Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.Historische Betrachtungen über die Kunst im Elsaß. einer extravagant barocken Dekorationsmalerei. Der Stadtbau-meister Hans Schoch, dessen "große Metzig" in seiner heutigen Gestalt die künstlerische Absicht des Meisters nur unvollkommen ahnen läßt, ist aller Welt bekannt durch seinen Friedrichsbau auf dem Heidelberger Schlosse. Ein anderer Straßburger, Georg Riedinger, erbaute das in der deutschen Baugeschichte einen wichtigen Platz einnehmende Schloß zu Aschaffenburg. Den tönendsten Ruhm aber bei den Zeitgenossen hatte der städtische Festungsbaumeister Specklin. Mit dem Dreißigjährigen Kriege kam alles ins Stocken, und Historische Betrachtungen über die Kunst im Elsaß. einer extravagant barocken Dekorationsmalerei. Der Stadtbau-meister Hans Schoch, dessen »große Metzig« in seiner heutigen Gestalt die künstlerische Absicht des Meisters nur unvollkommen ahnen läßt, ist aller Welt bekannt durch seinen Friedrichsbau auf dem Heidelberger Schlosse. Ein anderer Straßburger, Georg Riedinger, erbaute das in der deutschen Baugeschichte einen wichtigen Platz einnehmende Schloß zu Aschaffenburg. Den tönendsten Ruhm aber bei den Zeitgenossen hatte der städtische Festungsbaumeister Specklin. Mit dem Dreißigjährigen Kriege kam alles ins Stocken, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="88"/><fw place="top" type="header">Historische Betrachtungen über die Kunst im Elsaß.</fw><lb/> einer extravagant barocken Dekorationsmalerei. Der Stadtbau-<lb/> meister Hans Schoch, dessen »große Metzig« in seiner heutigen<lb/> Gestalt die künstlerische Absicht des Meisters nur unvollkommen<lb/> ahnen läßt, ist aller Welt bekannt durch seinen Friedrichsbau<lb/> auf dem Heidelberger Schlosse. Ein anderer Straßburger, Georg<lb/> Riedinger, erbaute das in der deutschen Baugeschichte einen<lb/> wichtigen Platz einnehmende Schloß zu Aschaffenburg. Den<lb/> tönendsten Ruhm aber bei den Zeitgenossen hatte der städtische<lb/> Festungsbaumeister Specklin.</p><lb/> <p>Mit dem Dreißigjährigen Kriege kam alles ins Stocken, und<lb/> zwar noch bevor das Elsaß selbst ein Teil des Kriegstheaters wurde.<lb/> Der Westfälische Friede überlieferte das Land an Frankreich;<lb/> die politische Grenze verschob sich, aber noch keineswegs die der<lb/> künstlerischen Kultur. Zwei Menschenalter vergingen, bis sich<lb/> der Anfang dazu meldete. Die Kunst des 18. Jahrhunderts ist<lb/> allenthalben in Europa, gleich der des 13., international, wenn<lb/> auch wiederum die Franzosen mehr und mehr für diejenigen galten,<lb/> die den Sinn des Zeitalters am besten zu treffen wußten. Für<lb/> das Elsaß ist zu bemerken, daß die französische Einströmung<lb/> lange Zeit fast nur am Zentralsitz der französischen Verwaltung<lb/> und als unmittelbarer Ausdruck derselben Boden fand. Wie sehr<lb/> sich damit das Aussehen der alten Reichsstadt verwandelte, es<lb/> war nichts anderes, als was an so vielen deutschen Fürstensitzen<lb/> geschah. Daß Straßburg aber für die Propagierung der franzö-<lb/> sischen Kunst nach Deutschland irgendwelche Bedeutung ge-<lb/> wonnen hätte, habe ich nicht gefunden; die Vorgänge des 13. Jahr-<lb/> hunderts wiederholten sich in dieser Hinsicht nicht mehr. Ein<lb/> wesentlich anderes Bild bot neben dem offiziellen Straßburg das<lb/> übrige Elsaß. Die Kunstbewegung war schwach geworden, aber<lb/> sie veränderte nicht ihre alten Richtlinien. Ein französisches<lb/> Muster findet sich erst spät und nur ein einziges Mal, 1766 in der<lb/> Ritterstiftskirche zu Gebweiler; die Ausführung hatte aber doch<lb/> ein Meister aus Bregenz, und allen plastischen Schmuck übertrug<lb/> man einer schwäbischen Bildhauerfamilie. Die ansehnlichste<lb/> unter den nicht vielen Barockkirchen des Landes, die Abteikirche<lb/> zu Ebersheimmünster, vollendet 1750, ist ein Werk jener ober-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0102]
Historische Betrachtungen über die Kunst im Elsaß.
einer extravagant barocken Dekorationsmalerei. Der Stadtbau-
meister Hans Schoch, dessen »große Metzig« in seiner heutigen
Gestalt die künstlerische Absicht des Meisters nur unvollkommen
ahnen läßt, ist aller Welt bekannt durch seinen Friedrichsbau
auf dem Heidelberger Schlosse. Ein anderer Straßburger, Georg
Riedinger, erbaute das in der deutschen Baugeschichte einen
wichtigen Platz einnehmende Schloß zu Aschaffenburg. Den
tönendsten Ruhm aber bei den Zeitgenossen hatte der städtische
Festungsbaumeister Specklin.
Mit dem Dreißigjährigen Kriege kam alles ins Stocken, und
zwar noch bevor das Elsaß selbst ein Teil des Kriegstheaters wurde.
Der Westfälische Friede überlieferte das Land an Frankreich;
die politische Grenze verschob sich, aber noch keineswegs die der
künstlerischen Kultur. Zwei Menschenalter vergingen, bis sich
der Anfang dazu meldete. Die Kunst des 18. Jahrhunderts ist
allenthalben in Europa, gleich der des 13., international, wenn
auch wiederum die Franzosen mehr und mehr für diejenigen galten,
die den Sinn des Zeitalters am besten zu treffen wußten. Für
das Elsaß ist zu bemerken, daß die französische Einströmung
lange Zeit fast nur am Zentralsitz der französischen Verwaltung
und als unmittelbarer Ausdruck derselben Boden fand. Wie sehr
sich damit das Aussehen der alten Reichsstadt verwandelte, es
war nichts anderes, als was an so vielen deutschen Fürstensitzen
geschah. Daß Straßburg aber für die Propagierung der franzö-
sischen Kunst nach Deutschland irgendwelche Bedeutung ge-
wonnen hätte, habe ich nicht gefunden; die Vorgänge des 13. Jahr-
hunderts wiederholten sich in dieser Hinsicht nicht mehr. Ein
wesentlich anderes Bild bot neben dem offiziellen Straßburg das
übrige Elsaß. Die Kunstbewegung war schwach geworden, aber
sie veränderte nicht ihre alten Richtlinien. Ein französisches
Muster findet sich erst spät und nur ein einziges Mal, 1766 in der
Ritterstiftskirche zu Gebweiler; die Ausführung hatte aber doch
ein Meister aus Bregenz, und allen plastischen Schmuck übertrug
man einer schwäbischen Bildhauerfamilie. Die ansehnlichste
unter den nicht vielen Barockkirchen des Landes, die Abteikirche
zu Ebersheimmünster, vollendet 1750, ist ein Werk jener ober-
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