Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

Moses, Elias und Christus sind zusammenge-
stellt. Der Erstere als Fürst, Gesetzgeber, Feldherr, Ver-
trauter Jehova's, ist jedenfalls geeignet, das Moment der
ersten, obersten Einheit, Herrschaft und Macht zu bezeich-
nen und so zu einem menschlichen Nachbilde und Analogon
des Gottvaters der bezüglichen Religionskreise zu dienen.
Elias repräsentirt den prophetischen Genius, das Geistprin-
cip, wie es sich in alttestamentlicher Zeit manifestirt hat;
Christus vertritt einfach sich selbst, den Sohn. Diesen
dreien nun will Petrus auf dem Verklärungsberge drei
Hütten
bauen. Er ist der apostolische Repräsentant der
Kirche, die auf ihn gegründet ist; und so könnte damit
wohl angedeutet sein, daß die Kirche jene drei Principien
in sich enthalten, bewahren und ausbilden solle.

Es sind übrigens noch zwei andere Apostel zugegen;
Christus hatte von seinen Jüngern nur Petrus, Jo-
hannes
und Jakobus zu sich genommen; und so ha-
ben wir wieder eine Trias, bestehend aus denselben aus-
gewählten Jüngern und Aposteln, von welchen wir Gal.
2, 9. erfahren, daß sie für Säulen oder Grundpfeiler der
Kirche galten. Es fragt sich, ob hier nicht dieselbe Glie-
derung zu entdecken; ob sie nicht als die sich in ähnlicher
Weise unterscheidenden Vertreter jener triadischen Momente
zu fassen seien. Diese drei bilden jedenfalls einen ganz
besonderen enggezogenen Kreis um ihren Meister und Herrn;
erst in zweiter Reihe kommen die neun Anderen; dann
weiter und in äußerster Peripherie die Siebenzig und die
Uebrigen. Was auf jenem Berge vorgeht, ist Mysterium;
die drei allein dürfen es wissen und sollen es vor der Hand
Niemandem mittheilen. Dieselben werden von Christus auch
bei anderen wichtigen Anlässen ganz allein zu sich genom-
men, wie Marc. 5, 37. Luc. 8, 51. Matth. 26, 27.
Marc. 14, 33. Hiebei ist es nun wohl einleuchtend ge-

Moſes, Elias und Chriſtus ſind zuſammenge-
ſtellt. Der Erſtere als Fürſt, Geſetzgeber, Feldherr, Ver-
trauter Jehova’s, iſt jedenfalls geeignet, das Moment der
erſten, oberſten Einheit, Herrſchaft und Macht zu bezeich-
nen und ſo zu einem menſchlichen Nachbilde und Analogon
des Gottvaters der bezüglichen Religionskreiſe zu dienen.
Elias repräſentirt den prophetiſchen Genius, das Geiſtprin-
cip, wie es ſich in altteſtamentlicher Zeit manifeſtirt hat;
Chriſtus vertritt einfach ſich ſelbſt, den Sohn. Dieſen
dreien nun will Petrus auf dem Verklärungsberge drei
Hütten
bauen. Er iſt der apoſtoliſche Repräſentant der
Kirche, die auf ihn gegründet iſt; und ſo könnte damit
wohl angedeutet ſein, daß die Kirche jene drei Principien
in ſich enthalten, bewahren und ausbilden ſolle.

