Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844."Und was ist da weiter?" antwortete er. "Selbst, wenn ich so viel klüger geworden bin, was ist da weiter? Gegen Sie bin ich nie anders geworden." Sie schüttelte den Kopf. "Bin ich anders?" "Unser Bund ist aus alter Zeit. Er wurde geschlossen, als wir Beide arm und zufrieden waren, bis wir unser Loos durch ausdauernden Fleiß verbessern könnten. Sie haben sich verändert. Als er geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch." "Ich war ein Knabe," sagte er ungeduldig. "Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie jetzt sind," antwortete sie. "Ich bin noch dieselbe. Das, was uns Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren, muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr Eins sind. Wie oft und wie bitter ich dies gefühlt habe, will ich nicht sagen; es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgeben kann." "Habe ich dies jemals verlangt?" "In Worten? nein. Niemals!" "Womit dann?" "Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch andere Bestrebungen des Lebens und durch eine andere Hoffnung, als seinem Ziel. In Allem, was meiner Liebe in Ihren Augen einigen Werth gab. Wenn alles Frühere nicht zwischen uns geschehen wäre," sagte das Mädchen, ihn „Und was ist da weiter?“ antwortete er. „Selbst, wenn ich so viel klüger geworden bin, was ist da weiter? Gegen Sie bin ich nie anders geworden.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bin ich anders?“ „Unser Bund ist aus alter Zeit. Er wurde geschlossen, als wir Beide arm und zufrieden waren, bis wir unser Loos durch ausdauernden Fleiß verbessern könnten. Sie haben sich verändert. Als er geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch.“ „Ich war ein Knabe,“ sagte er ungeduldig. „Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie jetzt sind,“ antwortete sie. „Ich bin noch dieselbe. Das, was uns Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren, muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr Eins sind. Wie oft und wie bitter ich dies gefühlt habe, will ich nicht sagen; es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgeben kann.“ „Habe ich dies jemals verlangt?“ „In Worten? nein. Niemals!“ „Womit dann?“ „Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch andere Bestrebungen des Lebens und durch eine andere Hoffnung, als seinem Ziel. In Allem, was meiner Liebe in Ihren Augen einigen Werth gab. Wenn alles Frühere nicht zwischen uns geschehen wäre,“ sagte das Mädchen, ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0057" n="57"/> <p>„Und was ist da weiter?“ antwortete er. „Selbst, wenn ich so viel klüger geworden bin, was ist da weiter? Gegen Sie bin ich nie anders geworden.“</p> <p>Sie schüttelte den Kopf.</p> <p>„Bin ich anders?“</p> <p>„Unser Bund ist aus alter Zeit. Er wurde geschlossen, als wir Beide arm und zufrieden waren, bis wir unser Loos durch ausdauernden Fleiß verbessern könnten. Sie haben sich verändert. Als er geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch.“</p> <p>„Ich war ein Knabe,“ sagte er ungeduldig.</p> <p>„Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie jetzt sind,“ antwortete sie. „Ich bin noch dieselbe. Das, was uns Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren, muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr Eins sind. Wie oft und wie bitter ich dies gefühlt habe, will ich nicht sagen; es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgeben kann.“</p> <p>„Habe ich dies jemals verlangt?“</p> <p>„In Worten? nein. Niemals!“</p> <p>„Womit dann?“</p> <p>„Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch andere Bestrebungen des Lebens und durch eine andere Hoffnung, als seinem Ziel. In Allem, was meiner Liebe in Ihren Augen einigen Werth gab. Wenn alles Frühere nicht zwischen uns geschehen wäre,“ sagte das Mädchen, ihn </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0057]
„Und was ist da weiter?“ antwortete er. „Selbst, wenn ich so viel klüger geworden bin, was ist da weiter? Gegen Sie bin ich nie anders geworden.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Bin ich anders?“
„Unser Bund ist aus alter Zeit. Er wurde geschlossen, als wir Beide arm und zufrieden waren, bis wir unser Loos durch ausdauernden Fleiß verbessern könnten. Sie haben sich verändert. Als er geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch.“
„Ich war ein Knabe,“ sagte er ungeduldig.
„Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie jetzt sind,“ antwortete sie. „Ich bin noch dieselbe. Das, was uns Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren, muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr Eins sind. Wie oft und wie bitter ich dies gefühlt habe, will ich nicht sagen; es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgeben kann.“
„Habe ich dies jemals verlangt?“
„In Worten? nein. Niemals!“
„Womit dann?“
„Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch andere Bestrebungen des Lebens und durch eine andere Hoffnung, als seinem Ziel. In Allem, was meiner Liebe in Ihren Augen einigen Werth gab. Wenn alles Frühere nicht zwischen uns geschehen wäre,“ sagte das Mädchen, ihn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-27T08:24:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-27T08:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat
(2012-11-27T08:24:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |