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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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aus für eine unbedingte, Alles lenkende und bestimmende
Herrschaft ausgeübt wurde. Ottfr. Müller *) sagt von
Delphi: "Es tritt mit einer wahrhaft imponirenden Kraft
auf, wie kaum ein Institut nach ihm. Der Gott schaltet
mit den Völkern nach seinem Willen, sendet sie in Nähe
und Ferne, nöthiget sie, trotz ihres Widerstrebens, zu wei-
ten Zügen, und weis't ihnen mit bestimmten Worten ihre
Wohnsitze an." Die Staaten fragten den Gott wegen
ihrer Verfassungen um Rath; es wurde keine Kolonie ge-
gründet, wenn man nicht zuvor das Orakel befragt hatte,
weßhalb Apollon auch als Verfassungsgründer, Ertheiler
von Satzungen, Kolonienstifter und Gott der Grundmauern
galt und deßhalb arkhegetes, ktistes, oikistes, doma.
tites hieß. Stets erfreut sich Apollon, siehet er Städte
bauen, wie Kallimachos sagt. Megara hatte eine
Akropolis mit Tempeln dieses Gottes; dieselbe sollte Al-
kathoos
, Pelops Sohn, gegründet und Apollon ihm
dabei geholfen haben; daher Theognis, der Megarer,
singt:

"Um dem pelopischen Sohn Alkathoos Huld zu
erweisen
Hast du, o König Apoll, hoch uns gethürmet die
Burg."

Man zeigte daselbst einen Stein, auf welchem der Gott
seine Kithara niedergelegt; wenn man mit einem Steinchen
daran warf, so tönte er einer zerschlagenen Kithara gleich. **)
Sehr entschieden tritt besonders das Verhältniß des dori-
schen Stammes und seiner Staatsverfassungen zu diesem
Cultus und dessen Hauptinstitut, dem Tempel zu Delphi,
hervor, zu welchem sämmtliche Dorier in einem gewissen

*) Dorier I. S. 254.
**) Paus. I. 42, 1, 2.
4*

aus für eine unbedingte, Alles lenkende und beſtimmende
Herrſchaft ausgeübt wurde. Ottfr. Müller *) ſagt von
Delphi: „Es tritt mit einer wahrhaft imponirenden Kraft
auf, wie kaum ein Inſtitut nach ihm. Der Gott ſchaltet
mit den Völkern nach ſeinem Willen, ſendet ſie in Nähe
und Ferne, nöthiget ſie, trotz ihres Widerſtrebens, zu wei-
ten Zügen, und weiſ’t ihnen mit beſtimmten Worten ihre
Wohnſitze an.“ Die Staaten fragten den Gott wegen
ihrer Verfaſſungen um Rath; es wurde keine Kolonie ge-
gründet, wenn man nicht zuvor das Orakel befragt hatte,
weßhalb Apollon auch als Verfaſſungsgründer, Ertheiler
von Satzungen, Kolonienſtifter und Gott der Grundmauern
galt und deßhalb αρχηγετης, κτιστης, οικιστης, δωμα.
τιτης hieß. Stets erfreut ſich Apollon, ſiehet er Städte
bauen, wie Kallimachos ſagt. Megara hatte eine
Akropolis mit Tempeln dieſes Gottes; dieſelbe ſollte Al-
kathoos
, Pelops Sohn, gegründet und Apollon ihm
dabei geholfen haben; daher Theognis, der Megarer,
ſingt:

„Um dem pelopiſchen Sohn Alkathoos Huld zu
erweiſen
Haſt du, o König Apoll, hoch uns gethürmet die
Burg.“

Man zeigte daſelbſt einen Stein, auf welchem der Gott
ſeine Kithara niedergelegt; wenn man mit einem Steinchen
daran warf, ſo tönte er einer zerſchlagenen Kithara gleich. **)
Sehr entſchieden tritt beſonders das Verhältniß des dori-
ſchen Stammes und ſeiner Staatsverfaſſungen zu dieſem
Cultus und deſſen Hauptinſtitut, dem Tempel zu Delphi,
hervor, zu welchem ſämmtliche Dorier in einem gewiſſen

*) Dorier I. S. 254.
**) Pauſ. I. 42, 1, 2.
4*
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[51/0073] aus für eine unbedingte, Alles lenkende und beſtimmende Herrſchaft ausgeübt wurde. Ottfr. Müller *) ſagt von Delphi: „Es tritt mit einer wahrhaft imponirenden Kraft auf, wie kaum ein Inſtitut nach ihm. Der Gott ſchaltet mit den Völkern nach ſeinem Willen, ſendet ſie in Nähe und Ferne, nöthiget ſie, trotz ihres Widerſtrebens, zu wei- ten Zügen, und weiſ’t ihnen mit beſtimmten Worten ihre Wohnſitze an.“ Die Staaten fragten den Gott wegen ihrer Verfaſſungen um Rath; es wurde keine Kolonie ge- gründet, wenn man nicht zuvor das Orakel befragt hatte, weßhalb Apollon auch als Verfaſſungsgründer, Ertheiler von Satzungen, Kolonienſtifter und Gott der Grundmauern galt und deßhalb αρχηγετης, κτιστης, οικιστης, δωμα. τιτης hieß. Stets erfreut ſich Apollon, ſiehet er Städte bauen, wie Kallimachos ſagt. Megara hatte eine Akropolis mit Tempeln dieſes Gottes; dieſelbe ſollte Al- kathoos, Pelops Sohn, gegründet und Apollon ihm dabei geholfen haben; daher Theognis, der Megarer, ſingt: „Um dem pelopiſchen Sohn Alkathoos Huld zu erweiſen Haſt du, o König Apoll, hoch uns gethürmet die Burg.“ Man zeigte daſelbſt einen Stein, auf welchem der Gott ſeine Kithara niedergelegt; wenn man mit einem Steinchen daran warf, ſo tönte er einer zerſchlagenen Kithara gleich. **) Sehr entſchieden tritt beſonders das Verhältniß des dori- ſchen Stammes und ſeiner Staatsverfaſſungen zu dieſem Cultus und deſſen Hauptinſtitut, dem Tempel zu Delphi, hervor, zu welchem ſämmtliche Dorier in einem gewiſſen *) Dorier I. S. 254. **) Pauſ. I. 42, 1, 2. 4*

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/73>, abgerufen am 22.11.2024.