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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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sein (Christi) Amt und Werk ist das, daß er uns täglich
Sünde und Tod ausziehe, seine Heiligkeit und Leben uns
anziehe."

"Diese Predigt nun sollte man billig mit großen Freuden
annehmen und danach auch fromm sein. So kehrt es sich
leider um, und die Welt wird aus dieser Lehre nun je
länger, je ärger.
Das ist der leidige Teufel selbst. Wie
man sieht, daß die Leute jetztund geiziger, unbarmherziger,
unzüchtiger, frecher und ärger sind, denn zuvor unterm
Papsttum1)."

Die Polemik Luthers gegen die guten Werke trug gleich-
falls ihre Früchte. Das zeigen wiederholte Klagen in den
Schriften des "Reformators".

"Jm Papsttum thaten die Leute jene närrischen und
unnützen Werke ohne Zahl viel mit großer Lust, Willen, Fleiß,
Andacht und schweren Unkosten. Jn unseren Kirchen aber,
da die wahre Lehre von den guten Werken aufs allerfleißigste
getrieben wird, sind die Leute so faul und unfleißig Gutes
zu thun, daß nicht zu sagen ist. Je mehr sie ermahnt wer-
den Gutes zu thun, sich untereinander zu lieben, die Bauch-
sorge fahren zu lassen u. s. w., je kälter und fauler sie
werden zu alledem, womit sie ihren Glauben und christlichen
Wandel üben und beweisen sollen2)."

"Sobald sie von der Freiheit gehört haben, wissen sie
sich bald darauf zu berufen und zu sagen: Bin ich frei, so
mag ich thun, was ich will; mag das meine verkaufen, so
teuer als ich will; item werden wir nicht selig um unserer
guten Werke willen, warum sollte ich dem Dürftigen Almosen
geben? Und wenn sie gleich mit Worten solches nicht sagen,

1) Hauspostille, Walch XIII, 19.
2) Erkl. d. Br. an die Gal. Walch VIII, 2689.

ſein (Chriſti) Amt und Werk iſt das, daß er uns täglich
Sünde und Tod ausziehe, ſeine Heiligkeit und Leben uns
anziehe.‟

„Dieſe Predigt nun ſollte man billig mit großen Freuden
annehmen und danach auch fromm ſein. So kehrt es ſich
leider um, und die Welt wird aus dieſer Lehre nun je
länger, je ärger.
Das iſt der leidige Teufel ſelbſt. Wie
man ſieht, daß die Leute jetztund geiziger, unbarmherziger,
unzüchtiger, frecher und ärger ſind, denn zuvor unterm
Papſttum1).‟

Die Polemik Luthers gegen die guten Werke trug gleich-
falls ihre Früchte. Das zeigen wiederholte Klagen in den
Schriften des „Reformators‟.

„Jm Papſttum thaten die Leute jene närriſchen und
unnützen Werke ohne Zahl viel mit großer Luſt, Willen, Fleiß,
Andacht und ſchweren Unkoſten. Jn unſeren Kirchen aber,
da die wahre Lehre von den guten Werken aufs allerfleißigſte
getrieben wird, ſind die Leute ſo faul und unfleißig Gutes
zu thun, daß nicht zu ſagen iſt. Je mehr ſie ermahnt wer-
den Gutes zu thun, ſich untereinander zu lieben, die Bauch-
ſorge fahren zu laſſen u. ſ. w., je kälter und fauler ſie
werden zu alledem, womit ſie ihren Glauben und chriſtlichen
Wandel üben und beweiſen ſollen2).‟

„Sobald ſie von der Freiheit gehört haben, wiſſen ſie
ſich bald darauf zu berufen und zu ſagen: Bin ich frei, ſo
mag ich thun, was ich will; mag das meine verkaufen, ſo
teuer als ich will; item werden wir nicht ſelig um unſerer
guten Werke willen, warum ſollte ich dem Dürftigen Almoſen
geben? Und wenn ſie gleich mit Worten ſolches nicht ſagen,

1) Hauspoſtille, Walch XIII, 19.
2) Erkl. d. Br. an die Gal. Walch VIII, 2689.
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[40/0052] ſein (Chriſti) Amt und Werk iſt das, daß er uns täglich Sünde und Tod ausziehe, ſeine Heiligkeit und Leben uns anziehe.‟ „Dieſe Predigt nun ſollte man billig mit großen Freuden annehmen und danach auch fromm ſein. So kehrt es ſich leider um, und die Welt wird aus dieſer Lehre nun je länger, je ärger. Das iſt der leidige Teufel ſelbſt. Wie man ſieht, daß die Leute jetztund geiziger, unbarmherziger, unzüchtiger, frecher und ärger ſind, denn zuvor unterm Papſttum 1).‟ Die Polemik Luthers gegen die guten Werke trug gleich- falls ihre Früchte. Das zeigen wiederholte Klagen in den Schriften des „Reformators‟. „Jm Papſttum thaten die Leute jene närriſchen und unnützen Werke ohne Zahl viel mit großer Luſt, Willen, Fleiß, Andacht und ſchweren Unkoſten. Jn unſeren Kirchen aber, da die wahre Lehre von den guten Werken aufs allerfleißigſte getrieben wird, ſind die Leute ſo faul und unfleißig Gutes zu thun, daß nicht zu ſagen iſt. Je mehr ſie ermahnt wer- den Gutes zu thun, ſich untereinander zu lieben, die Bauch- ſorge fahren zu laſſen u. ſ. w., je kälter und fauler ſie werden zu alledem, womit ſie ihren Glauben und chriſtlichen Wandel üben und beweiſen ſollen 2).‟ „Sobald ſie von der Freiheit gehört haben, wiſſen ſie ſich bald darauf zu berufen und zu ſagen: Bin ich frei, ſo mag ich thun, was ich will; mag das meine verkaufen, ſo teuer als ich will; item werden wir nicht ſelig um unſerer guten Werke willen, warum ſollte ich dem Dürftigen Almoſen geben? Und wenn ſie gleich mit Worten ſolches nicht ſagen, 1) Hauspoſtille, Walch XIII, 19. 2) Erkl. d. Br. an die Gal. Walch VIII, 2689.

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/52>, abgerufen am 04.12.2024.