Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein. Zorns/ Neids/ Rachgier/ Unfreundligkeit/ Grimm/und aller Boßheit/ da treten/ stossen und kratzen/ reissen/ beissen und fressen wir uns durch einander/ wie die grimmigen Thier. Jch henge auch oftmals mit Gedancken und Worten den ungebührlichen Flammen der Liebe nach/ meinen Leib verunheilige ich/ zum Fressen/ Sauffen/ Wollust/ und zur Uppig- keit des Fleisches bin ich geneiget/ dadurch ich oft das Gebet/ und alle Christliche Gedancken verhindere/ gerathe in ein wild/ Epicurisch und säwisch Leben/ und häuffe also auf mich/ meine Kinder/ Gesinde/ und gemeine Stadt/ zeitliche und ewige Straff. Jch bin auch mit Trügen/ Vervortheilen/ Finantz/ Geitz und mit andern schädlichen und bösen Lastern befleckt und besudelt/ mit Lügen/ Affterreden/ Verleumden/ Aufschätzen/ und dergleichen. Und in Summa/ an meiner gantzen Natur ist nichts reines noch heiliges/ Sondern im Grund verderbet/ und mit vielen bösen Affecten/ Begierden und Lüsten wieder deine göttli- che Gebot überschüttet und ümfangen. Solches al- les ist mir Herr himmlischer Vater leyd/ und reuet mich von Grund meines Hertzens/ daß ich dich ewi- gen und gütigen GOTT iemals erzürnet/ und das menschliche Geschlecht geärgert habe/ wolte viel lie- ber/ daß es nicht geschehen wehre. Dir allein hab ich gesün-
2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein. Zorns/ Neids/ Rachgier/ Unfreundligkeit/ Grim̃/und aller Boßheit/ da treten/ ſtoſſen und kratzen/ reiſſen/ beiſſen und freſſen wir uns durch einander/ wie die grimmigen Thier. Jch henge auch oftmals mit Gedancken und Worten den ungebührlichen Flammen der Liebe nach/ meinen Leib verunheilige ich/ zum Freſſen/ Sauffen/ Wolluſt/ und zur Uppig- keit des Fleiſches bin ich geneiget/ dadurch ich oft das Gebet/ und alle Chriſtliche Gedancken verhindere/ gerathe in ein wild/ Epicuriſch und ſäwiſch Leben/ und häuffe alſo auf mich/ meine Kinder/ Geſinde/ und gemeine Stadt/ zeitliche und ewige Straff. Jch bin auch mit Trügen/ Vervortheilen/ Finantz/ Geitz und mit andern ſchädlichen und böſen Laſtern befleckt und beſudelt/ mit Lügen/ Affterreden/ Verleumden/ Aufſchätzen/ und dergleichen. Und in Summa/ an meiner gantzen Natur iſt nichts reines noch heiliges/ Sondern im Grund verderbet/ und mit vielen böſen Affecten/ Begierden und Lüſten wieder deine göttli- che Gebot überſchüttet und ümfangen. Solches al- les iſt mir Herr him̃liſcher Vater leyd/ und reuet mich von Grund meines Hertzens/ daß ich dich ewi- gen und gütigen GOTT iemals erzürnet/ und das menſchliche Geſchlecht geärgert habe/ wolte viel lie- ber/ daß es nicht geſchehen wehre. Dir allein hab ich geſün-
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2. Theil/ Buß-und Beicht Büchlein.
Zorns/ Neids/ Rachgier/ Unfreundligkeit/ Grim̃/
und aller Boßheit/ da treten/ ſtoſſen und kratzen/
reiſſen/ beiſſen und freſſen wir uns durch einander/
wie die grimmigen Thier. Jch henge auch oftmals
mit Gedancken und Worten den ungebührlichen
Flammen der Liebe nach/ meinen Leib verunheilige
ich/ zum Freſſen/ Sauffen/ Wolluſt/ und zur Uppig-
keit des Fleiſches bin ich geneiget/ dadurch ich oft das
Gebet/ und alle Chriſtliche Gedancken verhindere/
gerathe in ein wild/ Epicuriſch und ſäwiſch Leben/
und häuffe alſo auf mich/ meine Kinder/ Geſinde/
und gemeine Stadt/ zeitliche und ewige Straff. Jch
bin auch mit Trügen/ Vervortheilen/ Finantz/ Geitz
und mit andern ſchädlichen und böſen Laſtern befleckt
und beſudelt/ mit Lügen/ Affterreden/ Verleumden/
Aufſchätzen/ und dergleichen. Und in Summa/ an
meiner gantzen Natur iſt nichts reines noch heiliges/
Sondern im Grund verderbet/ und mit vielen böſen
Affecten/ Begierden und Lüſten wieder deine göttli-
che Gebot überſchüttet und ümfangen. Solches al-
les iſt mir Herr him̃liſcher Vater leyd/ und reuet
mich von Grund meines Hertzens/ daß ich dich ewi-
gen und gütigen GOTT iemals erzürnet/ und das
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ber/ daß es nicht geſchehen wehre. Dir allein hab ich
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