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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
ballung auf kurze Zeit bei jeder queren Scheidewand aufgehalten wird,
macht den Eindruck, als ob eine Substanz von Zelle zu Zelle abwärts
gehe. Aber da die Zellen eine unter der anderen einer Zusammenballung
des Inhalts unterliegen, wenn unorganische und unauflösliche Theilchen
auf die Drüsen gelegt werden, so musz der Procesz wenigstens in diesen
Fällen in einer von den Drüsen übermittelten molecularen Veränderung,
unabhängig von der Aufsaugung irgend welcher Substanz, bestehen. Das-
selbe kann auch möglicher Weise bei der Wirkung des kohlensauren
Ammoniaks der Fall sein. Da jedoch die durch dieses Salz verursachte
Zusammenballung die Tentakeln in viel schnellerem Tempo hinunterläuft,
als wenn unauflösliche Theilchen auf die Drüsen gelegt werden, so wird
wahrscheinlich das Ammoniak in irgend einer Form nicht nur von den
Drüsen aufgesaugt, sondern geht auch die Tentakeln hinunter.

Nachdem ich ein Blatt in Wasser untersucht und den Inhalt der
Zellen homogen gefunden hatte, that ich es in ein paar Tropfen einer Auf-
lösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf 437 Theile Wasser
und achtete auf die Zellen unmittelbar unter den Drüsen, wendete in-
dessen keine sehr starke Vergröszerung an. Nach 3 Minuten war noch
keine Zusammenballung sichtbar, aber nach 15 Minuten bildeten sich
kleine Kugeln von Protoplasma, ganz besonders unter den langköpfigen
randständigen Drüsen; der Procesz jedoch fand in diesem Fall mit unge-
wöhnlicher Langsamkeit statt. In 25 Minuten waren deutlich bemerkbare
kuglige Massen in den Zellen der Stiele in einer beinahe der der Drü-
sen gleichen Länge, und in 3 Stunden ein Drittel oder die Hälfte der
Länge des ganzen Tentakels hinab vorhanden.

Wenn Tentakeln mit Zellen, welche nur sehr blasse rosa Flüssigkeit
und augenscheinlich nur wenig Protoplasma enthalten, in ein paar Tropfen
einer schwachen Auflösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf
4375 Theile Wasser (1 Gran auf 10 Unzen) gethan, und die äuszerst
durchsichtigen Zellen unter den Drüsen unter starker Vergröszerung sorg-
fältig beobachtet werden, so sieht man, wie diese zuerst leicht wolkig
werden durch die Bildung von zahllosen nur gerade bemerkbaren Körn-
chen, welche sehr geschwind grösser werden, entweder durch Verschmel-
zung oder durch das Heranziehen von mehr Protoplasma aus der umge-
benden Flüssigkeit. Bei einer Gelegenheit wählte ich ein eigenthümlich
blasses Blatt, und gab ihm, während es unter dem Mikroscop lag, einen
einzigen Tropfen einer stärkeren Auflösung von einem Theil auf 437
Theile Wasser; in diesem Fall wurde der Inhalt der Zellen nicht wolkig,
aber nach 10 Minuten konnten unregelmässige Körner von Protoplasma
entdeckt werden, welche bald zu unregelmäszigen Massen und Körnchen
von einer grünlichen oder sehr blassen purpurnen Färbung heranwuchsen;
aber diese bildeten nie vollkommene Kugeln, obgleich sie unaufhörlich
ihre Form und Stellung veränderten.

