Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
"Du sollst kein falsches Zeugnis geben."

Das bekannte Ausschreiben des protestantischen Ober-Konsi-
storiums zu Darmstadt, worin gegen mehrere Sätze der
Encyklika Leos XIII. über die Canisiusfeier Protest erhoben
wurde, hat in Berlin auf der 50. General-Versammlung des
Gustav-Adolf-Vereins, sowie in Krefeld auf der neunten Jah-
resversammlung des sog. "Evangelischen Bundes" lautes Echo
und vollkommene Zustimmung gefunden. Daraus ergiebt sich
klar und deutlich, daß der Protestantismus in seinen offiziellen
Vertretern, Dr. Goldmann, Dr. Barkhausen u. a., es ver-
bietet, die sog. Reformation als Revolution und das ihr
nachfolgende große Sittenverderbnis als eine natürliche Folge
der "Reformation" darzustellen. Nur solches hatte der Papst
in seiner Encyklika behauptet, eine Sache, die auf katholischer
Seite seit 350 Jahren nie anders bezeichnet worden ist, auch
nicht anders bezeichnet werden kann, weil man sonst die Wahr-
heit auf den Kopf stellen würde. Noch ist kein Decennium
verflossen, seit uns der selige Prälat Dr. Janssen dasselbe
nicht bloß behauptet, sondern durch seine "Geschichte des
deutschen Volkes" aufs bündigste und klarste erwiesen hat,
wie vor einem halben Säkulum der Stiftspropst Dr. J. Döl-
linger in seinem dreibändigen Werke "Die Reformation, ihre
innere Entwicklung und ihre Wirkungen" die unwiderleglichsten
Beweise für diese Thatsache beibrachte. Selbst auch viele

Diesenbach, Reformation oder Revolution? 1
„Du ſollſt kein falſches Zeugnis geben.‟

Das bekannte Ausſchreiben des proteſtantiſchen Ober-Konſi-
ſtoriums zu Darmſtadt, worin gegen mehrere Sätze der
Encyklika Leos XIII. über die Caniſiusfeier Proteſt erhoben
wurde, hat in Berlin auf der 50. General-Verſammlung des
Guſtav-Adolf-Vereins, ſowie in Krefeld auf der neunten Jah-
resverſammlung des ſog. „Evangeliſchen Bundes‟ lautes Echo
und vollkommene Zuſtimmung gefunden. Daraus ergiebt ſich
klar und deutlich, daß der Proteſtantismus in ſeinen offiziellen
Vertretern, Dr. Goldmann, Dr. Barkhauſen u. a., es ver-
bietet, die ſog. Reformation als Revolution und das ihr
nachfolgende große Sittenverderbnis als eine natürliche Folge
der „Reformation‟ darzuſtellen. Nur ſolches hatte der Papſt
in ſeiner Encyklika behauptet, eine Sache, die auf katholiſcher
Seite ſeit 350 Jahren nie anders bezeichnet worden iſt, auch
nicht anders bezeichnet werden kann, weil man ſonſt die Wahr-
heit auf den Kopf ſtellen würde. Noch iſt kein Decennium
verfloſſen, ſeit uns der ſelige Prälat Dr. Janſſen dasſelbe
nicht bloß behauptet, ſondern durch ſeine „Geſchichte des
deutſchen Volkes‟ aufs bündigſte und klarſte erwieſen hat,
wie vor einem halben Säkulum der Stiftspropſt Dr. J. Döl-
linger in ſeinem dreibändigen Werke „Die Reformation, ihre
innere Entwicklung und ihre Wirkungen‟ die unwiderleglichſten
Beweiſe für dieſe Thatſache beibrachte. Selbſt auch viele

