Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
Gemüse.

Sollten sich aber die Erbsen, wie auch die weißen Bohnen
nicht gut weich kochen, so setze man sie mit einem kleinen
Stückchen Pottasche zu Feuer und gebe nach dem Abschütten
wieder ein wenig dazu. Auch folgendes zufällig entdeckte Mit-
tel befördert in etwa das Weichwerden: nämlich gleich nach
dem Abschütten einige Zwiebeln hinein zu schneiden. Noch ist
dabei zu bemerken, daß man keine getrockneten Hülsenfrüchte
in weiß glasirten Töpfen kochen darf, weil sie darin hart blei-
ben und würden sie noch ein Mal so lange gekocht.

Eingemachtes, Bohnen und Stielmuß setze man am vor-
hergehenden Abend in kaltes Wasser, damit die Säure aus-
ziehe, koche dasselbe am andern Morgen mit frischem Wasser
ab und wässere solches nachher so lange, als es nöthig ist,
ehe es gestovt wird.

Man darf nicht eher das Gemüse mit Mehl oder Eidotter
abrühren, bis es völlig gahr ist.

Beim Anbrennen des Gemüses darf man kein Wasser nach-
füllen, sondern muß das Gemüse schnell herausschütten, in
einem andern Topfe etwas Butter mit Mehl anziehen lassen,
Fleischbrühe oder Wasser und Salz dazu rühren und wenn
es kocht, das Gemüse durchrühren, oder wenn solches noch
nicht gahr ist, ferner kochen lassen. Im letzten Falle muß
man sehr wenig Mehl nehmen. Gemüse, welche abgekocht wer-
den, muß man in vielem und stark kochendem Wasser abko-
chen, sobald sie stark kochen, den Deckel vom Topfe nehmen,
sie offen gahr kochen lassen und wenn sie auf den Durchschlag
geschüttet sind, mit Wasser übergießen, weil manche, besonders
frisches Stielmuß, etwas Starkes haben.

Besonders beim Kochen der Gemüse muß ich es empfehlen,
den Topf nicht tiefer in's Feuer zu setzen, als die darin be-
findliche Portion Gemüse es erlaubt. Schlägt die Flamme zu
hoch um den Topf, so erhält die Speise sicher keinen reinen
Geschmack.

Noch ist es eine Hauptbedingung, alle Gemüse luftig, weich
und saftig zu kochen und sie nicht durch starkes Umrühren
breiig zu machen. Wird gleich das Gehörige, Fett und Salz,
dazu gethan, so bedarf es kaum eines vorsichtigen Umrührens,
da die Gemüse beides gleichmäßig in sich aufnehmen.

Wie viel Zeit zum Gahrwerden jedes Gemüses erforderlich
ist -- läßt sich nicht genau bestimmen, indem dies gar zu sehr

Gemüſe.

Sollten ſich aber die Erbſen, wie auch die weißen Bohnen
nicht gut weich kochen, ſo ſetze man ſie mit einem kleinen
Stückchen Pottaſche zu Feuer und gebe nach dem Abſchütten
wieder ein wenig dazu. Auch folgendes zufällig entdeckte Mit-
tel befördert in etwa das Weichwerden: nämlich gleich nach
dem Abſchütten einige Zwiebeln hinein zu ſchneiden. Noch iſt
dabei zu bemerken, daß man keine getrockneten Hülſenfrüchte
in weiß glaſirten Töpfen kochen darf, weil ſie darin hart blei-
ben und würden ſie noch ein Mal ſo lange gekocht.

Eingemachtes, Bohnen und Stielmuß ſetze man am vor-
hergehenden Abend in kaltes Waſſer, damit die Säure aus-
ziehe, koche daſſelbe am andern Morgen mit friſchem Waſſer
ab und wäſſere ſolches nachher ſo lange, als es nöthig iſt,
ehe es geſtovt wird.

Man darf nicht eher das Gemüſe mit Mehl oder Eidotter
abrühren, bis es völlig gahr iſt.

Beim Anbrennen des Gemüſes darf man kein Waſſer nach-
füllen, ſondern muß das Gemüſe ſchnell herausſchütten, in
einem andern Topfe etwas Butter mit Mehl anziehen laſſen,
Fleiſchbrühe oder Waſſer und Salz dazu rühren und wenn
es kocht, das Gemüſe durchrühren, oder wenn ſolches noch
nicht gahr iſt, ferner kochen laſſen. Im letzten Falle muß
man ſehr wenig Mehl nehmen. Gemüſe, welche abgekocht wer-
den, muß man in vielem und ſtark kochendem Waſſer abko-
chen, ſobald ſie ſtark kochen, den Deckel vom Topfe nehmen,
ſie offen gahr kochen laſſen und wenn ſie auf den Durchſchlag
geſchüttet ſind, mit Waſſer übergießen, weil manche, beſonders
friſches Stielmuß, etwas Starkes haben.

