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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Mortimer.
Auch ich war's, Königin, und mein Gefängniß
Sprang auf, und frei auf Einmal fühlte sich
Der Geist, des Lebens schönen Tag begrüßend.
Haß schwur ich nun dem engen, dumpfen Buch,
Mit frischem Kranz die Schläfe mir zu schmücken,
Mich fröhlich an die Fröhlichen zu schließen."

Allerdings spricht hier Schiller nicht in seinem ei-
genen Namen, sondern aus der Seele einer seiner Theater-
figuren heraus, die er zu charakterisiren hat. Seine Dar-
stellung ist aber so warm und wahr, daß sie fühlbar auch
aus eigener Gefühls- und Anschauungsweise geflossen ist
und als ein Votum dieses großen Dichters und Denkers
zu Gunsten des Katholicismus betrachtet werden darf. Auf
jeden Fall mußte eine solche Dichterseele diesem unendlich
holder sein, als "dem engen, dumpfen Buch", und als
"der Puritaner dumpfen Predigtstuben." Wer eine aus
katholischer Feder geflossene Darstellung vergleichen will,
der wird eine solche in Beda Weber's "Cartons aus
dem deutschen Kirchenleben", Mainz 1858, S. 766 ff.
unter der Ueberschrift: "Der große Rosenkranz auf
dem heiligen Berge bei Varese im Mailändi-
schen
" finden. Ich ziehe hier mit großer Abkürzung nur
Folgendes aus.

"In dem Geiste des h. Carlo Borromeo, Cardi-
nal-Erzbischofs von Mailand, dessen Wirksamkeit in die
Jahre 1548--1584 fällt, tauchte die Idee auf, die Ge-
heimnisse des Evangeliums plastisch darzustellen und zu die-
sem Zwecke nicht nur alle Mittel der Kunst, sondern auch
die großartigen Bilder der Natur selbst als Rahmen dazu
in Anwendung zu bringen. Sein Vetter, Federigo,
ebenfalls Erzbischof von Mailand, brachte diese Idee in
den Jahren 1563--1631 zur Ausführung. Es erhob sich

Mortimer.
Auch ich war’s, Königin, und mein Gefängniß
Sprang auf, und frei auf Einmal fühlte ſich
Der Geiſt, des Lebens ſchönen Tag begrüßend.
Haß ſchwur ich nun dem engen, dumpfen Buch,
Mit friſchem Kranz die Schläfe mir zu ſchmücken,
Mich fröhlich an die Fröhlichen zu ſchließen.“

Allerdings ſpricht hier Schiller nicht in ſeinem ei-
genen Namen, ſondern aus der Seele einer ſeiner Theater-
figuren heraus, die er zu charakteriſiren hat. Seine Dar-
ſtellung iſt aber ſo warm und wahr, daß ſie fühlbar auch
aus eigener Gefühls- und Anſchauungsweiſe gefloſſen iſt
und als ein Votum dieſes großen Dichters und Denkers
zu Gunſten des Katholicismus betrachtet werden darf. Auf
jeden Fall mußte eine ſolche Dichterſeele dieſem unendlich
holder ſein, als „dem engen, dumpfen Buch“, und als
„der Puritaner dumpfen Predigtſtuben.“ Wer eine aus
katholiſcher Feder gefloſſene Darſtellung vergleichen will,
der wird eine ſolche in Beda Weber’s „Cartons aus
dem deutſchen Kirchenleben“, Mainz 1858, S. 766 ff.
unter der Ueberſchrift: „Der große Roſenkranz auf
dem heiligen Berge bei Vareſe im Mailändi-
ſchen
“ finden. Ich ziehe hier mit großer Abkürzung nur
Folgendes aus.

„In dem Geiſte des h. Carlo Borromeo, Cardi-
nal-Erzbiſchofs von Mailand, deſſen Wirkſamkeit in die
Jahre 1548—1584 fällt, tauchte die Idee auf, die Ge-
heimniſſe des Evangeliums plaſtiſch darzuſtellen und zu die-
ſem Zwecke nicht nur alle Mittel der Kunſt, ſondern auch
die großartigen Bilder der Natur ſelbſt als Rahmen dazu
in Anwendung zu bringen. Sein Vetter, Federigo,
ebenfalls Erzbiſchof von Mailand, brachte dieſe Idee in
den Jahren 1563—1631 zur Ausführung. Es erhob ſich

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[63/0085] Mortimer. Auch ich war’s, Königin, und mein Gefängniß Sprang auf, und frei auf Einmal fühlte ſich Der Geiſt, des Lebens ſchönen Tag begrüßend. Haß ſchwur ich nun dem engen, dumpfen Buch, Mit friſchem Kranz die Schläfe mir zu ſchmücken, Mich fröhlich an die Fröhlichen zu ſchließen.“ Allerdings ſpricht hier Schiller nicht in ſeinem ei- genen Namen, ſondern aus der Seele einer ſeiner Theater- figuren heraus, die er zu charakteriſiren hat. Seine Dar- ſtellung iſt aber ſo warm und wahr, daß ſie fühlbar auch aus eigener Gefühls- und Anſchauungsweiſe gefloſſen iſt und als ein Votum dieſes großen Dichters und Denkers zu Gunſten des Katholicismus betrachtet werden darf. Auf jeden Fall mußte eine ſolche Dichterſeele dieſem unendlich holder ſein, als „dem engen, dumpfen Buch“, und als „der Puritaner dumpfen Predigtſtuben.“ Wer eine aus katholiſcher Feder gefloſſene Darſtellung vergleichen will, der wird eine ſolche in Beda Weber’s „Cartons aus dem deutſchen Kirchenleben“, Mainz 1858, S. 766 ff. unter der Ueberſchrift: „Der große Roſenkranz auf dem heiligen Berge bei Vareſe im Mailändi- ſchen“ finden. Ich ziehe hier mit großer Abkürzung nur Folgendes aus. „In dem Geiſte des h. Carlo Borromeo, Cardi- nal-Erzbiſchofs von Mailand, deſſen Wirkſamkeit in die Jahre 1548—1584 fällt, tauchte die Idee auf, die Ge- heimniſſe des Evangeliums plaſtiſch darzuſtellen und zu die- ſem Zwecke nicht nur alle Mittel der Kunſt, ſondern auch die großartigen Bilder der Natur ſelbſt als Rahmen dazu in Anwendung zu bringen. Sein Vetter, Federigo, ebenfalls Erzbiſchof von Mailand, brachte dieſe Idee in den Jahren 1563—1631 zur Ausführung. Es erhob ſich

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/85>, abgerufen am 22.11.2024.