Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
2. Theil Buß-und Beicht-Büchlein
Nach dem Morgensegen.
Der 5. Bußpsalm ist der 102.

HErr höre mein Gebet/ und laß mein Schrey-
en zu dir kommen. Verbirg dein Antlitz
nicht vor mir/ in der Noth neige deine Ohren
zu mir/ wenn ich dich anruffe/ so erhöre mich bald.
Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch/
und meine Gebeine sind verbrandt wie ein Brandt.
Mein Hertz ist geschlagen/ und verdorret wie Graß/
daß ich auch vergesse mein Brod zu essen. Mein Ge-
bein klebet an meinem Fleisch für heulen und seufzen.
Jch bin gleich wie ein Rohrdommel in der Wüsten/
Jch bin gleich wie ein Keutzlein in den zerstöreten
Städten. Jch wache/ und bin wie ein einsamer
Vogel auff dem Dache. Täglich schmähen mich mei-
ne Feinde/ und die mich spotten/ schweren bey mir.
Denn ich esse Asche wie Brod/ und mische meinen
Tranck mit Weinen für deinem Dräuen und Zorn/
daß du mich aufgehoben und zu Boden gestossen
hast. Meine Tage sind dahin wie ein Schatten/
und ich verdorre wie Graß/ Du aber Herr bleibest
ewiglich/ und dein Gedächtnüs für und für. Du
wollest dich auffmachen/ und über Zion erbarmen/
denn es ist Zeit/ daß du ihr gnädig seyest/ und die
Stunde ist kommen. Denn deine Knechte wolten

gerne/
2. Theil Buß-und Beicht-Büchlein
Nach dem Morgenſegen.
Der 5. Bußpſalm iſt der 102.

HErr höre mein Gebet/ und laß mein Schrey-
en zu dir kommen. Verbirg dein Antlitz
nicht vor mir/ in der Noth neige deine Ohren
zu mir/ wenn ich dich anruffe/ ſo erhöre mich bald.
Denn meine Tage ſind vergangen wie ein Rauch/
und meine Gebeine ſind verbrandt wie ein Brandt.
Mein Hertz iſt geſchlagen/ und verdorret wie Graß/
daß ich auch vergeſſe mein Brod zu eſſen. Mein Ge-
bein klebet an meinem Fleiſch für heulen und ſeufzen.
Jch bin gleich wie ein Rohrdommel in der Wüſten/
Jch bin gleich wie ein Keutzlein in den zerſtöreten
Städten. Jch wache/ und bin wie ein einſamer
Vogel auff dem Dache. Täglich ſchmähen mich mei-
ne Feinde/ und die mich ſpotten/ ſchweren bey mir.
Denn ich eſſe Aſche wie Brod/ und miſche meinen
Tranck mit Weinen für deinem Dräuen und Zorn/
daß du mich aufgehoben und zu Boden geſtoſſen
haſt. Meine Tage ſind dahin wie ein Schatten/
und ich verdorre wie Graß/ Du aber Herr bleibeſt
ewiglich/ und dein Gedächtnüs für und für. Du
wolleſt dich auffmachen/ und über Zion erbarmen/
denn es iſt Zeit/ daß du ihr gnädig ſeyeſt/ und die
Stunde iſt kommen. Denn deine Knechte wolten

gerne/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0130" n="56"/>
          <fw place="top" type="header">2. Theil Buß-und Beicht-Büchlein</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Nach dem Morgen&#x017F;egen.</hi><lb/>
Der 5. Bußp&#x017F;alm i&#x017F;t der 102.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Err höre mein Gebet/ und laß mein Schrey-<lb/>
en zu dir kommen. Verbirg dein Antlitz<lb/>
nicht vor mir/ in der Noth neige deine Ohren<lb/>
zu mir/ wenn ich dich anruffe/ &#x017F;o erhöre mich bald.<lb/>
Denn meine Tage &#x017F;ind vergangen wie ein Rauch/<lb/>
und meine Gebeine &#x017F;ind verbrandt wie ein Brandt.<lb/>
Mein Hertz i&#x017F;t ge&#x017F;chlagen/ und verdorret wie Graß/<lb/>
daß ich auch verge&#x017F;&#x017F;e mein Brod zu e&#x017F;&#x017F;en. Mein Ge-<lb/>
bein klebet an meinem Flei&#x017F;ch für heulen und &#x017F;eufzen.<lb/>
Jch bin gleich wie ein Rohrdommel in der Wü&#x017F;ten/<lb/>
Jch bin gleich wie ein Keutzlein in den zer&#x017F;töreten<lb/>
Städten. Jch wache/ und bin wie ein ein&#x017F;amer<lb/>
Vogel auff dem Dache. Täglich &#x017F;chmähen mich mei-<lb/>
ne Feinde/ und die mich &#x017F;potten/ &#x017F;chweren bey mir.<lb/>
Denn ich e&#x017F;&#x017F;e A&#x017F;che wie Brod/ und mi&#x017F;che meinen<lb/>
Tranck mit Weinen für deinem Dräuen und Zorn/<lb/>
daß du mich aufgehoben und zu Boden ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x017F;t. Meine Tage &#x017F;ind dahin wie ein Schatten/<lb/>
und ich verdorre wie Graß/ Du aber H<hi rendition="#k">e</hi>rr bleibe&#x017F;t<lb/>
ewiglich/ und dein Gedächtnüs für und für. Du<lb/>
wolle&#x017F;t dich auffmachen/ und über Zion erbarmen/<lb/>
denn es i&#x017F;t Zeit/ daß du ihr gnädig &#x017F;eye&#x017F;t/ und die<lb/>
Stunde i&#x017F;t kommen. Denn deine Knechte wolten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gerne/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0130] 2. Theil Buß-und Beicht-Büchlein Nach dem Morgenſegen. Der 5. Bußpſalm iſt der 102. HErr höre mein Gebet/ und laß mein Schrey- en zu dir kommen. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir/ in der Noth neige deine Ohren zu mir/ wenn ich dich anruffe/ ſo erhöre mich bald. Denn meine Tage ſind vergangen wie ein Rauch/ und meine Gebeine ſind verbrandt wie ein Brandt. Mein Hertz iſt geſchlagen/ und verdorret wie Graß/ daß ich auch vergeſſe mein Brod zu eſſen. Mein Ge- bein klebet an meinem Fleiſch für heulen und ſeufzen. Jch bin gleich wie ein Rohrdommel in der Wüſten/ Jch bin gleich wie ein Keutzlein in den zerſtöreten Städten. Jch wache/ und bin wie ein einſamer Vogel auff dem Dache. Täglich ſchmähen mich mei- ne Feinde/ und die mich ſpotten/ ſchweren bey mir. Denn ich eſſe Aſche wie Brod/ und miſche meinen Tranck mit Weinen für deinem Dräuen und Zorn/ daß du mich aufgehoben und zu Boden geſtoſſen haſt. Meine Tage ſind dahin wie ein Schatten/ und ich verdorre wie Graß/ Du aber Herr bleibeſt ewiglich/ und dein Gedächtnüs für und für. Du wolleſt dich auffmachen/ und über Zion erbarmen/ denn es iſt Zeit/ daß du ihr gnädig ſeyeſt/ und die Stunde iſt kommen. Denn deine Knechte wolten gerne/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/130
Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/130>, abgerufen am 18.07.2024.