Beſonders beim Kochen der Gemüſe muß ich es empfehlen,
den Topf nicht tiefer in’s Feuer zu ſetzen, als die darin be-
findliche Portion Gemüſe es erlaubt. Schlägt die Flamme zu
hoch um den Topf, ſo erhält die Speiſe ſicher keinen reinen
Geſchmack.

Noch iſt es eine Hauptbedingung, alle Gemüſe luftig, weich
und ſaftig zu kochen und ſie nicht durch ſtarkes Umrühren
breiig zu machen. Wird gleich das Gehörige, Fett und Salz,
dazu gethan, ſo bedarf es kaum eines vorſichtigen Umrührens,
da die Gemüſe beides gleichmäßig in ſich aufnehmen.

Wie viel Zeit zum Gahrwerden jedes Gemüſes erforderlich
iſt — läßt ſich nicht genau beſtimmen, indem dies gar zu ſehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0116" n="78"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gemü&#x017F;e</hi>.</fw><lb/>
          <p>Sollten &#x017F;ich aber die Erb&#x017F;en, wie auch die weißen Bohnen<lb/>
nicht gut weich kochen, &#x017F;o &#x017F;etze man &#x017F;ie mit einem kleinen<lb/>
Stückchen Potta&#x017F;che zu Feuer und gebe nach dem Ab&#x017F;chütten<lb/>
wieder ein wenig dazu. Auch folgendes zufällig entdeckte Mit-<lb/>
tel befördert in etwa das Weichwerden: nämlich gleich nach<lb/>
dem Ab&#x017F;chütten einige Zwiebeln hinein zu &#x017F;chneiden. Noch i&#x017F;t<lb/>
dabei zu bemerken, daß man keine getrockneten Hül&#x017F;enfrüchte<lb/>
in weiß gla&#x017F;irten Töpfen kochen darf, weil &#x017F;ie darin hart blei-<lb/>
ben und würden &#x017F;ie noch ein Mal &#x017F;o lange gekocht.</p><lb/>
          <p>Eingemachtes, Bohnen und Stielmuß &#x017F;etze man am vor-<lb/>
hergehenden Abend in kaltes Wa&#x017F;&#x017F;er, damit die Säure aus-<lb/>
ziehe, koche da&#x017F;&#x017F;elbe am andern Morgen mit fri&#x017F;chem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ab und wä&#x017F;&#x017F;ere &#x017F;olches nachher &#x017F;o lange, als es nöthig i&#x017F;t,<lb/>
ehe es ge&#x017F;tovt wird.</p><lb/>
          <p>Man darf nicht eher das Gemü&#x017F;e mit Mehl oder Eidotter<lb/>
abrühren, bis es völlig gahr i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Beim Anbrennen des Gemü&#x017F;es darf man kein Wa&#x017F;&#x017F;er nach-<lb/>
füllen, &#x017F;ondern muß das Gemü&#x017F;e &#x017F;chnell heraus&#x017F;chütten, in<lb/>
einem andern Topfe etwas Butter mit Mehl anziehen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Flei&#x017F;chbrühe oder Wa&#x017F;&#x017F;er und Salz dazu rühren und wenn<lb/>
es kocht, das Gemü&#x017F;e durchrühren, oder wenn &#x017F;olches noch<lb/>
nicht gahr i&#x017F;t, ferner kochen la&#x017F;&#x017F;en. Im letzten Falle muß<lb/>
man &#x017F;ehr wenig Mehl nehmen. Gemü&#x017F;e, welche abgekocht wer-<lb/>
den, muß man in vielem und &#x017F;tark kochendem Wa&#x017F;&#x017F;er abko-<lb/>
chen, &#x017F;obald &#x017F;ie &#x017F;tark kochen, den Deckel vom Topfe nehmen,<lb/>
&#x017F;ie offen gahr kochen la&#x017F;&#x017F;en und wenn &#x017F;ie auf den Durch&#x017F;chlag<lb/>
ge&#x017F;chüttet &#x017F;ind, mit Wa&#x017F;&#x017F;er übergießen, weil manche, be&#x017F;onders<lb/>
fri&#x017F;ches Stielmuß, etwas Starkes haben.</p><lb/>
          <p>Be&#x017F;onders beim Kochen der Gemü&#x017F;e muß ich es empfehlen,<lb/>
