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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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an die Krancken.
beständig bey ihm verharren mit grosser Gedult/ festen Glauben und
inbrünstigem Gebet. Mit Gedult/ daß wir gäntzlich dafür halten
GOtt werde uns nicht zu viel Creutzholtz aufladen/ sondern mitten
im wärenden Creutz unser eingedenck seyn/ Esai. 54. Jch habe dich
einen kleinen Augenblick verlassen/ aber mit grosser Barmhertzigkeit
wil ich dich samlen. Psal. 103. GOtt handele nicht mit uns nach
unsern Sünden/ und vergilt uns nicht nach unser Missethat/ sondern
so hoch der Himmel ob der Erden ist/ läst er seine Gnade walten über
die so ihn fürchten/ und erbarmet sich über sie/ wie ein Vater über sei-
ne Kinder/ denn er weiß was für ein Gemächt wir sind. Und gleich
wie der Regen kömmt/ wenn es dürre ist/ also kömmt die Barmhertzig-
keit auch in der Noth zur rechten Zeit. Zum andern ist viel an dem Ge-
bet gelegen/ welches so ein grossen Nachdruck hat/ daß GOtt dem
Bittenden gnädige Audientz versprochen hat. Ps. 50. Ruffe mich
an in der Zeit der Noth/ so wil ich dich erretten/ denn das Gebet der
Elenden dringt durch die Wolcken/ und läst nicht ab/ bis es hinzu
komme/ und höret nicht auf/ bis der Höchst drein sehe. Der heilige
Augustinus spricht sehr fein/ Niemand achte sein Gebet für gering
denn der selber/ zu dem wir unser Gebet richten/ achtet es nicht für ge-
ringe. Ob uns aber gleich Gott/ so wir bitten/ nicht hilffet/ iedoch
sollen wir des gar nicht erschrecken/ denn es ist sein Brauch/ und hat
wol heilige Leut/ denn du oder ich sind/ eins weil für der Thür stehen
lassen/ als das Cananeische Weiblein/ die ihm nachläufft/ als S.
Paulum der zum dritten mal bittet für des Teuffels Engel. Als
Joseph den Patriarchen/ der zwey Jahr im Thurm lage. Als Chri-
stum selber am Oelberg/ da Er zum dritten mal betet/ bis Er Stärcke
vom Engel empfinge/ darüm singet David der Prophet fein/ Ps. 130.
Und ob es wäret bis in die Nacht/ und wieder an den Morgen/ so sol
mein Hertz an GOttes Macht/ verzweiffeln nicht noch sorgen.
Warlich wenn GOtt dem David seinen Hals nicht so lang gemacht

hätten

an die Krancken.
beſtändig bey ihm verharren mit groſſer Gedult/ feſten Glauben und
inbrünſtigem Gebet. Mit Gedult/ daß wir gäntzlich dafür halten
GOtt werde uns nicht zu viel Creutzholtz aufladen/ ſondern mitten
im wärenden Creutz unſer eingedenck ſeyn/ Eſai. 54. Jch habe dich
einen kleinen Augenblick verlaſſen/ aber mit groſſer Barmhertzigkeit
wil ich dich ſamlen. Pſal. 103. GOtt handele nicht mit uns nach
unſern Sünden/ und vergilt uns nicht nach unſer Miſſethat/ ſondern
ſo hoch der Himmel ob der Erden iſt/ läſt er ſeine Gnade walten über
die ſo ihn fürchten/ und erbarmet ſich über ſie/ wie ein Vater über ſei-
ne Kinder/ denn er weiß was für ein Gemächt wir ſind. Und gleich
wie der Regen köm̃t/ wenn es dürre iſt/ alſo köm̃t die Barmhertzig-
keit auch in der Noth zur rechten Zeit. Zum andern iſt viel an dem Ge-
bet gelegen/ welches ſo ein groſſen Nachdruck hat/ daß GOtt dem
Bittenden gnädige Audientz verſprochen hat. Pſ. 50. Ruffe mich
an in der Zeit der Noth/ ſo wil ich dich erretten/ denn das Gebet der
Elenden dringt durch die Wolcken/ und läſt nicht ab/ bis es hinzu
komme/ und höret nicht auf/ bis der Höchſt drein ſehe. Der heilige
Auguſtinus ſpricht ſehr fein/ Niemand achte ſein Gebet für gering
denn der ſelber/ zu dem wir unſer Gebet richten/ achtet es nicht für ge-
ringe. Ob uns aber gleich Gott/ ſo wir bitten/ nicht hilffet/ iedoch
ſollen wir des gar nicht erſchrecken/ denn es iſt ſein Brauch/ und hat
wol heilige Leut/ denn du oder ich ſind/ eins weil für der Thür ſtehen
laſſen/ als das Cananeiſche Weiblein/ die ihm nachläufft/ als S.
Paulum der zum dritten mal bittet für des Teuffels Engel. Als
Joſeph den Patriarchen/ der zwey Jahr im Thurm lage. Als Chri-
ſtum ſelber am Oelberg/ da Er zum dritten mal betet/ bis Er Stärcke
vom Engel empfinge/ darüm ſinget David der Prophet fein/ Pſ. 130.
Und ob es wäret bis in die Nacht/ und wieder an den Morgen/ ſo ſol
mein Hertz an GOttes Macht/ verzweiffeln nicht noch ſorgen.
Warlich wenn GOtt dem David ſeinen Hals nicht ſo lang gemacht

