Wasser zeigte das Protoplasma viel weniger Neigung sich zu kugligen Massen zusammenzuballen, als wenn sie durch kohlensaures Ammoniak gereizt wurden.
Wiederauflösung der zusammengeballten Massen von Protoplasma. -- Sobald Tentakeln, welche ein Insect oder einen un- organischen Gegenstand umschlungen hatten, oder auf irgend eine andere Weise gereizt worden waren, sich vollständig wieder ausgestreckt haben, werden die zusammengeballten Massen von Protoplasma wieder aufgelöst und verschwinden; die Zellen werden wieder mit homogener purpurner Flüssigkeit angefüllt, wie sie es waren, ehe die Tentakeln eingebogen wur- den. Der Procesz der Wiederauflösung fängt in allen Fällen bei den Ba- sen der Tentakeln an, und schreitet an ihnen aufwärts fort bis zu den Drüsen. In allen Blättern jedoch, besonders in denen, welche mehrere Male in Thätigkeit gewesen sind, bleibt das Protoplasma in den obersten Zellen der Stiele in einem fortwährend mehr oder weniger zusammenge- ballten Zustand. Um den Procesz der Wiederauflösung zu beobachten, wurden folgende Beobachtungen angestellt: ein Blatt wurde 24 Stunden lang in ein wenig Lösung von einem Theil kohlensauren Ammoniak in 218 Theilen Wasser gelassen, und das Protoplasma wurde wie gewöhn- lich in zahllose purpurne Kugeln zusammengeballt, welche unaufhörlich ihre Form veränderten. Das Blatt wurde dann gewaschen und in destil- lirtes Wasser gethan, und nach 3 Stunden 15 Minuten fiengen einige der Kugeln an, durch ihre weniger klar bestimmten Conturen, Zeichen von Wiederauflösung darzubieten. Nach 9 Stunden waren viele von ihnen verlängert worden, und die umgebende Flüssigkeit in den Zellen war et- was mehr gefärbt, und zeigte deutlich, dasz die Wiederauflösung ange- fangen hatte. Nach 24 Stunden konnte, obgleich viele Zellen noch immer Kugeln enthielten, hier und da eine gesehen werden, welche mit purpur- ner Flüssigkeit gefüllt war, ohne eine Spur von zusammengeballtem Pro- toplasma; das Ganze war wieder aufgelöst worden. Ein Blatt mit zu- sammengeballten Massen, welche durch 2 Minuten langes Schwenken in Wasser von 51,6°C. verursacht waren, wurde in kaltem Wasser gelassen, und nach 11 Stunden zeigte das Protoplasma Spuren von anfangender Wiederauflösung. Als es drei Tage nach seinem Eintauchen in das warme Wasser wieder untersucht wurde, war ein deutlicher Unterschied vorhan- den, obgleich das Protoplasma noch etwas zusammengeballt war. Ein anderes Blatt, bei welchem der Inhalt in allen Zellen durch die Einwir- kung einer schwachen Lösung von phosphorsaurem Ammoniak stark ge- ballt war, wurde 3 und 4 Tage lang in einer (als unschädlich bekannten) Mischung von einer Drachme Alkohol auf acht Drachmen Wasser gelassen, und als es wieder untersucht wurde, war jede Spur von Zusammenballung verschwunden, und die Zellen waren nun wieder mit homogener Flüssig- keit angefüllt.
Wir haben gesehen, dasz bei Blättern, welche einige Stunden lang in dicken Lösungen von Zucker, Gummi und Stärke eingetaucht waren, der Inhalt ihrer Zellen sich bedeutend zusammenballt, dasz sie selbst mehr oder weniger welk, und ihre Tentakeln unregelmäszig verdreht wur- den. Diese Blätter wurden, nachdem sie vier Tage lang in destillirtem Wasser gelassen worden waren, weniger welk, ihre Tentakeln streckten
Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
Wasser zeigte das Protoplasma viel weniger Neigung sich zu kugligen Massen zusammenzuballen, als wenn sie durch kohlensaures Ammoniak gereizt wurden.
