Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.Ihm pflegten zu dieser Zeit die sogenannten Salier oder Postea mirabar, cur non sine litibus esset Prima dies etc. *) *) Fast. I. 165.
Ihm pflegten zu dieſer Zeit die ſogenannten Salier oder Postea mirabar, cur non sine litibus esset Prima dies etc. *) *) Fast. I. 165.
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Ihm pflegten zu dieſer Zeit die ſogenannten Salier oder
Marsprieſter bewaffnet und im Prachtgewande, tanzend
und ſingend, den bekannten Aufzug zu halten. Dann
aber wurde dieſer gewaltſame Gott als ausſchließliches
Symbol des Römerthums und Krone des Feſtkalenders
ſeines Ranges und Anſehens beraubt und der doppelte
Janus, welcher Aeußeres und Inneres, Krieg und Frieden,
Kraft und Milde, Trotz und Demuth zugleich bedeutete
und bezeichnete, an die Stelle geſetzt; daher nun ſein
Monat, der von ihm benannte Januarius, den kalendari-
ſchen Reigen begann. An ſeinem Tage ſah man alle Haus-
thüren mit Lorbeerzweigen und Kränzen geſchmückt; es
wurde von den Conſuln und ſpäter von den Kaiſern ein
feierlicher Feſtzug gehalten; man bekränzte ſein Bild mit
Lorbeer; es ward ihm ein Opfer mit Weihrauch, Wein,
Früchten, Opferkuchen aus Mehl und Honig gebracht; man
beſchenkte und beſuchte einander; die Obrigkeiten legten
den Purpur der Amtskleidung an. In den Feſten des
Mars und Janus ſpiegelte, ehrte, feierte Rom ſich ſelbſt.
Mars war das erſte, urſprüngliche, einfach rohe, Janus
das durch den Zutritt ſabiniſcher Tugend und Frömmig-
keit eine doppelte Natur, Bedeutung und Beſtimmung an-
genommen habende, ſich nicht bloß auf ſich, ſondern zugleich
auf etwas Anderes, Höheres, mehr Künftiges und Ideelles,
als Gegenwärtiges und Wirkliches beziehende Rom. Der
erſte Januar, wiewohl dem Gotte ganz beſonders heilig
und ſehr feſtlich begangen, war doch eigentlich kein Feier-
tag; denn man ſaß zu Gericht, verrichtete ſeine Geſchäfte
und arbeitete, was ſchon Ovid auffallend gefunden hat:
Postea mirabar, cur non sine litibus esset
Prima dies etc. *)
*) Fast. I. 165.
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