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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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2. Theil Buß-und Beicht Büchlein.

Woran spüret man/ daß man das heilige Sacra-
ment würdig empfangen hab?

An Zunehmung des Glaubens/ und Besserung des Lebens.

Wie aber/ wenn ich der keines in mir fühle?

Diese Speise würcket langsam/ wie denn alle Wercke Got-
tes verborgen seynd/ und kein Ansehens haben/ darüm muß man
nicht bald dem Fühlen nach richten/ Ob nun der Stück keines flugs
folget/ sol man derohalben nicht zweiffeln/ sofern nur ein guter Für-
satz bleibet/ daß der Mensch gern wolte frömmer seyn/ wenn er nur
köndte/ und sich für Sünden wieder das Gewissen hutet/ so ist noch
gute Hoffnung da/ die Würckung wird sich wol finden.

Wie aber/ wenn der Mensch nach empfangenem
heiligen Sacrament wieder gerieth in das
vorige Wesen?

Das ist fährlich/ Denn also saget S. Petrus: Es ist ihnen
wiederfahren das wahre Sprichwort: Der Hund frisset wieder/
was er gespeyet hat/ und die Sau waltzet sich nach der Schämme
wieder im Koth. Da weis ich keinen bessern Rath anzutreffen/
denn daß ein solcher Sünder bald wieder zum Priester komme/ und
klage ihm seine Noth. Wo aber das auch nicht helffen wolt/ so
ließ er auff der Cantzel für sich bitten/ doch die Person ungemeldet/
denn es gilt hier nicht harrens/ diese Speise lässet mit ihr nicht
schertzen.

Suchet man auch Vergebung der Sünden im
heiligen Sacrament?

Nein: Denn das ist die Meynung dieser Frage/ ob man
auch durch dis Werck/ das man aus Gehorsam zum heiligen Sacra-
ment gehet/ verdienet Vergebung der Sünden? Da sprechen wir
nein darzu/ Christus hat uns erworben und verdienet Vergebung

der
2. Theil Buß-und Beicht Büchlein.

Woran ſpüret man/ daß man das heilige Sacra-
ment würdig empfangen hab?

An Zunehmung des Glaubens/ und Beſſerung des Lebens.

Wie aber/ wenn ich der keines in mir fühle?

Dieſe Speiſe würcket langſam/ wie denn alle Wercke Got-
tes verborgen ſeynd/ und kein Anſehens haben/ darüm muß man
nicht bald dem Fühlen nach richten/ Ob nun der Stück keines flugs
folget/ ſol man derohalben nicht zweiffeln/ ſofern nur ein guter Für-
ſatz bleibet/ daß der Menſch gern wolte frömmer ſeyn/ wenn er nur
köndte/ und ſich für Sünden wieder das Gewiſſen hůtet/ ſo iſt noch
gute Hoffnung da/ die Würckung wird ſich wol finden.

Wie aber/ wenn der Menſch nach empfangenem
heiligen Sacrament wieder gerieth in das
vorige Weſen?

Das iſt fährlich/ Denn alſo ſaget S. Petrus: Es iſt ihnen
wiederfahren das wahre Sprichwort: Der Hund friſſet wieder/
was er geſpeyet hat/ und die Sau waltzet ſich nach der Schämme
wieder im Koth. Da weis ich keinen beſſern Rath anzutreffen/
denn daß ein ſolcher Sünder bald wieder zum Prieſter komme/ und
klage ihm ſeine Noth. Wo aber das auch nicht helffen wolt/ ſo
ließ er auff der Cantzel für ſich bitten/ doch die Perſon ungemeldet/
denn es gilt hier nicht harrens/ dieſe Speiſe läſſet mit ihr nicht
ſchertzen.

Suchet man auch Vergebung der Sünden im
heiligen Sacrament?

Nein: Denn das iſt die Meynung dieſer Frage/ ob man
auch durch dis Werck/ das man aus Gehorſam zum heiligen Sacra-
ment gehet/ verdienet Vergebung der Sünden? Da ſprechen wir
nein darzu/ Chriſtus hat uns erworben und verdienet Vergebung

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[96/0170] 2. Theil Buß-und Beicht Büchlein. Woran ſpüret man/ daß man das heilige Sacra- ment würdig empfangen hab? An Zunehmung des Glaubens/ und Beſſerung des Lebens. Wie aber/ wenn ich der keines in mir fühle? Dieſe Speiſe würcket langſam/ wie denn alle Wercke Got- tes verborgen ſeynd/ und kein Anſehens haben/ darüm muß man nicht bald dem Fühlen nach richten/ Ob nun der Stück keines flugs folget/ ſol man derohalben nicht zweiffeln/ ſofern nur ein guter Für- ſatz bleibet/ daß der Menſch gern wolte frömmer ſeyn/ wenn er nur köndte/ und ſich für Sünden wieder das Gewiſſen hůtet/ ſo iſt noch gute Hoffnung da/ die Würckung wird ſich wol finden. Wie aber/ wenn der Menſch nach empfangenem heiligen Sacrament wieder gerieth in das vorige Weſen? Das iſt fährlich/ Denn alſo ſaget S. Petrus: Es iſt ihnen wiederfahren das wahre Sprichwort: Der Hund friſſet wieder/ was er geſpeyet hat/ und die Sau waltzet ſich nach der Schämme wieder im Koth. Da weis ich keinen beſſern Rath anzutreffen/ denn daß ein ſolcher Sünder bald wieder zum Prieſter komme/ und klage ihm ſeine Noth. Wo aber das auch nicht helffen wolt/ ſo ließ er auff der Cantzel für ſich bitten/ doch die Perſon ungemeldet/ denn es gilt hier nicht harrens/ dieſe Speiſe läſſet mit ihr nicht ſchertzen. Suchet man auch Vergebung der Sünden im heiligen Sacrament? Nein: Denn das iſt die Meynung dieſer Frage/ ob man auch durch dis Werck/ das man aus Gehorſam zum heiligen Sacra- ment gehet/ verdienet Vergebung der Sünden? Da ſprechen wir nein darzu/ Chriſtus hat uns erworben und verdienet Vergebung der

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/170>, abgerufen am 27.11.2024.