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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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Bestürzt über solch traurige und niederschlagende Wahr-
nehmungen suchte Luther nach Erklärungsgründen für diese
unerwarteten Erscheinungen. Er machte sich die Sache leicht,
indem er dieselben dem Einflusse des Teufels zuschrieb. Dieser,
erbost über das "Licht des neuen Evangeliums", räche sich
dadurch, daß er alles aufbiete den Menschen das "Evan-
gelium" zu verleiden. Da Luther zugleich die Schwarmgeister
und falschen Propheten, die er selbst mit "Feuer, Schwert
und Scheiterhaufen" hätte "ausfegen" mögen, in so großer
Zahl als seine Widersacher sich erheben sah, wollte er daraus
das nahe bevorstehende Weltende erkennen. Er, wie die Pre-
diger der folgenden Periode, finden ein ergiebiges Thema für
ihre Predigten, um den baldigen Untergang der Welt voraus-
zusagen. Ähnlich wie Falb in unseren Tagen, demonstrierte
Pfarrer J. W. Grosse 1629 in einer Schrift1): "Ehren-
rettung des seligen Martin Luther," daß dieser ein Dutzend
Prophezeiungen gegeben habe, die sich teilweise erfüllt hätten,
worin er das Weltende als bald bevorstehend voraussagte.
Doch kann er nicht umhin einzugestehen, daß man sich darüber
lustig mache, wie man denn spottweise von einer solchen
Prophezeiung aufs Jahr 1588 im Volksmunde sagte:

"Anno achtzig und acht
Jst das Jahr, das ich betracht;
Geht in dem die Welt nicht unter,
Geschieht doch sonst ein merklich Wunder."

Ein Doktor J. Wigand predigt über den jüngsten Tag.
Ambrosius Taurerus2) hat 40 Anzeigen vom Ende der Welt;
das ein und dreißigste lautet:

1) Zu Leipzig gedruckt.
2) Jn seiner Schrift: Ausrufer.

Beſtürzt über ſolch traurige und niederſchlagende Wahr-
nehmungen ſuchte Luther nach Erklärungsgründen für dieſe
unerwarteten Erſcheinungen. Er machte ſich die Sache leicht,
indem er dieſelben dem Einfluſſe des Teufels zuſchrieb. Dieſer,
erboſt über das „Licht des neuen Evangeliums‟, räche ſich
dadurch, daß er alles aufbiete den Menſchen das „Evan-
gelium‟ zu verleiden. Da Luther zugleich die Schwarmgeiſter
und falſchen Propheten, die er ſelbſt mit „Feuer, Schwert
und Scheiterhaufen‟ hätte „ausfegen‟ mögen, in ſo großer
Zahl als ſeine Widerſacher ſich erheben ſah, wollte er daraus
das nahe bevorſtehende Weltende erkennen. Er, wie die Pre-
diger der folgenden Periode, finden ein ergiebiges Thema für
ihre Predigten, um den baldigen Untergang der Welt voraus-
zuſagen. Ähnlich wie Falb in unſeren Tagen, demonſtrierte
Pfarrer J. W. Groſſe 1629 in einer Schrift1): „Ehren-
rettung des ſeligen Martin Luther,‟ daß dieſer ein Dutzend
Prophezeiungen gegeben habe, die ſich teilweiſe erfüllt hätten,
worin er das Weltende als bald bevorſtehend vorausſagte.
Doch kann er nicht umhin einzugeſtehen, daß man ſich darüber
luſtig mache, wie man denn ſpottweiſe von einer ſolchen
Prophezeiung aufs Jahr 1588 im Volksmunde ſagte:

„Anno achtzig und acht
Jſt das Jahr, das ich betracht;
Geht in dem die Welt nicht unter,
Geſchieht doch ſonſt ein merklich Wunder.‟

Ein Doktor J. Wigand predigt über den jüngſten Tag.
Ambroſius Taurerus2) hat 40 Anzeigen vom Ende der Welt;
das ein und dreißigſte lautet:

1) Zu Leipzig gedruckt.
2) Jn ſeiner Schrift: Ausrufer.
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[42/0054] Beſtürzt über ſolch traurige und niederſchlagende Wahr- nehmungen ſuchte Luther nach Erklärungsgründen für dieſe unerwarteten Erſcheinungen. Er machte ſich die Sache leicht, indem er dieſelben dem Einfluſſe des Teufels zuſchrieb. Dieſer, erboſt über das „Licht des neuen Evangeliums‟, räche ſich dadurch, daß er alles aufbiete den Menſchen das „Evan- gelium‟ zu verleiden. Da Luther zugleich die Schwarmgeiſter und falſchen Propheten, die er ſelbſt mit „Feuer, Schwert und Scheiterhaufen‟ hätte „ausfegen‟ mögen, in ſo großer Zahl als ſeine Widerſacher ſich erheben ſah, wollte er daraus das nahe bevorſtehende Weltende erkennen. Er, wie die Pre- diger der folgenden Periode, finden ein ergiebiges Thema für ihre Predigten, um den baldigen Untergang der Welt voraus- zuſagen. Ähnlich wie Falb in unſeren Tagen, demonſtrierte Pfarrer J. W. Groſſe 1629 in einer Schrift 1): „Ehren- rettung des ſeligen Martin Luther,‟ daß dieſer ein Dutzend Prophezeiungen gegeben habe, die ſich teilweiſe erfüllt hätten, worin er das Weltende als bald bevorſtehend vorausſagte. Doch kann er nicht umhin einzugeſtehen, daß man ſich darüber luſtig mache, wie man denn ſpottweiſe von einer ſolchen Prophezeiung aufs Jahr 1588 im Volksmunde ſagte: „Anno achtzig und acht Jſt das Jahr, das ich betracht; Geht in dem die Welt nicht unter, Geſchieht doch ſonſt ein merklich Wunder.‟ Ein Doktor J. Wigand predigt über den jüngſten Tag. Ambroſius Taurerus 2) hat 40 Anzeigen vom Ende der Welt; das ein und dreißigſte lautet: 1) Zu Leipzig gedruckt. 2) Jn ſeiner Schrift: Ausrufer.

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/54>, abgerufen am 12.12.2024.