Wiederauflösung der zusammengeballten Massen von Protoplasma. — Sobald Tentakeln, welche ein Insect oder einen un- organischen Gegenstand umschlungen hatten, oder auf irgend eine andere Weise gereizt worden waren, sich vollständig wieder ausgestreckt haben, werden die zusammengeballten Massen von Protoplasma wieder aufgelöst und verschwinden; die Zellen werden wieder mit homogener purpurner Flüssigkeit angefüllt, wie sie es waren, ehe die Tentakeln eingebogen wur- den. Der Procesz der Wiederauflösung fängt in allen Fällen bei den Ba- sen der Tentakeln an, und schreitet an ihnen aufwärts fort bis zu den Drüsen. In allen Blättern jedoch, besonders in denen, welche mehrere Male in Thätigkeit gewesen sind, bleibt das Protoplasma in den obersten Zellen der Stiele in einem fortwährend mehr oder weniger zusammenge- ballten Zustand. Um den Procesz der Wiederauflösung zu beobachten, wurden folgende Beobachtungen angestellt: ein Blatt wurde 24 Stunden lang in ein wenig Lösung von einem Theil kohlensauren Ammoniak in 218 Theilen Wasser gelassen, und das Protoplasma wurde wie gewöhn- lich in zahllose purpurne Kugeln zusammengeballt, welche unaufhörlich ihre Form veränderten. Das Blatt wurde dann gewaschen und in destil- lirtes Wasser gethan, und nach 3 Stunden 15 Minuten fiengen einige der Kugeln an, durch ihre weniger klar bestimmten Conturen, Zeichen von Wiederauflösung darzubieten. Nach 9 Stunden waren viele von ihnen verlängert worden, und die umgebende Flüssigkeit in den Zellen war et- was mehr gefärbt, und zeigte deutlich, dasz die Wiederauflösung ange- fangen hatte. Nach 24 Stunden konnte, obgleich viele Zellen noch immer Kugeln enthielten, hier und da eine gesehen werden, welche mit purpur- ner Flüssigkeit gefüllt war, ohne eine Spur von zusammengeballtem Pro- toplasma; das Ganze war wieder aufgelöst worden. Ein Blatt mit zu- sammengeballten Massen, welche durch 2 Minuten langes Schwenken in Wasser von 51,6°C. verursacht waren, wurde in kaltem Wasser gelassen, und nach 11 Stunden zeigte das Protoplasma Spuren von anfangender Wiederauflösung. Als es drei Tage nach seinem Eintauchen in das warme Wasser wieder untersucht wurde, war ein deutlicher Unterschied vorhan- den, obgleich das Protoplasma noch etwas zusammengeballt war. Ein anderes Blatt, bei welchem der Inhalt in allen Zellen durch die Einwir- kung einer schwachen Lösung von phosphorsaurem Ammoniak stark ge- ballt war, wurde 3 und 4 Tage lang in einer (als unschädlich bekannten) Mischung von einer Drachme Alkohol auf acht Drachmen Wasser gelassen, und als es wieder untersucht wurde, war jede Spur von Zusammenballung verschwunden, und die Zellen waren nun wieder mit homogener Flüssig- keit angefüllt.
Wir haben gesehen, dasz bei Blättern, welche einige Stunden lang in dicken Lösungen von Zucker, Gummi und Stärke eingetaucht waren, der Inhalt ihrer Zellen sich bedeutend zusammenballt, dasz sie selbst mehr oder weniger welk, und ihre Tentakeln unregelmäszig verdreht wur- den. Diese Blätter wurden, nachdem sie vier Tage lang in destillirtem Wasser gelassen worden waren, weniger welk, ihre Tentakeln streckten
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Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
Wasser zeigte das Protoplasma viel weniger Neigung sich zu kugligen
Massen zusammenzuballen, als wenn sie durch kohlensaures Ammoniak
gereizt wurden.