Bei mäszig rothen Blättern ist die erste Wirkung einer Lösung des
kohlensauren Salzes gewöhnlich die Bildung von zwei oder drei oder meh-
reren auszerordentlich kleinen purpurnen Kugeln, welche schnell am Um-
fang zunehmen. Um einen Begriff von der Geschwindigkeit zu geben,
mit welcher solche Kugeln an Umfang zunehmen, will ich erwähnen, dasz
einem ziemlich blasz purpurnen Blatt unter einem Glasblättchen ein

Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
ballung auf kurze Zeit bei jeder queren Scheidewand aufgehalten wird,
macht den Eindruck, als ob eine Substanz von Zelle zu Zelle abwärts
gehe. Aber da die Zellen eine unter der anderen einer Zusammenballung
des Inhalts unterliegen, wenn unorganische und unauflösliche Theilchen
auf die Drüsen gelegt werden, so musz der Procesz wenigstens in diesen
Fällen in einer von den Drüsen übermittelten molecularen Veränderung,
unabhängig von der Aufsaugung irgend welcher Substanz, bestehen. Das-
selbe kann auch möglicher Weise bei der Wirkung des kohlensauren
Ammoniaks der Fall sein. Da jedoch die durch dieses Salz verursachte
Zusammenballung die Tentakeln in viel schnellerem Tempo hinunterläuft,
als wenn unauflösliche Theilchen auf die Drüsen gelegt werden, so wird
wahrscheinlich das Ammoniak in irgend einer Form nicht nur von den
Drüsen aufgesaugt, sondern geht auch die Tentakeln hinunter.

Nachdem ich ein Blatt in Wasser untersucht und den Inhalt der
Zellen homogen gefunden hatte, that ich es in ein paar Tropfen einer Auf-
lösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf 437 Theile Wasser
und achtete auf die Zellen unmittelbar unter den Drüsen, wendete in-
dessen keine sehr starke Vergröszerung an. Nach 3 Minuten war noch
keine Zusammenballung sichtbar, aber nach 15 Minuten bildeten sich
kleine Kugeln von Protoplasma, ganz besonders unter den langköpfigen
randständigen Drüsen; der Procesz jedoch fand in diesem Fall mit unge-
wöhnlicher Langsamkeit statt. In 25 Minuten waren deutlich bemerkbare
kuglige Massen in den Zellen der Stiele in einer beinahe der der Drü-
sen gleichen Länge, und in 3 Stunden ein Drittel oder die Hälfte der
Länge des ganzen Tentakels hinab vorhanden.

Wenn Tentakeln mit Zellen, welche nur sehr blasse rosa Flüssigkeit
und augenscheinlich nur wenig Protoplasma enthalten, in ein paar Tropfen
einer schwachen Auflösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf
4375 Theile Wasser (1 Gran auf 10 Unzen) gethan, und die äuszerst
durchsichtigen Zellen unter den Drüsen unter starker Vergröszerung sorg-
fältig beobachtet werden, so sieht man, wie diese zuerst leicht wolkig
werden durch die Bildung von zahllosen nur gerade bemerkbaren Körn-
chen, welche sehr geschwind grösser werden, entweder durch Verschmel-
zung oder durch das Heranziehen von mehr Protoplasma aus der umge-
benden Flüssigkeit. Bei einer Gelegenheit wählte ich ein eigenthümlich
blasses Blatt, und gab ihm, während es unter dem Mikroscop lag, einen
einzigen Tropfen einer stärkeren Auflösung von einem Theil auf 437
Theile Wasser; in diesem Fall wurde der Inhalt der Zellen nicht wolkig,
aber nach 10 Minuten konnten unregelmässige Körner von Protoplasma
entdeckt werden, welche bald zu unregelmäszigen Massen und Körnchen
von einer grünlichen oder sehr blassen purpurnen Färbung heranwuchsen;
aber diese bildeten nie vollkommene Kugeln, obgleich sie unaufhörlich
ihre Form und Stellung veränderten.

