Devrient, Eduard: Das Nationaltheater des neuen Deutschland. Eine Reformschrift. Leipzig, 1849.die Nation stillschweigend den Anspruch auf, den sie bis¬ Es war ganz folgerichtig, daß der Name "Natio¬ Diese Veränderung der Theaterorganisation erwies die Nation ſtillſchweigend den Anſpruch auf, den ſie bis¬ Es war ganz folgerichtig, daß der Name „Natio¬ Dieſe Veränderung der Theaterorganiſation erwies <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="15"/> die Nation ſtillſchweigend den Anſpruch auf, den ſie bis¬<lb/> her daran zu haben glaubten.</p><lb/> <p>Es war ganz folgerichtig, daß der Name „<hi rendition="#g">Natio¬<lb/> naltheater</hi>“ überall dem Titel „<hi rendition="#g">Hoftheater</hi>“<lb/> Platz machen mußte und Kaiſer Joſeph's Principien auf¬<lb/> gegeben wurden. Da die Höfe immer reichlichere Geld¬<lb/> mittel für die Bühnen bewilligten, ſo wollten ſie dieſe<lb/> auch ganz in ihrem Sinne verwendet ſehen und dehnten<lb/> daher die Verantwortung der Hofintendanten über den<lb/> ganzen Umfang der theatraliſchen Leiſtungen aus. So<lb/> kam es denn, daß faſt überall die künſtleriſchen Directio¬<lb/> nen — ſelbſt die eines <hi rendition="#g">Goethe</hi> — der neuen Ordnung<lb/> der Dinge weichen mußten und die Hofintendanten in<lb/> die falſche Stellung geriethen: die ſpecielle künſtleriſche<lb/> Leitung der Bühne zu übernehmen. <hi rendition="#g">Das Bureau<lb/> wurde nun der Mittelpunkt der Kunſtthä¬<lb/> tigkeit</hi>.</p><lb/> <p>Dieſe Veränderung der Theaterorganiſation erwies<lb/> ſich viel tiefer greifend, als man wohl vorausgeſehen<lb/> hatte. Die dramatiſche Kunſt war dadurch nicht nur<lb/> dem Staatsintereſſe entfremdet, auch die unausweichbare<lb/> Nothwendigkeit ihres inneren Verfalles war damit aus¬<lb/> geſprochen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [15/0021]
die Nation ſtillſchweigend den Anſpruch auf, den ſie bis¬
her daran zu haben glaubten.
Es war ganz folgerichtig, daß der Name „Natio¬
naltheater“ überall dem Titel „Hoftheater“
Platz machen mußte und Kaiſer Joſeph's Principien auf¬
gegeben wurden. Da die Höfe immer reichlichere Geld¬
mittel für die Bühnen bewilligten, ſo wollten ſie dieſe
auch ganz in ihrem Sinne verwendet ſehen und dehnten
daher die Verantwortung der Hofintendanten über den
ganzen Umfang der theatraliſchen Leiſtungen aus. So
kam es denn, daß faſt überall die künſtleriſchen Directio¬
nen — ſelbſt die eines Goethe — der neuen Ordnung
der Dinge weichen mußten und die Hofintendanten in
die falſche Stellung geriethen: die ſpecielle künſtleriſche
Leitung der Bühne zu übernehmen. Das Bureau
wurde nun der Mittelpunkt der Kunſtthä¬
tigkeit.
Dieſe Veränderung der Theaterorganiſation erwies
ſich viel tiefer greifend, als man wohl vorausgeſehen
hatte. Die dramatiſche Kunſt war dadurch nicht nur
dem Staatsintereſſe entfremdet, auch die unausweichbare
Nothwendigkeit ihres inneren Verfalles war damit aus¬
geſprochen.
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