Wiederauflösung der zusammengeballten Massen von
Protoplasma. — Sobald Tentakeln, welche ein Insect oder einen un-
organischen Gegenstand umschlungen hatten, oder auf irgend eine andere
Weise gereizt worden waren, sich vollständig wieder ausgestreckt haben,
werden die zusammengeballten Massen von Protoplasma wieder aufgelöst
und verschwinden; die Zellen werden wieder mit homogener purpurner
Flüssigkeit angefüllt, wie sie es waren, ehe die Tentakeln eingebogen wur-
den. Der Procesz der Wiederauflösung fängt in allen Fällen bei den Ba-
sen der Tentakeln an, und schreitet an ihnen aufwärts fort bis zu den
Drüsen. In allen Blättern jedoch, besonders in denen, welche mehrere
Male in Thätigkeit gewesen sind, bleibt das Protoplasma in den obersten
Zellen der Stiele in einem fortwährend mehr oder weniger zusammenge-
ballten Zustand. Um den Procesz der Wiederauflösung zu beobachten,
wurden folgende Beobachtungen angestellt: ein Blatt wurde 24 Stunden
lang in ein wenig Lösung von einem Theil kohlensauren Ammoniak in
218 Theilen Wasser gelassen, und das Protoplasma wurde wie gewöhn-
lich in zahllose purpurne Kugeln zusammengeballt, welche unaufhörlich
ihre Form veränderten. Das Blatt wurde dann gewaschen und in destil-
lirtes Wasser gethan, und nach 3 Stunden 15 Minuten fiengen einige der
Kugeln an, durch ihre weniger klar bestimmten Conturen, Zeichen von
Wiederauflösung darzubieten. Nach 9 Stunden waren viele von ihnen
verlängert worden, und die umgebende Flüssigkeit in den Zellen war et-
was mehr gefärbt, und zeigte deutlich, dasz die Wiederauflösung ange-
fangen hatte. Nach 24 Stunden konnte, obgleich viele Zellen noch immer
Kugeln enthielten, hier und da eine gesehen werden, welche mit purpur-
ner Flüssigkeit gefüllt war, ohne eine Spur von zusammengeballtem Pro-
toplasma; das Ganze war wieder aufgelöst worden. Ein Blatt mit zu-
sammengeballten Massen, welche durch 2 Minuten langes Schwenken in
Wasser von 51,6°C. verursacht waren, wurde in kaltem Wasser gelassen,
und nach 11 Stunden zeigte das Protoplasma Spuren von anfangender
Wiederauflösung. Als es drei Tage nach seinem Eintauchen in das warme
Wasser wieder untersucht wurde, war ein deutlicher Unterschied vorhan-
den, obgleich das Protoplasma noch etwas zusammengeballt war. Ein
anderes Blatt, bei welchem der Inhalt in allen Zellen durch die Einwir-
kung einer schwachen Lösung von phosphorsaurem Ammoniak stark ge-
ballt war, wurde 3 und 4 Tage lang in einer (als unschädlich bekannten)
Mischung von einer Drachme Alkohol auf acht Drachmen Wasser gelassen,
und als es wieder untersucht wurde, war jede Spur von Zusammenballung
verschwunden, und die Zellen waren nun wieder mit homogener Flüssig-
keit angefüllt.
Wir haben gesehen, dasz bei Blättern, welche einige Stunden lang
in dicken Lösungen von Zucker, Gummi und Stärke eingetaucht waren,
der Inhalt ihrer Zellen sich bedeutend zusammenballt, dasz sie selbst
mehr oder weniger welk, und ihre Tentakeln unregelmäszig verdreht wur-
den. Diese Blätter wurden, nachdem sie vier Tage lang in destillirtem
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/61>, abgerufen am 27.11.2024.
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