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Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844.

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man braune, dickbäuchige, spanische Zwiebeln, in ihrer Fettheit spanischen Mönchen gleichend und muthwillig den Mädchen winkend, welche vorüber gingen und verschämt nach dem Mistelzweige schielten. Da sah man Birnen und Aepfel in Pyramiden zusammengestellt; Trauben, die der Kaufmann in seiner Gutmüthigkeit recht augenfällig im Gewölbe hängen ließ, daß den Vorübergehenden der Mund gratis wässere; Haufen von Haselnüssen, bemoost und braun, mit ihrem frischen Duft vergangene Streifereien in den Wald durch das raschelnde, fußhohe welke Laub zurückrufend; Norfolk-Biffins, fett und krispig, mit ihrer Bräune von den gelben Orangen abstechend und gar dringend bittend, daß man sie nach Hause tragen und nach Tische essen möge. Ja, selbst die Gold- und Silberfische, welche in einem Glas mitten unter den auserlesenen Früchten standen, obgleich von einem dick- und kaltblütigen Geschlechte, schienen zu wissen, daß etwas Besonderes los sei, und schwammen um ihre kleine Welt in langsamer und leidenschaftsloser Bewegung.

Ach die Materialwaarenläden! fast geschlossen waren sie, vielleicht ein oder zwei Laden vorgesetzt; aber welche Herrlichkeiten sah man durch diese Oeffnungen! Nicht allein, daß die Wagschalen mit einem fröhlichen Klange auf den Ladentische klirrten, oder daß der Bindfaden und seine Rolle so munter von einander schieden, oder daß die Büchsen wie durch Zauberei blitzschnell hin und herfuhren, oder daß der vermischte Geruch von Kaffee und Thee der Nase so wohlthuend war, die Rosinen so wunderschön, die Mandeln so

man braune, dickbäuchige, spanische Zwiebeln, in ihrer Fettheit spanischen Mönchen gleichend und muthwillig den Mädchen winkend, welche vorüber gingen und verschämt nach dem Mistelzweige schielten. Da sah man Birnen und Aepfel in Pyramiden zusammengestellt; Trauben, die der Kaufmann in seiner Gutmüthigkeit recht augenfällig im Gewölbe hängen ließ, daß den Vorübergehenden der Mund gratis wässere; Haufen von Haselnüssen, bemoost und braun, mit ihrem frischen Duft vergangene Streifereien in den Wald durch das raschelnde, fußhohe welke Laub zurückrufend; Norfolk-Biffins, fett und krispig, mit ihrer Bräune von den gelben Orangen abstechend und gar dringend bittend, daß man sie nach Hause tragen und nach Tische essen möge. Ja, selbst die Gold- und Silberfische, welche in einem Glas mitten unter den auserlesenen Früchten standen, obgleich von einem dick- und kaltblütigen Geschlechte, schienen zu wissen, daß etwas Besonderes los sei, und schwammen um ihre kleine Welt in langsamer und leidenschaftsloser Bewegung.

Ach die Materialwaarenläden! fast geschlossen waren sie, vielleicht ein oder zwei Laden vorgesetzt; aber welche Herrlichkeiten sah man durch diese Oeffnungen! Nicht allein, daß die Wagschalen mit einem fröhlichen Klange auf den Ladentische klirrten, oder daß der Bindfaden und seine Rolle so munter von einander schieden, oder daß die Büchsen wie durch Zauberei blitzschnell hin und herfuhren, oder daß der vermischte Geruch von Kaffee und Thee der Nase so wohlthuend war, die Rosinen so wunderschön, die Mandeln so

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[70/0070] man braune, dickbäuchige, spanische Zwiebeln, in ihrer Fettheit spanischen Mönchen gleichend und muthwillig den Mädchen winkend, welche vorüber gingen und verschämt nach dem Mistelzweige schielten. Da sah man Birnen und Aepfel in Pyramiden zusammengestellt; Trauben, die der Kaufmann in seiner Gutmüthigkeit recht augenfällig im Gewölbe hängen ließ, daß den Vorübergehenden der Mund gratis wässere; Haufen von Haselnüssen, bemoost und braun, mit ihrem frischen Duft vergangene Streifereien in den Wald durch das raschelnde, fußhohe welke Laub zurückrufend; Norfolk-Biffins, fett und krispig, mit ihrer Bräune von den gelben Orangen abstechend und gar dringend bittend, daß man sie nach Hause tragen und nach Tische essen möge. Ja, selbst die Gold- und Silberfische, welche in einem Glas mitten unter den auserlesenen Früchten standen, obgleich von einem dick- und kaltblütigen Geschlechte, schienen zu wissen, daß etwas Besonderes los sei, und schwammen um ihre kleine Welt in langsamer und leidenschaftsloser Bewegung. Ach die Materialwaarenläden! fast geschlossen waren sie, vielleicht ein oder zwei Laden vorgesetzt; aber welche Herrlichkeiten sah man durch diese Oeffnungen! Nicht allein, daß die Wagschalen mit einem fröhlichen Klange auf den Ladentische klirrten, oder daß der Bindfaden und seine Rolle so munter von einander schieden, oder daß die Büchsen wie durch Zauberei blitzschnell hin und herfuhren, oder daß der vermischte Geruch von Kaffee und Thee der Nase so wohlthuend war, die Rosinen so wunderschön, die Mandeln so

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Zitationshilfe: Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844/70>, abgerufen am 25.11.2024.