hätten
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[91[92]/0435] an die Krancken. beſtändig bey ihm verharren mit groſſer Gedult/ feſten Glauben und inbrünſtigem Gebet. Mit Gedult/ daß wir gäntzlich dafür halten GOtt werde uns nicht zu viel Creutzholtz aufladen/ ſondern mitten im wärenden Creutz unſer eingedenck ſeyn/ Eſai. 54. Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen/ aber mit groſſer Barmhertzigkeit wil ich dich ſamlen. Pſal. 103. GOtt handele nicht mit uns nach unſern Sünden/ und vergilt uns nicht nach unſer Miſſethat/ ſondern ſo hoch der Himmel ob der Erden iſt/ läſt er ſeine Gnade walten über die ſo ihn fürchten/ und erbarmet ſich über ſie/ wie ein Vater über ſei- ne Kinder/ denn er weiß was für ein Gemächt wir ſind. Und gleich wie der Regen köm̃t/ wenn es dürre iſt/ alſo köm̃t die Barmhertzig- keit auch in der Noth zur rechten Zeit. Zum andern iſt viel an dem Ge- bet gelegen/ welches ſo ein groſſen Nachdruck hat/ daß GOtt dem Bittenden gnädige Audientz verſprochen hat. Pſ. 50. Ruffe mich an in der Zeit der Noth/ ſo wil ich dich erretten/ denn das Gebet der Elenden dringt durch die Wolcken/ und läſt nicht ab/ bis es hinzu komme/ und höret nicht auf/ bis der Höchſt drein ſehe. Der heilige Auguſtinus ſpricht ſehr fein/ Niemand achte ſein Gebet für gering denn der ſelber/ zu dem wir unſer Gebet richten/ achtet es nicht für ge- ringe. Ob uns aber gleich Gott/ ſo wir bitten/ nicht hilffet/ iedoch ſollen wir des gar nicht erſchrecken/ denn es iſt ſein Brauch/ und hat wol heilige Leut/ denn du oder ich ſind/ eins weil für der Thür ſtehen laſſen/ als das Cananeiſche Weiblein/ die ihm nachläufft/ als S. Paulum der zum dritten mal bittet für des Teuffels Engel. Als Joſeph den Patriarchen/ der zwey Jahr im Thurm lage. Als Chri- ſtum ſelber am Oelberg/ da Er zum dritten mal betet/ bis Er Stärcke vom Engel empfinge/ darüm ſinget David der Prophet fein/ Pſ. 130. Und ob es wäret bis in die Nacht/ und wieder an den Morgen/ ſo ſol mein Hertz an GOttes Macht/ verzweiffeln nicht noch ſorgen. Warlich wenn GOtt dem David ſeinen Hals nicht ſo lang gemacht hätten

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 91[92]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/435>, abgerufen am 27.11.2024.