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Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

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dass bei einer nicht geringen Zahl von Sprachforschern alle
glottogonischen Hypothesen, d. h. alle Versuche, die Formen
der Ursprache zu erklären und darauf eine Geschichte
der Flexion aufzubauen, in Misscredit gerathen sind." Ich
führe sodann dieselbe Stelle von Joh. Schmidt an, welche
auch Curtius als zweiten Beleg seiner Behauptung neben
dem betreffenden Passus meiner Einleitung anzieht. Wie
nun in diesen meinen Worten, welche gelassen mitthei-
len, was sich vor Aller Augen vollzogen hat, ein Selbst-
bewusstsein gefunden werden könnte, das einen tadelnden
Seitenblick verdiente, entgeht mir.

Die zweite Aeusserung findet sich auf S. 131: "Wir
beginnen mit einem Vorwurf, den man von verschiedenen
Seiten dem bis vor Kurzem allgemein geltenden Verfahren
gemacht hat. Brugmann spricht Literar. Centralblatt 1884,
S. 1027 von "dem alten Vorurtheil, als hätten die Wurzeln
noch in nachursprachlicher Zeit ein selbständiges Leben
gehabt". Aehnlich drückt sich Delbrück a. a. O. aus: "je
eindringender die Vergleichung der indogermanischen Spra-
chen zu Werke gegangen ist, um so deutlicher ist der Satz
geworden: die Flexion war schon in der Ursprache abge-
schlossen; in die Einzelsprachen sind nur fertige Wörter
überliefert worden". Beide Urtheile beruhen, wie ich glaube,
auf einem blossen Missverständniss. Ich wüsste nicht, wo
jemand jenes Vorurtheil geltend gemacht hätte, das Brug-
mann mit Recht tadelt, und das, was Delbrück gegen-
sätzlich ausspricht, ist, glaube ich, stets die Meinung aller
urtheilsfahigen Forscher gewesen", und ebenso S. 134: "der
Behauptung Delbrück's: die Flexion war schon in der Ur-
sprache abgeschlossen u. s. w. wird, glaube ich, niemand in
dieser Allgemeinheit widersprechen wollen, und hat auch,
so viel ich weiss, niemand je widersprochen."

Dem gegenüber behaupte ich, dass von der Begründung

dass bei einer nicht geringen Zahl von Sprachforschern alle
glottogonischen Hypothesen, d. h. alle Versuche, die Formen
der Ursprache zu erklären und darauf eine Geschichte
der Flexion aufzubauen, in Misscredit gerathen sind.« Ich
führe sodann dieselbe Stelle von Joh. Schmidt an, welche
auch Curtius als zweiten Beleg seiner Behauptung neben
dem betreffenden Passus meiner Einleitung anzieht. Wie
nun in diesen meinen Worten, welche gelassen mitthei-
len, was sich vor Aller Augen vollzogen hat, ein Selbst-
bewusstsein gefunden werden könnte, das einen tadelnden
Seitenblick verdiente, entgeht mir.

Die zweite Aeusserung findet sich auf S. 131: »Wir
beginnen mit einem Vorwurf, den man von verschiedenen
Seiten dem bis vor Kurzem allgemein geltenden Verfahren
gemacht hat. Brugmann spricht Literar. Centralblatt 1884,
S. 1027 von »dem alten Vorurtheil, als hätten die Wurzeln
noch in nachursprachlicher Zeit ein selbständiges Leben
gehabt«. Aehnlich drückt sich Delbrück a. a. O. aus: »je
eindringender die Vergleichung der indogermanischen Spra-
chen zu Werke gegangen ist, um so deutlicher ist der Satz
geworden: die Flexion war schon in der Ursprache abge-
schlossen; in die Einzelsprachen sind nur fertige Wörter
überliefert worden«. Beide Urtheile beruhen, wie ich glaube,
auf einem blossen Missverständniss. Ich wüsste nicht, wo
jemand jenes Vorurtheil geltend gemacht hätte, das Brug-
mann mit Recht tadelt, und das, was Delbrück gegen-
sätzlich ausspricht, ist, glaube ich, stets die Meinung aller
urtheilsfahigen Forscher gewesen«, und ebenso S. 134: »der
Behauptung Delbrück's: die Flexion war schon in der Ur-
sprache abgeschlossen u. s. w. wird, glaube ich, niemand in
dieser Allgemeinheit widersprechen wollen, und hat auch,
so viel ich weiss, niemand je widersprochen.«

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[45/0050] dass bei einer nicht geringen Zahl von Sprachforschern alle glottogonischen Hypothesen, d. h. alle Versuche, die Formen der Ursprache zu erklären und darauf eine Geschichte der Flexion aufzubauen, in Misscredit gerathen sind.« Ich führe sodann dieselbe Stelle von Joh. Schmidt an, welche auch Curtius als zweiten Beleg seiner Behauptung neben dem betreffenden Passus meiner Einleitung anzieht. Wie nun in diesen meinen Worten, welche gelassen mitthei- len, was sich vor Aller Augen vollzogen hat, ein Selbst- bewusstsein gefunden werden könnte, das einen tadelnden Seitenblick verdiente, entgeht mir. Die zweite Aeusserung findet sich auf S. 131: »Wir beginnen mit einem Vorwurf, den man von verschiedenen Seiten dem bis vor Kurzem allgemein geltenden Verfahren gemacht hat. Brugmann spricht Literar. Centralblatt 1884, S. 1027 von »dem alten Vorurtheil, als hätten die Wurzeln noch in nachursprachlicher Zeit ein selbständiges Leben gehabt«. Aehnlich drückt sich Delbrück a. a. O. aus: »je eindringender die Vergleichung der indogermanischen Spra- chen zu Werke gegangen ist, um so deutlicher ist der Satz geworden: die Flexion war schon in der Ursprache abge- schlossen; in die Einzelsprachen sind nur fertige Wörter überliefert worden«. Beide Urtheile beruhen, wie ich glaube, auf einem blossen Missverständniss. Ich wüsste nicht, wo jemand jenes Vorurtheil geltend gemacht hätte, das Brug- mann mit Recht tadelt, und das, was Delbrück gegen- sätzlich ausspricht, ist, glaube ich, stets die Meinung aller urtheilsfahigen Forscher gewesen«, und ebenso S. 134: »der Behauptung Delbrück's: die Flexion war schon in der Ur- sprache abgeschlossen u. s. w. wird, glaube ich, niemand in dieser Allgemeinheit widersprechen wollen, und hat auch, so viel ich weiss, niemand je widersprochen.« Dem gegenüber behaupte ich, dass von der Begründung

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Zitationshilfe: Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/50>, abgerufen am 27.11.2024.