Dieſenbach, Reformation oder Revolution? 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <pb facs="#f0013" n="[1]"/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x201E;Du &#x017F;oll&#x017F;t kein fal&#x017F;ches Zeugnis geben.&#x201F;</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>as bekannte Aus&#x017F;chreiben des prote&#x017F;tanti&#x017F;chen Ober-Kon&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;toriums zu Darm&#x017F;tadt, worin gegen mehrere Sätze der<lb/>
Encyklika Leos <hi rendition="#aq">XIII.</hi> über die Cani&#x017F;iusfeier Prote&#x017F;t erhoben<lb/>
wurde, hat in Berlin auf der 50. General-Ver&#x017F;ammlung des<lb/>
Gu&#x017F;tav-Adolf-Vereins, &#x017F;owie in Krefeld auf der neunten Jah-<lb/>
resver&#x017F;ammlung des &#x017F;og. &#x201E;Evangeli&#x017F;chen Bundes&#x201F; lautes Echo<lb/>
und vollkommene Zu&#x017F;timmung gefunden. Daraus ergiebt &#x017F;ich<lb/>
klar und deutlich, daß der Prote&#x017F;tantismus in &#x017F;einen offiziellen<lb/>
Vertretern, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Goldmann, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Barkhau&#x017F;en u. a., es ver-<lb/>
bietet, die &#x017F;og. Reformation als Revolution und das ihr<lb/>
nachfolgende große Sittenverderbnis als eine natürliche Folge<lb/>
der &#x201E;Reformation&#x201F; darzu&#x017F;tellen. Nur &#x017F;olches hatte der Pap&#x017F;t<lb/>
in &#x017F;einer Encyklika behauptet, eine Sache, die auf katholi&#x017F;cher<lb/>
Seite &#x017F;eit 350 Jahren nie anders bezeichnet worden i&#x017F;t, auch<lb/>
nicht anders bezeichnet werden kann, weil man &#x017F;on&#x017F;t die Wahr-<lb/>
heit auf den Kopf &#x017F;tellen würde. Noch i&#x017F;t kein Decennium<lb/>
verflo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eit uns der &#x017F;elige Prälat <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Jan&#x017F;&#x017F;en das&#x017F;elbe<lb/>
nicht bloß behauptet, &#x017F;ondern durch &#x017F;eine &#x201E;Ge&#x017F;chichte des<lb/>
deut&#x017F;chen Volkes&#x201F; aufs bündig&#x017F;te und klar&#x017F;te erwie&#x017F;en hat,<lb/>
wie vor einem halben Säkulum der Stiftsprop&#x017F;t <hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. Döl-<lb/>
linger in &#x017F;einem dreibändigen Werke &#x201E;Die Reformation, ihre<lb/>
innere Entwicklung und ihre Wirkungen&#x201F; die unwiderleglich&#x017F;ten<lb/>
Bewei&#x017F;e für die&#x017F;e That&#x017F;ache beibrachte. Selb&#x017F;t auch viele<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Die&#x017F;enbach,</hi> Reformation oder Revolution? 1</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0013] „Du ſollſt kein falſches Zeugnis geben.‟ Das bekannte Ausſchreiben des proteſtantiſchen Ober-Konſi- ſtoriums zu Darmſtadt, worin gegen mehrere Sätze der Encyklika Leos XIII. über die Caniſiusfeier Proteſt erhoben wurde, hat in Berlin auf der 50. General-Verſammlung des Guſtav-Adolf-Vereins, ſowie in Krefeld auf der neunten Jah- resverſammlung des ſog. „Evangeliſchen Bundes‟ lautes Echo und vollkommene Zuſtimmung gefunden. Daraus ergiebt ſich klar und deutlich, daß der Proteſtantismus in ſeinen offiziellen Vertretern, Dr. Goldmann, Dr. Barkhauſen u. a., es ver- bietet, die ſog. Reformation als Revolution und das ihr nachfolgende große Sittenverderbnis als eine natürliche Folge der „Reformation‟ darzuſtellen. Nur ſolches hatte der Papſt in ſeiner Encyklika behauptet, eine Sache, die auf katholiſcher Seite ſeit 350 Jahren nie anders bezeichnet worden iſt, auch nicht anders bezeichnet werden kann, weil man ſonſt die Wahr- heit auf den Kopf ſtellen würde. Noch iſt kein Decennium verfloſſen, ſeit uns der ſelige Prälat Dr. Janſſen dasſelbe nicht bloß behauptet, ſondern durch ſeine „Geſchichte des deutſchen Volkes‟ aufs bündigſte und klarſte erwieſen hat, wie vor einem halben Säkulum der Stiftspropſt Dr. J. Döl- linger in ſeinem dreibändigen Werke „Die Reformation, ihre innere Entwicklung und ihre Wirkungen‟ die unwiderleglichſten Beweiſe für dieſe Thatſache beibrachte. Selbſt auch viele Dieſenbach, Reformation oder Revolution? 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/13
Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/13>, abgerufen am 23.11.2024.