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Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711.

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[Spaltenumbruch]

I.
ZUm Anfang zeiget sich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geschoß eines
Fürstlichen Pallasts.
II.
Hierauff folget der Grund-Riß v[on] dem ersten/ oder Boden-Geschoß ausser der Erden.
III.
Nechst diesem kommt der dritte G[r]und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geschoß.
IV.
Hier ist ein Auffriß eines Pallas[tes] an der vördern Facade gegen Mittag/ den ein Printz/
welcher im Krieg gedienet/ sich könte ba[u]en lassen.
V.
Allhier ist das Perspective des vo[r]igen Pallastes/ zusamt denen darzu gehörigen Seiten-
Gebäuden/ mit der grossen Oval-runde[n] freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Carosse hin-
auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) absteigen kan. Die Ordnung an dem Gebäude
dieses Pallastes ist Corinthisch. Die Fenster haben durchgehends doppelte Weite zur Höhe/
nemlich sie sind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die grossen Fenster an dem Porticu (Ga-
lerie)
welche in den ersten Saal gehen/ [h]aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer
Höhe. Die Einfassung der Fenster ab[er]/ bekommt ein fünfftheil von der Breite des Fensters in
Lichten. Wiederum die halben oder B[a]stard-Fenster/ haben vier Theile zur Höhe/ von fünffen
ihre Breite in Lichten. Man möchte[ o]ben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen grossen
Schild zur Zierde anhefften/ in welche[m ]des innwohnenden Fürsten Nahmen oder Wappen/ von
etlichen frey schwebenden Siegs-Bild[er]n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der
freyen Treppen/ kan man auch des Für[st]en Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegossen/ auf einem
Piedestal auffrichten/ woran unterschie[d]liche Sclaven gefesselt liegen. Gegen dieser Statua über
könte eine Triumph-Säule kommen/ [w]elche zwar in diesem gegenwärtigen Auffriß nicht ange-
deutet/ sondern mit Fleiß ausgelassen w[o]rden/ damit man dem Gebäude den Prospect nicht neh-
me; man hat sie aber in dem grossen [Ri]ß besonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten-
Flügel kämen Bassins, mit verschiedenen [S]tatuen von Flüssen. Endlich wäre das gantze Gebäude
mit einem grossen Vorhoff/ von einem e[is]ern zierlichen Gatter-Werck einzufassen.
VI.
Nun zeiget sich die Garten-Seit[e d]ieses Pallastes/ mit dem halben Durchschnitt von allen
und jeden Stock-Wercken/ benebst den [S]äulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemä-
chern der drey untersten Stock-Wercke[/ be]decket/ zu den Seiten-Gebäuden/ in welchen die Fürstin
ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. [A]bermahl kan hier zur Zierde/ über den Bogen des mitt-
lern grossen Fensters an dem Porticu (G[a]llerie) eine messinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel-
cher die Jahr-Zahl zu sehen/ gesetzt wer[de]n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu,
ist wiederum auch mit etlichen Bassins u[n]d vielen Statuen eingefaßt. Der Garte selbst mit seinen
Lust-Gebäuden ist in diesem Riß nicht [en]tworffen; er wird aber besonders in dem Anhang dieses
ersten Theils zu sehen seyn.
VII.
Diß ist der Auffriß eines Seiten-[G]ebäudes/ mit und neben dem Durchschnitt des grossen
Hinter-Hauses.
VIII.
Der Auffriß des andern Seiten-[Ge]bäudes kommt gegenwärtig zum Vorschein/ zusamt al-
len Gemächern/ wie das Gebäude gege[n] Niedergang der Sonnen anzusehen ist. Es ist weiters
ein Stück von der Einfassung des Gar[ten]s angedeutet.
IX.
Anjetzt folget der Grund-Riß des[ e]rsten Saales/ in welchen man von der inwendigen gros-
sen Treppen/ so ein Grund-Riß des Ha[up]t-Geschosses mit C.D. der Saal selbsten aber mit F. be-
zeichnet ist/ alsobalden kommt.
X.
In diesem Blat ist vorgestellt die [ers]te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo
man von der grossen Treppe her/ in d[en]selbigen gelanget. Gleich über dem Eingang sitzet die
[Spaltenumbruch] Majestätt/ mit einigen zu ihren Füssen angefesselten Sclaven/ in einer von guldenen Rosen besetz-
ten Eiche. Ober derselbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ praesentiren sich zwey Genii, so da
eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey sich haben/ in welcher
des Printzen Nahmen gesetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Säulen von Holtz
und inwendig hohl machen; dazu möchten sie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie
auch das Schafft-Gesimbs/ zusamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold überzogen
werden. Sonsten werden alle Ornamenta dieses Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E.