Bei mäszig rothen Blättern ist die erste Wirkung einer Lösung des
kohlensauren Salzes gewöhnlich die Bildung von zwei oder drei oder meh-
reren auszerordentlich kleinen purpurnen Kugeln, welche schnell am Um-
fang zunehmen. Um einen Begriff von der Geschwindigkeit zu geben,
mit welcher solche Kugeln an Umfang zunehmen, will ich erwähnen, dasz
einem ziemlich blasz purpurnen Blatt unter einem Glasblättchen ein

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[39/0053] Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma. ballung auf kurze Zeit bei jeder queren Scheidewand aufgehalten wird, macht den Eindruck, als ob eine Substanz von Zelle zu Zelle abwärts gehe. Aber da die Zellen eine unter der anderen einer Zusammenballung des Inhalts unterliegen, wenn unorganische und unauflösliche Theilchen auf die Drüsen gelegt werden, so musz der Procesz wenigstens in diesen Fällen in einer von den Drüsen übermittelten molecularen Veränderung, unabhängig von der Aufsaugung irgend welcher Substanz, bestehen. Das- selbe kann auch möglicher Weise bei der Wirkung des kohlensauren Ammoniaks der Fall sein. Da jedoch die durch dieses Salz verursachte Zusammenballung die Tentakeln in viel schnellerem Tempo hinunterläuft, als wenn unauflösliche Theilchen auf die Drüsen gelegt werden, so wird wahrscheinlich das Ammoniak in irgend einer Form nicht nur von den Drüsen aufgesaugt, sondern geht auch die Tentakeln hinunter. Nachdem ich ein Blatt in Wasser untersucht und den Inhalt der Zellen homogen gefunden hatte, that ich es in ein paar Tropfen einer Auf- lösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf 437 Theile Wasser und achtete auf die Zellen unmittelbar unter den Drüsen, wendete in- dessen keine sehr starke Vergröszerung an. Nach 3 Minuten war noch keine Zusammenballung sichtbar, aber nach 15 Minuten bildeten sich kleine Kugeln von Protoplasma, ganz besonders unter den langköpfigen randständigen Drüsen; der Procesz jedoch fand in diesem Fall mit unge- wöhnlicher Langsamkeit statt. In 25 Minuten waren deutlich bemerkbare kuglige Massen in den Zellen der Stiele in einer beinahe der der Drü- sen gleichen Länge, und in 3 Stunden ein Drittel oder die Hälfte der Länge des ganzen Tentakels hinab vorhanden. Wenn Tentakeln mit Zellen, welche nur sehr blasse rosa Flüssigkeit und augenscheinlich nur wenig Protoplasma enthalten, in ein paar Tropfen einer schwachen Auflösung von einem Theil des kohlensauren Salzes auf 4375 Theile Wasser (1 Gran auf 10 Unzen) gethan, und die äuszerst durchsichtigen Zellen unter den Drüsen unter starker Vergröszerung sorg- fältig beobachtet werden, so sieht man, wie diese zuerst leicht wolkig werden durch die Bildung von zahllosen nur gerade bemerkbaren Körn- chen, welche sehr geschwind grösser werden, entweder durch Verschmel- zung oder durch das Heranziehen von mehr Protoplasma aus der umge- benden Flüssigkeit. Bei einer Gelegenheit wählte ich ein eigenthümlich blasses Blatt, und gab ihm, während es unter dem Mikroscop lag, einen einzigen Tropfen einer stärkeren Auflösung von einem Theil auf 437 Theile Wasser; in diesem Fall wurde der Inhalt der Zellen nicht wolkig, aber nach 10 Minuten konnten unregelmässige Körner von Protoplasma entdeckt werden, welche bald zu unregelmäszigen Massen und Körnchen von einer grünlichen oder sehr blassen purpurnen Färbung heranwuchsen; aber diese bildeten nie vollkommene Kugeln, obgleich sie unaufhörlich ihre Form und Stellung veränderten. Bei mäszig rothen Blättern ist die erste Wirkung einer Lösung des kohlensauren Salzes gewöhnlich die Bildung von zwei oder drei oder meh- reren auszerordentlich kleinen purpurnen Kugeln, welche schnell am Um- fang zunehmen. Um einen Begriff von der Geschwindigkeit zu geben, mit welcher solche Kugeln an Umfang zunehmen, will ich erwähnen, dasz einem ziemlich blasz purpurnen Blatt unter einem Glasblättchen ein

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/53>, abgerufen am 23.11.2024.