Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.Wallfahrend nach dem Himmelreich -- Mich selbst Wallfahrend nach dem Himmelreich — Mich ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0084" n="62"/> Wallfahrend nach dem Himmelreich — Mich ſelbſt<lb/> Ergriff der Strom der glaubensvollen Menge<lb/> Und riß mich in das Weichbild Rom’s —<lb/> Wie ward mir, Königin!<lb/> Als mir der Säulen Pracht und Siegesbogen<lb/> Entgegenſtieg, des Koloſſeums Herrlichkeit<lb/> Den Staunenden umfing, ein hoher Bildnergeiſt<lb/> In ſeine Wunderwelt mich ſchloß!<lb/> Ich hatte nie der Künſte Macht gefühlt;<lb/> Es haßt die Kirche, die mich auferzog,<lb/> Der Sinne Reiz, kein Abbild duldet ſie,<lb/> Allein das körperloſe Wort verehrend.<lb/> Wie wurde mir, als ich in’s Inn’re nun<lb/> Der Kirche trat, als die Muſik der Himmel<lb/> Herunterſtieg und der Geſtalten Fülle<lb/> Verſchwenderiſch aus Wand und Decke quoll,<lb/> Das Herrlichſte und Höchſte, gegenwärtig,<lb/> Vor den entzückten Sinnen ſich bewegte;<lb/> Als ich ſie ſelbſt nun ſah, die Göttlichen,<lb/> Den Gruß des Engels, die Geburt des Herrn,<lb/> Die heilige Mutter, die herabgeſtiegene<lb/> Dreifaltigkeit, die leuchtende Verklärung —<lb/> Als ich den Papſt drauf ſah in ſeiner Pracht<lb/> Das Hochamt halten und die Völker ſegnen.<lb/> O, was iſt Goldes, was Juwelen-Schein,<lb/> Womit der Erde Könige ſich ſchmücken!<lb/> Nur er iſt mit dem Göttlichen umgeben,<lb/> Ein wahrhaft Reich der Himmel iſt ſein Haus;<lb/> Denn nicht von dieſer Welt ſind dieſe Formen.<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Maria</hi>.</hi><lb/> O, ſchonet mein! Nicht weiter! Höret auf,<lb/> Den friſchen Lebensteppich vor mir aus-<lb/> Zubreiten — Ich bin elend und gefangen.<lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0084]
Wallfahrend nach dem Himmelreich — Mich ſelbſt
Ergriff der Strom der glaubensvollen Menge
Und riß mich in das Weichbild Rom’s —
Wie ward mir, Königin!
Als mir der Säulen Pracht und Siegesbogen
Entgegenſtieg, des Koloſſeums Herrlichkeit
Den Staunenden umfing, ein hoher Bildnergeiſt
In ſeine Wunderwelt mich ſchloß!
Ich hatte nie der Künſte Macht gefühlt;
Es haßt die Kirche, die mich auferzog,
Der Sinne Reiz, kein Abbild duldet ſie,
Allein das körperloſe Wort verehrend.
Wie wurde mir, als ich in’s Inn’re nun
Der Kirche trat, als die Muſik der Himmel
Herunterſtieg und der Geſtalten Fülle
Verſchwenderiſch aus Wand und Decke quoll,
Das Herrlichſte und Höchſte, gegenwärtig,
Vor den entzückten Sinnen ſich bewegte;
Als ich ſie ſelbſt nun ſah, die Göttlichen,
Den Gruß des Engels, die Geburt des Herrn,
Die heilige Mutter, die herabgeſtiegene
Dreifaltigkeit, die leuchtende Verklärung —
Als ich den Papſt drauf ſah in ſeiner Pracht
Das Hochamt halten und die Völker ſegnen.
O, was iſt Goldes, was Juwelen-Schein,
Womit der Erde Könige ſich ſchmücken!
Nur er iſt mit dem Göttlichen umgeben,
Ein wahrhaft Reich der Himmel iſt ſein Haus;
Denn nicht von dieſer Welt ſind dieſe Formen.
Maria.
O, ſchonet mein! Nicht weiter! Höret auf,
Den friſchen Lebensteppich vor mir aus-
Zubreiten — Ich bin elend und gefangen.
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