Hercules, Pallas, &c. &c. werden metallisirt/ oder aus weissem Marmor gemacht. Die auffzu-
hängende Tapeten/ auf welchen der Fürstlichen Ahnen Thaten zu schen/ müssen wie Mahlereyen
gewürcket/ die Kopffe darüber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet seyn. Die Histo-
rien über denselbigen/ kan man grün in grün mahlen/ und mit Gold auffhöhen. Endlich wird
der obere Auffsatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zusamt den Frucht-
Gehängen/ Vögeln und Decken/ müssen mit natürlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die
Decken über den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden.
XI.
Allhier ist die andere schmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer stößt zu schauen.
XII.
Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenstern/ gegen dem Garten zu.
XIII.
Das Optische Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden a fresque zu mahlen ist/ und sich
in seinem Auffriß anjetzo vorstellig macht/ ist etwas ausführlicher zu beschreiben: Es praesentirt
sich aber zuvörderst auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Göttliche Allmacht/ von welcher zu-
gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand
trägt sie einen Scepter/ die andere legt sie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt
hat sie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten sitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be-
krönet/ reichende einem Genio unterschiedliche Schlüssel dar/ auf daß er sie denen etwas weiter
unten sitzenden freyen Künsten zustellen solle/ alle Geheimnusse und Wissenschafften damit auffzu-
schliessen. Auf ihrer rechten Seite befindet sich die Göttliche Ehre/ mit einer Krone so wol als mit
Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete sich lehnende. Zum andern zeiget sich
die Göttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si-
cherheit/ bey welcher ein Genius stehet/ der mit einem Täublein spielet/ die Sicherheit aber selb-
sten hat/ zum Zeichen der Beständig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Säule bey sich. Zum dritten
wird in denen Wolcken der Göttliche Schutz gesehen/ und die Göttliche Führung/ welche beede zu-
sammen dem vor ihnen herschwebenden Glücke anbefehlen/ daß es sich mit der auf der vierdten
Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankommenden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Hän-
den tragende Cronen und Siegs-Palmen unabläßlich den Tugendhafften mittheilen soll. Die
Ewigkeit selbsten bringet eine Sternen-Crone/ und ist ein Genius bey ihr/ welcher eine in den
Schwantz sich beissende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunächst sich befindenden Cornu-Co-
piae
fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebäude hat wiederum vier grosse Oeffnun-
gen; in der ersten derselben sitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Gesetz mit der Tafel/ fer-
ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Gesetz/ (welche
man auch zwar für die wahre Gottesfurcht halten möchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr stehet/
auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem
durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre
und immerwährende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Mensch/ nach vieler Mühe und Arbeit/
endlich gelanget/ angesehen je näher ein Mensch bey GOtt ist/ je weniger Sorg und Bekümmer-
nuß er hat/ und ist dieses eben der glückseelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend-
Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden
Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn-
Aehre haltend. In der andern Oeffnung stellet sich die Tugend gewaffnet für/ und vertreibet da-
mit den Neyd und die Zwietracht aus dieser Wohnung; unter ihr stehet die Hülffe oder der Bey-
stand ihr zu Seiten/ der sich auf einen Stock von Weinreben steuret; und der wahren Tugend Eh-
ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgestellet. Etwas über der
Tugend Haupt hinauff kommt ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem
die
[Spaltenumbruch]

I.
ZUm Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines
Fuͤrſtlichen Pallaſts.
II.
Hierauff folget der Grund-Riß v[on] dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden.
III.
Nechſt dieſem kommt der dritte G[r]und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß.
IV.
Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſ[teſ] an der voͤrdern Façade gegen Mittag/ den ein Printz/
welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte ba[u]en laſſen.
V.
Allhier iſt das Perſpective des vo[r]igen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten-
Gebaͤuden/ mit der groſſen Oval-runde[n] freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Caroſſe hin-
auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude
dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/
nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem Porticu (Ga-
lerie)
welche in den erſten Saal gehen/ [h]aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer
Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter ab[er]/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in
Lichten. Wiederum die halben oder B[a]ſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen
ihre Breite in Lichten. Man moͤchte[ o]ben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen groſſen
Schild zur Zierde anhefften/ in welche[m ]des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von
etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bild[er]n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der
freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤr[ſt]en Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem
Piedeſtal auffrichten/ woran unterſchie[d]liche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer Statua uͤber
koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ [w]elche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange-
deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen w[o]rden/ damit man dem Gebaͤude den Proſpect nicht neh-
me; man hat ſie aber in dem groſſen [Ri]ß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten-
Fluͤgel kaͤmen Basſins, mit verſchiedenen [S]tatuen von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude
mit einem groſſen Vorhoff/ von einem e[iſ]ern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen.
VI.