Es ſind übrigens noch zwei andere Apoſtel zugegen;
Chriſtus hatte von ſeinen Jüngern nur Petrus, Jo-
hannes
und Jakobus zu ſich genommen; und ſo ha-
ben wir wieder eine Trias, beſtehend aus denſelben aus-
gewählten Jüngern und Apoſteln, von welchen wir Gal.
2, 9. erfahren, daß ſie für Säulen oder Grundpfeiler der
Kirche galten. Es fragt ſich, ob hier nicht dieſelbe Glie-
derung zu entdecken; ob ſie nicht als die ſich in ähnlicher
Weiſe unterſcheidenden Vertreter jener triadiſchen Momente
zu faſſen ſeien. Dieſe drei bilden jedenfalls einen ganz
beſonderen enggezogenen Kreis um ihren Meiſter und Herrn;
erſt in zweiter Reihe kommen die neun Anderen; dann
weiter und in äußerſter Peripherie die Siebenzig und die
Uebrigen. Was auf jenem Berge vorgeht, iſt Myſterium;
die drei allein dürfen es wiſſen und ſollen es vor der Hand
Niemandem mittheilen. Dieſelben werden von Chriſtus auch
bei anderen wichtigen Anläſſen ganz allein zu ſich genom-
men, wie Marc. 5, 37. Luc. 8, 51. Matth. 26, 27.
Marc. 14, 33. Hiebei iſt es nun wohl einleuchtend ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0124" n="102"/>
          <p><hi rendition="#g">Mo&#x017F;es, Elias</hi> und <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tus</hi> &#x017F;ind zu&#x017F;ammenge-<lb/>
&#x017F;tellt. Der Er&#x017F;tere als Für&#x017F;t, Ge&#x017F;etzgeber, Feldherr, Ver-<lb/>
trauter Jehova&#x2019;s, i&#x017F;t jedenfalls geeignet, das Moment der<lb/>
er&#x017F;ten, ober&#x017F;ten Einheit, Herr&#x017F;chaft und Macht zu bezeich-<lb/>
nen und &#x017F;o zu einem men&#x017F;chlichen Nachbilde und Analogon<lb/>
des Gottvaters der bezüglichen Religionskrei&#x017F;e zu dienen.<lb/>
Elias reprä&#x017F;entirt den propheti&#x017F;chen Genius, das Gei&#x017F;tprin-<lb/>
cip, wie es &#x017F;ich in altte&#x017F;tamentlicher Zeit manife&#x017F;tirt hat;<lb/>
Chri&#x017F;tus vertritt einfach &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, den Sohn. Die&#x017F;en<lb/>
dreien nun will Petrus auf dem Verklärungsberge <hi rendition="#g">drei<lb/>
Hütten</hi> bauen. Er i&#x017F;t der apo&#x017F;toli&#x017F;che Reprä&#x017F;entant der<lb/>
Kirche, die auf ihn gegründet i&#x017F;t; und &#x017F;o könnte damit<lb/>
wohl angedeutet &#x017F;ein, daß die Kirche jene drei Principien<lb/>
in &#x017F;ich enthalten, bewahren und ausbilden &#x017F;olle.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ind übrigens noch zwei andere Apo&#x017F;tel zugegen;<lb/>
Chri&#x017F;tus hatte von &#x017F;einen Jüngern nur <hi rendition="#g">Petrus, Jo-<lb/>
hannes</hi> und <hi rendition="#g">Jakobus</hi> zu &#x017F;ich genommen; und &#x017F;o ha-<lb/>
ben wir wieder eine Trias, be&#x017F;tehend aus den&#x017F;elben aus-<lb/>
gewählten Jüngern und Apo&#x017F;teln, von welchen wir Gal.<lb/>
2, 9. erfahren, daß &#x017F;ie für Säulen oder Grundpfeiler der<lb/>
Kirche galten. Es fragt &#x017F;ich, ob hier nicht die&#x017F;elbe Glie-<lb/>
derung zu entdecken; ob &#x017F;ie nicht als die &#x017F;ich in ähnlicher<lb/>
Wei&#x017F;e unter&#x017F;cheidenden Vertreter jener triadi&#x017F;chen Momente<lb/>
zu fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eien. Die&#x017F;e drei bilden jedenfalls einen ganz<lb/>
be&#x017F;onderen enggezogenen Kreis um ihren Mei&#x017F;ter und Herrn;<lb/>
er&#x017F;t in zweiter Reihe kommen die neun Anderen; dann<lb/>
weiter und in äußer&#x017F;ter Peripherie die Siebenzig und die<lb/>
Uebrigen. Was auf jenem Berge vorgeht, i&#x017F;t My&#x017F;terium;<lb/>
die drei allein dürfen es wi&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ollen es vor der Hand<lb/>
Niemandem mittheilen. Die&#x017F;elben werden von Chri&#x017F;tus auch<lb/>
bei anderen wichtigen Anlä&#x017F;&#x017F;en ganz allein zu &#x017F;ich genom-<lb/>
men, wie Marc. 5, 37. Luc. 8, 51. Matth. 26, 27.<lb/>
Marc. 14, 33. Hiebei i&#x017F;t es nun wohl einleuchtend ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0124] Moſes, Elias und Chriſtus ſind zuſammenge- ſtellt. Der Erſtere als Fürſt, Geſetzgeber, Feldherr, Ver- trauter Jehova’s, iſt jedenfalls geeignet, das Moment der erſten, oberſten Einheit, Herrſchaft und Macht zu bezeich- nen und ſo zu einem menſchlichen Nachbilde und Analogon des Gottvaters der bezüglichen Religionskreiſe zu dienen. Elias repräſentirt den prophetiſchen Genius, das Geiſtprin- cip, wie es ſich in altteſtamentlicher Zeit manifeſtirt hat; Chriſtus vertritt einfach ſich ſelbſt, den Sohn. Dieſen dreien nun will Petrus auf dem Verklärungsberge drei Hütten bauen. Er iſt der apoſtoliſche Repräſentant der Kirche, die auf ihn gegründet iſt; und ſo könnte damit wohl angedeutet ſein, daß die Kirche jene drei Principien in ſich enthalten, bewahren und ausbilden ſolle. Es ſind übrigens noch zwei andere Apoſtel zugegen; Chriſtus hatte von ſeinen Jüngern nur Petrus, Jo- hannes und Jakobus zu ſich genommen; und ſo ha- ben wir wieder eine Trias, beſtehend aus denſelben aus- gewählten Jüngern und Apoſteln, von welchen wir Gal. 2, 9. erfahren, daß ſie für Säulen oder Grundpfeiler der Kirche galten. Es fragt ſich, ob hier nicht dieſelbe Glie- derung zu entdecken; ob ſie nicht als die ſich in ähnlicher Weiſe unterſcheidenden Vertreter jener triadiſchen Momente zu faſſen ſeien. Dieſe drei bilden jedenfalls einen ganz beſonderen enggezogenen Kreis um ihren Meiſter und Herrn; erſt in zweiter Reihe kommen die neun Anderen; dann weiter und in äußerſter Peripherie die Siebenzig und die Uebrigen. Was auf jenem Berge vorgeht, iſt Myſterium; die drei allein dürfen es wiſſen und ſollen es vor der Hand Niemandem mittheilen. Dieſelben werden von Chriſtus auch bei anderen wichtigen Anläſſen ganz allein zu ſich genom- men, wie Marc. 5, 37. Luc. 8, 51. Matth. 26, 27. Marc. 14, 33. Hiebei iſt es nun wohl einleuchtend ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/124
Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/124>, abgerufen am 22.11.2024.