vorbildlich erfüllt erscheinen?" Ich fasse aus der Einlei- tung dieses Buches folgende Stellen heraus. Es werden Aeußerungen und Verfahrungsweisen von Christus, Pe- trus und Paulus angeführt und dann bemerkt: "Dies mag uns die Augen öffnen, daß die Naturreligion und Mysterienlehre der Heiden doch nicht so gänzlich diabolisch war, sondern vielmehr reine Elemente symbolischer Wahr- heit in sich trug." S. 7. "Die Mythologien der Völker sind wirkliche Religionssysteme, wenn auch nicht rein wahre. Andererseits war aber auch der Mosaismus mit seinen Blutopfern und seinem Ceremoniendienst zu keiner Zeit die vollendete Wahrheit, sondern nur eine vorbildliche Re- ligion." S. 8 f. "Das Christenthum knüpfte zuerst an die mosaische Offenbarung an; aber auch im Heidenthume haben sich zerstreute Funken der göttlichen Wahrheit erhal- ten, welche Zeugniß von dem wahren Lichte geben, das von Anfang an in die Geschichte geschienen hat und in der Fülle der Zeiten vollends offenbar werden sollte zur Erleuchtung der Völker." S. 10. "Christus ist der Er- löser von Anbeginn, nicht bloß der Juden; er ist der Hei- land der Welt." S. 10. "Den Juden war sogar geboten, die Götter nicht zu lästern, und daß sie 2. Mos. 22, 28. wirklich in dem Sinne verstanden, zeigt die Paraphrase des Philo und Jos. Flavius: Ein fremdes Wesen, welches für göttlich gehalten wird, sollst du nicht verächt- lich behandeln." S. 11. "Das Heidenthum steht in einer durchgreifenden Analogie zum Christenthum und war nichts weniger als gottlos. Man höre Bekenntnisse, wie die von Horat. Carm. II. 6., Valer. MaximusI. 8., Plu- tarchMarcell. 4. 5., und erstaune über die Gläubigkeit der alten Welt! Das eigentliche Heidenthum steht dem Christenthum unendlich näher, als der moderne Protestantismus und der abge-
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vorbildlich erfüllt erſcheinen?“ Ich faſſe aus der Einlei- tung dieſes Buches folgende Stellen heraus. Es werden Aeußerungen und Verfahrungsweiſen von Chriſtus, Pe- trus und Paulus angeführt und dann bemerkt: „Dies mag uns die Augen öffnen, daß die Naturreligion und Myſterienlehre der Heiden doch nicht ſo gänzlich diaboliſch war, ſondern vielmehr reine Elemente ſymboliſcher Wahr- heit in ſich trug.“ S. 7. „Die Mythologien der Völker ſind wirkliche Religionsſyſteme, wenn auch nicht rein wahre. Andererſeits war aber auch der Moſaismus mit ſeinen Blutopfern und ſeinem Ceremoniendienſt zu keiner Zeit die vollendete Wahrheit, ſondern nur eine vorbildliche Re- ligion.“ S. 8 f. „Das Chriſtenthum knüpfte zuerſt an die moſaiſche Offenbarung an; aber auch im Heidenthume haben ſich zerſtreute Funken der göttlichen Wahrheit erhal- ten, welche Zeugniß von dem wahren Lichte geben, das von Anfang an in die Geſchichte geſchienen hat und in der Fülle der Zeiten vollends offenbar werden ſollte zur Erleuchtung der Völker.“ S. 10. „Chriſtus iſt der Er- löſer von Anbeginn, nicht bloß der Juden; er iſt der Hei- land der Welt.“ S. 10. „Den Juden war ſogar geboten, die Götter nicht zu läſtern, und daß ſie 2. Moſ. 22, 28. wirklich in dem Sinne verſtanden, zeigt die Paraphraſe des Philo und Joſ. Flavius: Ein fremdes Weſen, welches für göttlich gehalten wird, ſollſt du nicht verächt- lich behandeln.“ S. 11. „Das Heidenthum ſteht in einer durchgreifenden Analogie zum Chriſtenthum und war nichts weniger als gottlos. Man höre Bekenntniſſe, wie die von Horat. Carm. II. 6., Valer. MaximusI. 8., Plu- tarchMarcell. 4. 5., und erſtaune über die Gläubigkeit der alten Welt! Das eigentliche Heidenthum ſteht dem Chriſtenthum unendlich näher, als der moderne Proteſtantismus und der abge-
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vorbildlich erfüllt erſcheinen?“ Ich faſſe aus der Einlei-
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Aeußerungen und Verfahrungsweiſen von Chriſtus, Pe-
trus und Paulus angeführt und dann bemerkt: „Dies
mag uns die Augen öffnen, daß die Naturreligion und
Myſterienlehre der Heiden doch nicht ſo gänzlich diaboliſch
war, ſondern vielmehr reine Elemente ſymboliſcher Wahr-
heit in ſich trug.“ S. 7. „Die Mythologien der Völker
ſind wirkliche Religionsſyſteme, wenn auch nicht rein wahre.
Andererſeits war aber auch der Moſaismus mit ſeinen
Blutopfern und ſeinem Ceremoniendienſt zu keiner Zeit
die vollendete Wahrheit, ſondern nur eine vorbildliche Re-
ligion.“ S. 8 f. „Das Chriſtenthum knüpfte zuerſt an
die moſaiſche Offenbarung an; aber auch im Heidenthume
haben ſich zerſtreute Funken der göttlichen Wahrheit erhal-
ten, welche Zeugniß von dem wahren Lichte geben, das
von Anfang an in die Geſchichte geſchienen hat und in
der Fülle der Zeiten vollends offenbar werden ſollte zur
Erleuchtung der Völker.“ S. 10. „Chriſtus iſt der Er-
löſer von Anbeginn, nicht bloß der Juden; er iſt der Hei-
land der Welt.“ S. 10. „Den Juden war ſogar geboten,
die Götter nicht zu läſtern, und daß ſie 2. Moſ. 22,
28. wirklich in dem Sinne verſtanden, zeigt die Paraphraſe
des Philo und Joſ. Flavius: Ein fremdes Weſen,
welches für göttlich gehalten wird, ſollſt du nicht verächt-
lich behandeln.“ S. 11. „Das Heidenthum ſteht in einer
durchgreifenden Analogie zum Chriſtenthum und war nichts
weniger als gottlos. Man höre Bekenntniſſe, wie die von
Horat. Carm. II. 6., Valer. Maximus I. 8., Plu-
tarch Marcell. 4. 5., und erſtaune über die Gläubigkeit
der alten Welt! Das eigentliche Heidenthum
ſteht dem Chriſtenthum unendlich näher, als
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/137>, abgerufen am 16.02.2025.
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