Nun zeiget ſich die Garten-Seit[e d]ieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen
und jeden Stock-Wercken/ benebſt den [S]aͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ-
chern der drey unterſten Stock-Wercke[/ be]decket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin
ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. [A]bermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt-
lern groſſen Fenſters an dem Porticu (G[a]llerie) eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel-
cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt wer[de]n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu,
iſt wiederum auch mit etlichen Basſins u[n]d vielen Statuen eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen
Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht [en]tworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes
erſten Theils zu ſehen ſeyn.
VII.
Diß iſt der Auffriß eines Seiten-[G]ebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen
Hinter-Hauſes.
VIII.
Der Auffriß des andern Seiten-[Ge]baͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al-
len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gege[n] Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters
ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gar[ten]s angedeutet.
IX.
Anjetzt folget der Grund-Riß des[ e]rſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ-
ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Ha[up]t-Geſchoſſes mit C.D. der Saal ſelbſten aber mit F. be-
zeichnet iſt/ alſobalden kommt.
X.
In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die [erſ]te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo
man von der groſſen Treppe her/ in d[en]ſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die
[Spaltenumbruch] Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz-
ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ præſentiren ſich zwey Genii, ſo da
eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher
des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz
und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie
auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen
werden. Sonſten werden alle Ornamenta dieſes Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E.
Hercules, Pallas, &c. &c. werden metalliſirt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu-
haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen
gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto-
rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird
der obere Auffſatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht-
Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die
Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden.
XI.
Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen.
XII.
Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu.
XIII.
Das Optiſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden à fresque zu mahlen iſt/ und ſich
in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es præſentirt
ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu-
gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand
traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt
hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be-
kroͤnet/ reichende einem Genio unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter
unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu-
ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit
Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich
die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si-
cherheit/ bey welcher ein Genius ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb-
ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten
wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu-
ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten
Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn-
den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die
Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein Genius bey ihr/ welcher eine in den
Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden Cornu-Co-
piæ
fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun-
gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer-
ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche
man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/
auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem
durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre
und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/
endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer-
nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend-
Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden
Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn-
Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da-
mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey-
ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh-
ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der
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die
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[0006] I. ZUm Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines Fuͤrſtlichen Pallaſts. II. Hierauff folget der Grund-Riß von dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden. III. Nechſt dieſem kommt der dritte Grund-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß. IV. Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſteſ an der voͤrdern Façade gegen Mittag/ den ein Printz/ welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte bauen laſſen. V. Allhier iſt das Perſpective des vorigen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten- Gebaͤuden/ mit der groſſen Oval-runden freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Caroſſe hin- auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/ nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem Porticu (Ga- lerie) welche in den erſten Saal gehen/ haben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter aber/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in Lichten. Wiederum die halben oder Baſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen ihre Breite in Lichten. Man moͤchte oben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen groſſen Schild zur Zierde anhefften/ in welchem des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bildern getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤrſten Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem Piedeſtal auffrichten/ woran unterſchiedliche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer Statua uͤber koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ welche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange- deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen worden/ damit man dem Gebaͤude den Proſpect nicht neh- me; man hat ſie aber in dem groſſen Riß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten- Fluͤgel kaͤmen Basſins, mit verſchiedenen Statuen von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude mit einem groſſen Vorhoff/ von einem eiſern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen. VI. Nun zeiget ſich die Garten-Seite dieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen und jeden Stock-Wercken/ benebſt den Saͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ- chern der drey unterſten Stock-Wercke/ bedecket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. Abermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt- lern groſſen Fenſters an dem Porticu (Gallerie) eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel- cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt werden. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu, iſt wiederum auch mit etlichen Basſins und vielen Statuen eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht entworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes erſten Theils zu ſehen ſeyn. VII. Diß iſt der Auffriß eines Seiten-Gebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen Hinter-Hauſes. VIII. Der Auffriß des andern Seiten-Gebaͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al- len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gegen Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gartens angedeutet. IX. Anjetzt folget der Grund-Riß des erſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ- ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Haupt-Geſchoſſes mit C.D. der Saal ſelbſten aber mit F. be- zeichnet iſt/ alſobalden kommt. X. In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die erſte Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo man von der groſſen Treppe her/ in denſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz- ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ præſentiren ſich zwey Genii, ſo da eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen werden. Sonſten werden alle Ornamenta dieſes Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E. Hercules, Pallas, &c. &c. werden metalliſirt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu- haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto- rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird der obere Auffſatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht- Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden. XI. Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen. XII. Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu. XIII. Das Optiſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden à fresque zu mahlen iſt/ und ſich in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es præſentirt ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu- gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be- kroͤnet/ reichende einem Genio unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu- ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si- cherheit/ bey welcher ein Genius ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb- ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu- ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn- den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein Genius bey ihr/ welcher eine in den Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden Cornu-Co- piæ fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun- gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer- ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/ auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/ endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer- nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend- Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn- Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da- mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey- ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh- ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der Tugend Haupt hinauff kom̃t ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem die

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Zitationshilfe: Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/decker_baumeister01_1711/6>, abgerufen am 23.12.2024.