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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Am Sonnabend.
CAP. II.
Von der Sünde.

ZUm andern ist von nöthen/ daß ein Christ für GOtt sich von
Hertzen demütige/ für einen armen Sünder erkenne und be-
kenne/ und alle seine Sünde bedencke und beweine/ und wisse/
das die Sünde sey nicht allein ein eusserliche Ubertretung der Ze-
hen Gebot/ sondern auch ein angebohrne Neigung und eine böse
Lust des Hertzens/ zu thun wieder GOttes Willen/ das ist/ GOtt
erzürnet man nicht allein mit den groben Lastern/ die man heimlich
oder offentlich begehet/ sondern auch des Hertzens böse Lust ist wie-
der GOtt/ und eine solche Sünde/ die eine ewige Straffe verdie-
net/ wie S. Paulus Rom. 7. von der Lust zeuget und saget: Jch
wuste nichts von der Lust/ wo das Gesetz nicht hätte gesaget: Laß
dich nicht gelüsten/ das ist/ ich wuste nicht/ daß die Lust Sünde
wäre/ und daß GOtt solche Süude wolte straffen/ wenn das Ge-
setz thät/ und weiset/ das der Lust und aller Sünden Straffe sey
der ewige Zorn GOttes und Verdamnüs Leibes und der Seelen/
Rom. 6. sagt Paulus/ Der Todt ist der Sünden Sold/ das ist/
GOtt wil die Sünde nicht allein hie zeitlich/ sondern auch nach
diesem Leben in jener Welt ewiglich straffen/ so sich der Mensch
nicht bekehret. Das mercke wol.

CAP. III.
Von Vergebung der Sünden.

OB wol der liebe GOtt beschlossen/ das er die Sünder ewi-
glich verdammen wil/ so kan man doch zu Gnaden kommen/
und selig werden/ wenn man bedencket/ das GOtt zweyer-
ley Wort gegeben/ Gesetz und Evangelium. Jm Gesetz dräuet
GOtt mit dem ewigen Todt/ auff daß Er uns bringe zu Erkänt-
nüs unser sündlichen Natur/ die zum guten erstorben ist. Jm
Evangelio aber beut uns GOtt an/ Gnad und Vergebung der

Sünden/
Am Sonnabend.
CAP. II.
Von der Sünde.

ZUm andern iſt von nöthen/ daß ein Chriſt für GOtt ſich von
Hertzen demütige/ für einen armen Sünder erkenne und be-
kenne/ und alle ſeine Sünde bedencke und beweine/ und wiſſe/
das die Sünde ſey nicht allein ein euſſerliche Ubertretung der Ze-
hen Gebot/ ſondern auch ein angebohrne Neigung und eine böſe
Luſt des Hertzens/ zu thun wieder GOttes Willen/ das iſt/ GOtt
erzürnet man nicht allein mit den groben Laſtern/ die man heimlich
oder offentlich begehet/ ſondern auch des Hertzens böſe Luſt iſt wie-
der GOtt/ und eine ſolche Sünde/ die eine ewige Straffe verdie-
net/ wie S. Paulus Rom. 7. von der Luſt zeuget und ſaget: Jch
wuſte nichts von der Luſt/ wo das Geſetz nicht hätte geſaget: Laß
dich nicht gelüſten/ das iſt/ ich wuſte nicht/ daß die Luſt Sünde
wäre/ und daß GOtt ſolche Süude wolte ſtraffen/ wenn das Ge-
ſetz thät/ und weiſet/ das der Luſt und aller Sünden Straffe ſey
der ewige Zorn GOttes und Verdamnüs Leibes und der Seelen/
Rom. 6. ſagt Paulus/ Der Todt iſt der Sünden Sold/ das iſt/
GOtt wil die Sünde nicht allein hie zeitlich/ ſondern auch nach
dieſem Leben in jener Welt ewiglich ſtraffen/ ſo ſich der Menſch
nicht bekehret. Das mercke wol.

CAP. III.
Von Vergebung der Sünden.

OB wol der liebe GOtt beſchloſſen/ das er die Sünder ewi-
glich verdammen wil/ ſo kan man doch zu Gnaden kommen/
und ſelig werden/ wenn man bedencket/ das GOtt zweyer-
ley Wort gegeben/ Geſetz und Evangelium. Jm Geſetz dräuet
GOtt mit dem ewigen Todt/ auff daß Er uns bringe zu Erkänt-
nüs unſer ſündlichen Natur/ die zum guten erſtorben iſt. Jm
Evangelio aber beut uns GOtt an/ Gnad und Vergebung der

Sünden/
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[69/0143] Am Sonnabend. CAP. II. Von der Sünde. ZUm andern iſt von nöthen/ daß ein Chriſt für GOtt ſich von Hertzen demütige/ für einen armen Sünder erkenne und be- kenne/ und alle ſeine Sünde bedencke und beweine/ und wiſſe/ das die Sünde ſey nicht allein ein euſſerliche Ubertretung der Ze- hen Gebot/ ſondern auch ein angebohrne Neigung und eine böſe Luſt des Hertzens/ zu thun wieder GOttes Willen/ das iſt/ GOtt erzürnet man nicht allein mit den groben Laſtern/ die man heimlich oder offentlich begehet/ ſondern auch des Hertzens böſe Luſt iſt wie- der GOtt/ und eine ſolche Sünde/ die eine ewige Straffe verdie- net/ wie S. Paulus Rom. 7. von der Luſt zeuget und ſaget: Jch wuſte nichts von der Luſt/ wo das Geſetz nicht hätte geſaget: Laß dich nicht gelüſten/ das iſt/ ich wuſte nicht/ daß die Luſt Sünde wäre/ und daß GOtt ſolche Süude wolte ſtraffen/ wenn das Ge- ſetz thät/ und weiſet/ das der Luſt und aller Sünden Straffe ſey der ewige Zorn GOttes und Verdamnüs Leibes und der Seelen/ Rom. 6. ſagt Paulus/ Der Todt iſt der Sünden Sold/ das iſt/ GOtt wil die Sünde nicht allein hie zeitlich/ ſondern auch nach dieſem Leben in jener Welt ewiglich ſtraffen/ ſo ſich der Menſch nicht bekehret. Das mercke wol. CAP. III. Von Vergebung der Sünden. OB wol der liebe GOtt beſchloſſen/ das er die Sünder ewi- glich verdammen wil/ ſo kan man doch zu Gnaden kommen/ und ſelig werden/ wenn man bedencket/ das GOtt zweyer- ley Wort gegeben/ Geſetz und Evangelium. Jm Geſetz dräuet GOtt mit dem ewigen Todt/ auff daß Er uns bringe zu Erkänt- nüs unſer ſündlichen Natur/ die zum guten erſtorben iſt. Jm Evangelio aber beut uns GOtt an/ Gnad und Vergebung der Sünden/

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/143>, abgerufen am 24.11.2024.