter Anſtrengung ſtärkt, wenn der Sack zu ſchwer ſcheint, um ihn auf die Schultern zu heben; ihre Ethik iſt ebenſo unwiſſenſchaftlich als irreligiös.‟ Jn einer Polemik Müllers gegen König bemerkt erſterer: „Jſt Chriſtus nicht göttlicher Natur, wie alle Apoſtel und Propheten ſchreiben, ſo iſt unſer ganzer Gotts- dienſt der roheſte Götzendienſt. Oder ſollte man einem Menſchen die höchſten und heiligſten Feſte feiern, ihn zum Mittelpunkt aller gottesdienſtlicher Handlungen machen, zu ihm ſingen, zu ihm beten, die Seligkeit auf ihn gründen? Man betrachte doch unſeren Götzendienſt nur Ein Jahr lang, höre doch die Liturgie u. ſ. w. und man muß ſagen, daß die Chriſten den wahrſten Götzendienſt treiben, wenn ihr Chriſtus nur ein Menſch war.‟ Jm Vergleich zu den Differenzpunkten auf dem Gebiete des Glaubens, wie ſie in der neueren proteſtantiſchen Theologie hervortreten, ſind die Unterſchiede zwiſchen katholiſcher und poſitiv-gläubiger Auffaſſung des Chriſtentums auf Seiten der Proteſtanten von geringerer Bedeutung. Dieſer Wahrnehmung hat der angeſehene Schriftſteller und ſpätere Konvertit F. von Florencourt vor faſt 50 Jahren Ausdruck gegeben: „Der Unterſchied zwiſchen dem römiſch-katholiſchen Glau- bensbekenntniſſe und zwiſchen den ſymboliſchen Büchern der evangeliſchen Kirche iſt unendlich klein, iſt völlig nichtsſagend im Vergleiche mit der ſchroffen Differenz zwiſchen dem Glaubensbekenntniſſe der ſymboliſchen Bücher und zwiſchen dem Glauben der Lichtfreunde. Die ganze religiöſe

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/69>, abgerufen am 04.12.2024.