steif und beinahe halbkreisförmig; er wird von demselben sonderbaren bräunlichen Gewebe gebildet, wie in den früheren Species.
Die Blasen sind mit Wasser gefüllt, und schlieszen manchmal Luft ein. Sie tragen innen ziemlich kurze, dicke, viertheilige Fort- sätze in annähernd concentrischen Reihen angeordnet. Die zwei Paar Arme, aus denen sie gebildet werden, variiren nur wenig in der Länge, und stehen in einer eigenthümlichen Stellung (Fig. 28); die zwei längeren bilden eine Linie und die zwei kürzeren eine andere
[Abbildung]
Fig. 28. (Utricularia montana.) Einer der viertheiligen Eortsätze; stark vergröszert.
parallele Linie. Jeder Arm schlieszt eine kleine kuglige Masse von bräunlicher Substanz ein, welche, wenn sie zerdrückt wird, in eckige Stücke zerbricht. Ich habe keinen Zweifel daran, dasz diese Kugeln Kerne sind, denn sehr nahe ähnliche sind in den Zellen vorhanden, welche die Wände der Blasen bilden. Zweispaltige Fortsätze, welche ziemlich kurze ovale Arme haben, erheben sich in der gewöhnlichen Stellung von der inneren Seite des Kragens.
Diese Blasen gleichen daher in allen wesentlichen Theilen den gröszeren der vorhergehenden Species. Sie weichen von ihnen haupt- sächlich in der Abwesenheit der zahlreichen Drüsen auf der Klappe und rings um den Kragen herum ab, indem nur einige wenige kleine einer Art an der Klappe vorhanden sind. Noch augenfälliger sind sie durch die Abwesenheit der langen Borsten an den Antennen und an der Auszenseite des Kragens von jenen verschieden. Die Anwesenheit dieser Borsten in den früher erwähnten Arten hängt wahrscheinlich mit dem Fangen von Wasserthierchen zusammen.
Es schien mir eine interessante Frage zu sein, ob die kleinen Blasen der Utricularia montana wie in den vorhergehenden Arten dazu dienten, Thiere zu fangen, welche in der Erde oder in der dich- ten, die Bäume, auf denen diese Art epiphytisch wächst, bedeckenden Vegetation leben; denn in diesem Falle würden wir eine neue Unter- classe von fleischfressenden Pflanzen haben, nämlich solche, die sich unterirdisch ernähren. Es wurden daher viele Blasen untersucht, und zwar mit den folgenden Resultaten:
Cap. 18. Gefangene Thiere.
steif und beinahe halbkreisförmig; er wird von demselben sonderbaren bräunlichen Gewebe gebildet, wie in den früheren Species.
Die Blasen sind mit Wasser gefüllt, und schlieszen manchmal Luft ein. Sie tragen innen ziemlich kurze, dicke, viertheilige Fort- sätze in annähernd concentrischen Reihen angeordnet. Die zwei Paar Arme, aus denen sie gebildet werden, variiren nur wenig in der Länge, und stehen in einer eigenthümlichen Stellung (Fig. 28); die zwei längeren bilden eine Linie und die zwei kürzeren eine andere
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Fig. 28. (Utricularia montana.) Einer der viertheiligen Eortsätze; stark vergröszert.
parallele Linie. Jeder Arm schlieszt eine kleine kuglige Masse von bräunlicher Substanz ein, welche, wenn sie zerdrückt wird, in eckige Stücke zerbricht. Ich habe keinen Zweifel daran, dasz diese Kugeln Kerne sind, denn sehr nahe ähnliche sind in den Zellen vorhanden, welche die Wände der Blasen bilden. Zweispaltige Fortsätze, welche ziemlich kurze ovale Arme haben, erheben sich in der gewöhnlichen Stellung von der inneren Seite des Kragens.
Diese Blasen gleichen daher in allen wesentlichen Theilen den gröszeren der vorhergehenden Species. Sie weichen von ihnen haupt- sächlich in der Abwesenheit der zahlreichen Drüsen auf der Klappe und rings um den Kragen herum ab, indem nur einige wenige kleine einer Art an der Klappe vorhanden sind. Noch augenfälliger sind sie durch die Abwesenheit der langen Borsten an den Antennen und an der Auszenseite des Kragens von jenen verschieden. Die Anwesenheit dieser Borsten in den früher erwähnten Arten hängt wahrscheinlich mit dem Fangen von Wasserthierchen zusammen.
Es schien mir eine interessante Frage zu sein, ob die kleinen Blasen der Utricularia montana wie in den vorhergehenden Arten dazu dienten, Thiere zu fangen, welche in der Erde oder in der dich- ten, die Bäume, auf denen diese Art epiphytisch wächst, bedeckenden Vegetation leben; denn in diesem Falle würden wir eine neue Unter- classe von fleischfressenden Pflanzen haben, nämlich solche, die sich unterirdisch ernähren. Es wurden daher viele Blasen untersucht, und zwar mit den folgenden Resultaten:
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Cap. 18. Gefangene Thiere.
steif und beinahe halbkreisförmig; er wird von demselben sonderbaren
bräunlichen Gewebe gebildet, wie in den früheren Species.
Die Blasen sind mit Wasser gefüllt, und schlieszen manchmal
Luft ein. Sie tragen innen ziemlich kurze, dicke, viertheilige Fort-
sätze in annähernd concentrischen Reihen angeordnet. Die zwei
Paar Arme, aus denen sie gebildet werden, variiren nur wenig in der
Länge, und stehen in einer eigenthümlichen Stellung (Fig. 28); die
zwei längeren bilden eine Linie und die zwei kürzeren eine andere
[Abbildung Fig. 28. (Utricularia montana.) Einer der viertheiligen Eortsätze;
stark vergröszert.]
parallele Linie. Jeder Arm schlieszt eine kleine kuglige Masse von
bräunlicher Substanz ein, welche, wenn sie zerdrückt wird, in eckige
Stücke zerbricht. Ich habe keinen Zweifel daran, dasz diese Kugeln
Kerne sind, denn sehr nahe ähnliche sind in den Zellen vorhanden,
welche die Wände der Blasen bilden. Zweispaltige Fortsätze, welche
ziemlich kurze ovale Arme haben, erheben sich in der gewöhnlichen
Stellung von der inneren Seite des Kragens.
Diese Blasen gleichen daher in allen wesentlichen Theilen den
gröszeren der vorhergehenden Species. Sie weichen von ihnen haupt-
sächlich in der Abwesenheit der zahlreichen Drüsen auf der Klappe
und rings um den Kragen herum ab, indem nur einige wenige kleine
einer Art an der Klappe vorhanden sind. Noch augenfälliger sind sie
durch die Abwesenheit der langen Borsten an den Antennen und an
der Auszenseite des Kragens von jenen verschieden. Die Anwesenheit
dieser Borsten in den früher erwähnten Arten hängt wahrscheinlich
mit dem Fangen von Wasserthierchen zusammen.
Es schien mir eine interessante Frage zu sein, ob die kleinen
Blasen der Utricularia montana wie in den vorhergehenden Arten
dazu dienten, Thiere zu fangen, welche in der Erde oder in der dich-
ten, die Bäume, auf denen diese Art epiphytisch wächst, bedeckenden
Vegetation leben; denn in diesem Falle würden wir eine neue Unter-
classe von fleischfressenden Pflanzen haben, nämlich solche, die sich
unterirdisch ernähren. Es wurden daher viele Blasen untersucht, und
zwar mit den folgenden Resultaten:
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/405>, abgerufen am 23.07.2024.
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