Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.Das fünffte Theil. setzt einmal zu sterben/ Heb. 9. Und da nu hierübereiner gleich länger lebet/ als der ander/ so ist es doch nicht mehr/ denn ein Galgenfrist: Ja wenns seyn köndte/ daß einer möchte hie ewig leben/ seines ge- fallens oder nicht/ so möchte man sagen, daß die Nar- ren wären/ die das gewisse für das ungewisse geben. (Wiewol es/ Gott lob/ nicht ungewis ist/ was die lieben Christen vom ewigen Leben gläuben und hof- fen.) Aber nu ist kein Mensch/ er sey gleich wer er wolle/ vom Todt befreyet/ sondern er muß dran/ es geschehe bald oder langsam/ denn es heist: Hodie mi- hi, Cras tibi, das ist die gemeine Losung. Darüm sol ein Christ gedencken und sagen/ wie Jn Summa/ wenn wir nichts mehr am Tode hätten/
Das fünffte Theil. ſetzt einmal zu ſterben/ Heb. 9. Und da nu hierübereiner gleich länger lebet/ als der ander/ ſo iſt es doch nicht mehr/ denn ein Galgenfriſt: Ja wenns ſeyn köndte/ daß einer möchte hie ewig leben/ ſeines ge- fallens oder nicht/ ſo möchte man ſagen, daß die Nar- ren wären/ die das gewiſſe für das ungewiſſe geben. (Wiewol es/ Gott lob/ nicht ungewis iſt/ was die lieben Chriſten vom ewigen Leben gläuben und hof- fen.) Aber nu iſt kein Menſch/ er ſey gleich wer er wolle/ vom Todt befreyet/ ſondern er muß dran/ es geſchehe bald oder langſam/ denn es heiſt: Hodie mi- hi, Cras tibi, das iſt die gemeine Loſung. Darüm ſol ein Chriſt gedencken und ſagen/ wie Jn Summa/ wenn wir nichts mehr am Tode hätten/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0360" n="17"/><fw place="top" type="header">Das fünffte Theil.</fw><lb/> ſetzt einmal zu ſterben/ Heb. 9. Und da nu hierüber<lb/> einer gleich länger lebet/ als der ander/ ſo iſt es doch<lb/> nicht mehr/ denn ein Galgenfriſt: Ja wenns ſeyn<lb/> köndte/ daß einer möchte hie ewig leben/ ſeines ge-<lb/> fallens oder nicht/ ſo möchte man ſagen, daß die Nar-<lb/> ren wären/ die das gewiſſe für das ungewiſſe geben.<lb/> (Wiewol es/ Gott lob/ nicht ungewis iſt/ was die<lb/> lieben Chriſten vom ewigen Leben gläuben und hof-<lb/> fen.) Aber nu iſt kein Menſch/ er ſey gleich wer er<lb/> wolle/ vom Todt befreyet/ ſondern er muß dran/ es<lb/> geſchehe bald oder langſam/ denn es heiſt: <hi rendition="#aq">Hodie mi-<lb/> hi, Cras tibi,</hi> das iſt die gemeine Loſung.</p><lb/> <p>Darüm ſol ein Chriſt gedencken und ſagen/ wie<lb/> ein frommer Schuldmann/ der ſpricht: Zahle ich<lb/> heute/ ſo darff ich morgen nicht zahlen: Alſo ſterbe<lb/> ich heute/ ſo darff ich morgen nicht ſterben/ und wer<lb/> weiß/ ob ich morgen oder eine andere Zeit köndte ſo<lb/> geſchickt zum Tode ſeyn/ als ietzunder/ wenn mir<lb/> ſchon die Kranckheit oder das Unglück den Sterb-<lb/> Kittel hat faſt zugeſchnitten und fertig gemacht.</p><lb/> <p>Jn Summa/ wenn wir nichts mehr am Tode<lb/> hätten/ als die endliche Erlöſung von allem zeitlichen<lb/> Elende/ und ſolten nur ſterben wie das Viehe/ und<lb/> wolten der Sachen ein wenig nachſinnen und beden-<lb/> cken/ wie viel Guts und Böſes wir in dieſem Leben<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hätten/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0360]
Das fünffte Theil.
ſetzt einmal zu ſterben/ Heb. 9. Und da nu hierüber
einer gleich länger lebet/ als der ander/ ſo iſt es doch
nicht mehr/ denn ein Galgenfriſt: Ja wenns ſeyn
köndte/ daß einer möchte hie ewig leben/ ſeines ge-
fallens oder nicht/ ſo möchte man ſagen, daß die Nar-
ren wären/ die das gewiſſe für das ungewiſſe geben.
(Wiewol es/ Gott lob/ nicht ungewis iſt/ was die
lieben Chriſten vom ewigen Leben gläuben und hof-
fen.) Aber nu iſt kein Menſch/ er ſey gleich wer er
wolle/ vom Todt befreyet/ ſondern er muß dran/ es
geſchehe bald oder langſam/ denn es heiſt: Hodie mi-
hi, Cras tibi, das iſt die gemeine Loſung.
Darüm ſol ein Chriſt gedencken und ſagen/ wie
ein frommer Schuldmann/ der ſpricht: Zahle ich
heute/ ſo darff ich morgen nicht zahlen: Alſo ſterbe
ich heute/ ſo darff ich morgen nicht ſterben/ und wer
weiß/ ob ich morgen oder eine andere Zeit köndte ſo
geſchickt zum Tode ſeyn/ als ietzunder/ wenn mir
ſchon die Kranckheit oder das Unglück den Sterb-
Kittel hat faſt zugeſchnitten und fertig gemacht.
Jn Summa/ wenn wir nichts mehr am Tode
hätten/ als die endliche Erlöſung von allem zeitlichen
Elende/ und ſolten nur ſterben wie das Viehe/ und
wolten der Sachen ein wenig nachſinnen und beden-
cken/ wie viel Guts und Böſes wir in dieſem Leben
hätten/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |