Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.am Dienstag. Herrn/ meine Hand ist des Nachts ausgereckt/ undläst nicht abe/ denn meine Seele wil sich nicht trösten lassen. Wenn ich betrübt bin/ so dencke ich an GOtt/ wenn mein Hertz in Aengsten ist/ so rede ich/ Sela. Meine Augen hältest du/ daß sie wachen/ ich bin so ohnmächtig/ daß ich nicht reden kan. Jch dencke der alten Zeit/ der vorigen Jahre/ ich dencke des Nachts an mein Seitenspiel/ und rede mit meinem Hertzen/ mein Geist muß forschen: Wird denn der Herr ewi- glich verstossen/ und keine Gnad mehr erzeigen? Jsts denn gantz und gar aus mit seiner Güte? und hat die Verheissung ein ende? Hat denn GOtt vergessen/ gnädig zu seyn/ und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Sela. Aber doch sprach ich/ ich muß das leiden die rechte Hand des Höchsten kan alles ändern. Denn bey dem Herren ist die Gnad und viel Erlö- sung bey ihm. Er wird Jsrael erlösen aus allen seinen Sünden. Deine Güte ist besser denn Leben/ meine Lippen preisen dich. Wol dem/ dem die Ubertretung vergeben sind/ dem die Sünde bedeckt ist. Wol dem Menschen/ dem der Herr die Missethat nicht zurech- net/ in des Geist kein falfch ist. Daselbst wolt ich dich gern loben mein Lebelang/ und meine Hände in dei- nem Namen auf heben. Das wäre meines Hertzens Freude und Wonne/ wenn ich dich mit frölichem Mun- de Dd ij
am Dienſtag. Herrn/ meine Hand iſt des Nachts ausgereckt/ undläſt nicht abe/ denn meine Seele wil ſich nicht tröſten laſſen. Wenn ich betrübt bin/ ſo dencke ich an GOtt/ wenn mein Hertz in Aengſten iſt/ ſo rede ich/ Sela. Meine Augen hälteſt du/ daß ſie wachen/ ich bin ſo ohnmächtig/ daß ich nicht reden kan. Jch dencke der alten Zeit/ der vorigen Jahre/ ich dencke des Nachts an mein Seitenſpiel/ und rede mit meinem Hertzen/ mein Geiſt muß forſchen: Wird denn der Herr ewi- glich verſtoſſen/ und keine Gnad mehr erzeigen? Jſts denn gantz und gar aus mit ſeiner Güte? und hat die Verheiſſung ein ende? Hat denn GOtt vergeſſen/ gnädig zu ſeyn/ und ſeine Barmhertzigkeit für Zorn verſchloſſen? Sela. Aber doch ſprach ich/ ich muß das leiden die rechte Hand des Höchſten kan alles ändern. Denn bey dem Herren iſt die Gnad und viel Erlö- ſung bey ihm. Er wird Jſrael erlöſen aus allen ſeinen Sünden. Deine Güte iſt beſſer denn Leben/ meine Lippen preiſen dich. Wol dem/ dem die Ubertretung vergeben ſind/ dem die Sünde bedeckt iſt. Wol dem Menſchen/ dem der Herr die Miſſethat nicht zurech- net/ in des Geiſt kein falfch iſt. Daſelbſt wolt ich dich gern loben mein Lebelang/ und meine Hände in dei- nem Namen auf heben. Das wäre meines Hertzens Freude und Wonne/ weñ ich dich mit frölichem Mun- de Dd ij
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am Dienſtag.
Herrn/ meine Hand iſt des Nachts ausgereckt/ und
läſt nicht abe/ denn meine Seele wil ſich nicht tröſten
laſſen. Wenn ich betrübt bin/ ſo dencke ich an GOtt/
wenn mein Hertz in Aengſten iſt/ ſo rede ich/ Sela.
Meine Augen hälteſt du/ daß ſie wachen/ ich bin ſo
ohnmächtig/ daß ich nicht reden kan. Jch dencke der
alten Zeit/ der vorigen Jahre/ ich dencke des Nachts
an mein Seitenſpiel/ und rede mit meinem Hertzen/
mein Geiſt muß forſchen: Wird denn der Herr ewi-
glich verſtoſſen/ und keine Gnad mehr erzeigen? Jſts
denn gantz und gar aus mit ſeiner Güte? und hat die
Verheiſſung ein ende? Hat denn GOtt vergeſſen/
gnädig zu ſeyn/ und ſeine Barmhertzigkeit für Zorn
verſchloſſen? Sela. Aber doch ſprach ich/ ich muß das
leiden die rechte Hand des Höchſten kan alles ändern.
Denn bey dem Herren iſt die Gnad und viel Erlö-
ſung bey ihm. Er wird Jſrael erlöſen aus allen ſeinen
Sünden. Deine Güte iſt beſſer denn Leben/ meine
Lippen preiſen dich. Wol dem/ dem die Ubertretung
vergeben ſind/ dem die Sünde bedeckt iſt. Wol dem
Menſchen/ dem der Herr die Miſſethat nicht zurech-
net/ in des Geiſt kein falfch iſt. Daſelbſt wolt ich dich
gern loben mein Lebelang/ und meine Hände in dei-
nem Namen auf heben. Das wäre meines Hertzens
Freude und Wonne/ weñ ich dich mit frölichem Mun-
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