großer Männer zu betrachten. Die geistigen Errungen- schaften derselben wollen vielmehr als zusammenhängende Ringe einer einzigen großen Kette der Entwicklung erkannt und in fortlaufender Scala bis zum Hochaltar des Chri- stenthums hinan verfolgt sein." S. 20 f. "Die Welt- weisheit der alten Zeit ist nur die Vorschule der christlichen Gottesweisheit. Das eben macht die Katholicität und den beseligenden Charakter des Chri- stenthums aus, daß Alle, die früher ihr Heil wirkten, dies nur kraft des Zusammenhanges der mythologisch symboli- schen Religionen mit der Offenbarung im neuen Bunde vermochten. Das Christenthum ist keineswegs so unange- meldet in die Welt getreten; es hat die Gemüther nicht unvorbereitet getroffen. Die Verheißung des Erlö- sers, die den gefallenen Stammeltern gewor- den, bildete die frohe Botschaft, an welche auch die Heidenwelt gewiesen war und die sie selbst in der tiefsten Versunkenheit noch festgehalten hat." -- -- -- "Christus, das Licht der Welt, ist zu- gleich das Licht der Weltgeschichte, nicht bloß das Ziel und Ende der hebräischen Volksgeschichte." S. 24. "Das Christenthum hat in seinem innersten Kerne nicht bloß den Mosaismus und dessen Pro- phezieen, sondern auch die Mannigfaltigkeit der Mythologien zu seiner Voraussetzung. Es hat nicht bloß das heidnische Wesen, es hat auch das Ju- denthum überwunden. Es handelt sich hier nicht um eine Beeinträchtigung, sondern um eine ungewöhnliche Erweite- rung der christlichen Erkenntniß; nicht um Entkräftung, sondern um hundertfältige Bekräftigung der Offenbarungs- wahrheiten." -- -- -- "Wir lernen die göttliche Heils- ökonomie bei den Juden kennen; warum sollten wir nicht auch Verlangen tragen, die Erbarmung, die Gott der Hei-
großer Männer zu betrachten. Die geiſtigen Errungen- ſchaften derſelben wollen vielmehr als zuſammenhängende Ringe einer einzigen großen Kette der Entwicklung erkannt und in fortlaufender Scala bis zum Hochaltar des Chri- ſtenthums hinan verfolgt ſein.“ S. 20 f. „Die Welt- weisheit der alten Zeit iſt nur die Vorſchule der chriſtlichen Gottesweisheit. Das eben macht die Katholicität und den beſeligenden Charakter des Chri- ſtenthums aus, daß Alle, die früher ihr Heil wirkten, dies nur kraft des Zuſammenhanges der mythologiſch ſymboli- ſchen Religionen mit der Offenbarung im neuen Bunde vermochten. Das Chriſtenthum iſt keineswegs ſo unange- meldet in die Welt getreten; es hat die Gemüther nicht unvorbereitet getroffen. Die Verheißung des Erlö- ſers, die den gefallenen Stammeltern gewor- den, bildete die frohe Botſchaft, an welche auch die Heidenwelt gewieſen war und die ſie ſelbſt in der tiefſten Verſunkenheit noch feſtgehalten hat.“ — — — „Chriſtus, das Licht der Welt, iſt zu- gleich das Licht der Weltgeſchichte, nicht bloß das Ziel und Ende der hebräiſchen Volksgeſchichte.“ S. 24. „Das Chriſtenthum hat in ſeinem innerſten Kerne nicht bloß den Moſaismus und deſſen Pro- phezieen, ſondern auch die Mannigfaltigkeit der Mythologien zu ſeiner Vorausſetzung. Es hat nicht bloß das heidniſche Weſen, es hat auch das Ju- denthum überwunden. Es handelt ſich hier nicht um eine Beeinträchtigung, ſondern um eine ungewöhnliche Erweite- rung der chriſtlichen Erkenntniß; nicht um Entkräftung, ſondern um hundertfältige Bekräftigung der Offenbarungs- wahrheiten.“ — — — „Wir lernen die göttliche Heils- ökonomie bei den Juden kennen; warum ſollten wir nicht auch Verlangen tragen, die Erbarmung, die Gott der Hei-
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großer Männer zu betrachten. Die geiſtigen Errungen-
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Ringe einer einzigen großen Kette der Entwicklung erkannt
und in fortlaufender Scala bis zum Hochaltar des Chri-
ſtenthums hinan verfolgt ſein.“ S. 20 f. „Die Welt-
weisheit der alten Zeit iſt nur die Vorſchule
der chriſtlichen Gottesweisheit. Das eben macht
die Katholicität und den beſeligenden Charakter des Chri-
ſtenthums aus, daß Alle, die früher ihr Heil wirkten, dies
nur kraft des Zuſammenhanges der mythologiſch ſymboli-
ſchen Religionen mit der Offenbarung im neuen Bunde
vermochten. Das Chriſtenthum iſt keineswegs ſo unange-
meldet in die Welt getreten; es hat die Gemüther nicht
unvorbereitet getroffen. Die Verheißung des Erlö-
ſers, die den gefallenen Stammeltern gewor-
den, bildete die frohe Botſchaft, an welche auch
die Heidenwelt gewieſen war und die ſie ſelbſt
in der tiefſten Verſunkenheit noch feſtgehalten
hat.“ — — — „Chriſtus, das Licht der Welt, iſt zu-
gleich das Licht der Weltgeſchichte, nicht bloß das Ziel und
Ende der hebräiſchen Volksgeſchichte.“ S. 24. „Das
Chriſtenthum hat in ſeinem innerſten Kerne
nicht bloß den Moſaismus und deſſen Pro-
phezieen, ſondern auch die Mannigfaltigkeit
der Mythologien zu ſeiner Vorausſetzung. Es
hat nicht bloß das heidniſche Weſen, es hat auch das Ju-
denthum überwunden. Es handelt ſich hier nicht um eine
Beeinträchtigung, ſondern um eine ungewöhnliche Erweite-
rung der chriſtlichen Erkenntniß; nicht um Entkräftung,
ſondern um hundertfältige Bekräftigung der Offenbarungs-
wahrheiten.“ — — — „Wir lernen die göttliche Heils-
ökonomie bei den Juden kennen; warum ſollten wir nicht
auch Verlangen tragen, die Erbarmung, die Gott der Hei-
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/139>, abgerufen am 16.02.2025.
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