den Topf nicht tiefer in&#x2019;s Feuer zu &#x017F;etzen, als die darin be-<lb/>
findliche Portion Gemü&#x017F;e es erlaubt. Schlägt die Flamme zu<lb/>
hoch um den Topf, &#x017F;o erhält die Spei&#x017F;e &#x017F;icher keinen reinen<lb/>
Ge&#x017F;chmack.</p><lb/>
          <p>Noch i&#x017F;t es eine Hauptbedingung, alle Gemü&#x017F;e luftig, weich<lb/>
und &#x017F;aftig zu kochen und &#x017F;ie nicht durch &#x017F;tarkes Umrühren<lb/>
breiig zu machen. Wird gleich das Gehörige, Fett und Salz,<lb/>
dazu gethan, &#x017F;o bedarf es kaum eines vor&#x017F;ichtigen Umrührens,<lb/>
da die Gemü&#x017F;e beides gleichmäßig in &#x017F;ich aufnehmen.</p><lb/>
          <p>Wie viel Zeit zum Gahrwerden jedes Gemü&#x017F;es erforderlich<lb/>
i&#x017F;t &#x2014; läßt &#x017F;ich nicht genau be&#x017F;timmen, indem dies gar zu &#x017F;ehr<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0116] Gemüſe. Sollten ſich aber die Erbſen, wie auch die weißen Bohnen nicht gut weich kochen, ſo ſetze man ſie mit einem kleinen Stückchen Pottaſche zu Feuer und gebe nach dem Abſchütten wieder ein wenig dazu. Auch folgendes zufällig entdeckte Mit- tel befördert in etwa das Weichwerden: nämlich gleich nach dem Abſchütten einige Zwiebeln hinein zu ſchneiden. Noch iſt dabei zu bemerken, daß man keine getrockneten Hülſenfrüchte in weiß glaſirten Töpfen kochen darf, weil ſie darin hart blei- ben und würden ſie noch ein Mal ſo lange gekocht. Eingemachtes, Bohnen und Stielmuß ſetze man am vor- hergehenden Abend in kaltes Waſſer, damit die Säure aus- ziehe, koche daſſelbe am andern Morgen mit friſchem Waſſer ab und wäſſere ſolches nachher ſo lange, als es nöthig iſt, ehe es geſtovt wird. Man darf nicht eher das Gemüſe mit Mehl oder Eidotter abrühren, bis es völlig gahr iſt. Beim Anbrennen des Gemüſes darf man kein Waſſer nach- füllen, ſondern muß das Gemüſe ſchnell herausſchütten, in einem andern Topfe etwas Butter mit Mehl anziehen laſſen, Fleiſchbrühe oder Waſſer und Salz dazu rühren und wenn es kocht, das Gemüſe durchrühren, oder wenn ſolches noch nicht gahr iſt, ferner kochen laſſen. Im letzten Falle muß man ſehr wenig Mehl nehmen. Gemüſe, welche abgekocht wer- den, muß man in vielem und ſtark kochendem Waſſer abko- chen, ſobald ſie ſtark kochen, den Deckel vom Topfe nehmen, ſie offen gahr kochen laſſen und wenn ſie auf den Durchſchlag geſchüttet ſind, mit Waſſer übergießen, weil manche, beſonders friſches Stielmuß, etwas Starkes haben. Beſonders beim Kochen der Gemüſe muß ich es empfehlen, den Topf nicht tiefer in’s Feuer zu ſetzen, als die darin be- findliche Portion Gemüſe es erlaubt. Schlägt die Flamme zu hoch um den Topf, ſo erhält die Speiſe ſicher keinen reinen Geſchmack. Noch iſt es eine Hauptbedingung, alle Gemüſe luftig, weich und ſaftig zu kochen und ſie nicht durch ſtarkes Umrühren breiig zu machen. Wird gleich das Gehörige, Fett und Salz, dazu gethan, ſo bedarf es kaum eines vorſichtigen Umrührens, da die Gemüſe beides gleichmäßig in ſich aufnehmen. Wie viel Zeit zum Gahrwerden jedes Gemüſes erforderlich iſt — läßt ſich nicht genau beſtimmen, indem dies gar zu ſehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/116
Zitationshilfe: Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/116>, abgerufen am 24.11.2024.