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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 17. Entwickelung der Blasen.
werden. Überdies haben sich Bündel von Gefäszgewebe in Zügen zu
bilden, welche zu der ursprünglichen Form des Blattes in gar keiner
Beziehung stehn. So lange noch nicht die Existenz von Übergangs-
formen zwischen diesem frühesten Stadium und einer jungen, aber
doch vollkommen entwickelten Blase nachgewiesen werden kann, musz
die Sache zweifelhaft bleiben.

Da die viertheiligen und zweispaltigen Fortsätze eine der gröszten
Eigenthümlichkeiten dieser Gattung darbieten, beobachtete ich deren
Entwickelung bei Utricularia neglecta. Bei Blasen von ungefähr
Zoll Durchmesser ist die innere Oberfläche dicht mit Papillen bedeckt,
welche sich von kleinen, an der Verbindungsstelle gröszerer stehenden
Zellen aus erheben. Diese Papillen bestehn aus einem zarten conischen
Vorsprung, welcher sich in einen sehr kurzen Stiel verschmälert und
an seiner Spitze zwei äuszerst kleine Zellen trägt. Sie nehmen da-
nach dieselbe relative Stellung ein, wie die Papillen an der Auszen-
seite der Blasen und auf den Flächen der Blätter, sind diesen auch
sehr ähnlich, ausgenommen dasz sie kleiner und eher etwas vor-
springender sind. Die zwei endständigen Zellen der Papillen ver-
längern sich zuerst in einer der inneren Oberfläche der Blase parallelen
Richtung. Dann wird eine jede durch eine Längsscheidewand getheilt.
Bald trennen die sich hierdurch bildenden halben Zellen von einander;
wir haben nun vier Zellen vor uns oder einen beginnenden viertheili-
gen Fortsatz. Da für die zwei neuen Zellen kein Platz vorhanden
ist, in ihrer ursprünglichen Ebene an Breite zuzunehmen, gleitet die
eine theilweise unter die andere. Ihre Art zu wachsen verändert sich
nun, und anstatt ihrer Spitzen fahren nun ihre äuszeren Seiten zu
wachsen fort. Die zwei untern Zellen, welche theilweise unter die
beiden oberen geglitten sind, bilden das längere und aufrechter stehende
Fortsatzpaar, während die beiden oberen Zellen das kürzere und hori-
zontalere Paar bilden, so dasz nun alle vier zusammen einen voll-
kommenen viertheiligen Fortsatz bilden. Eine Spur der anfänglichen
Theilung zwischen den beiden Zellen auf dem Scheitel der Papillen
kann man noch zwischen den Basen der längeren Fortsätze sehn.
Die Entwickelung der viertheiligen Fortsätze wird sehr leicht unter-
brochen. Ich habe eine Zoll lange Blase gesehn, welche nur ur-
sprüngliche Papillen umschlosz, und eine andere Blase, ungefähr von
der halben vollen Grösze, in welcher die viertheiligen Fortsätze sich
noch auf einem frühen Entwickelungsstadium befanden.

Darwin, Insectenfressende Pflanzen (VIII.) 25

Cap. 17. Entwickelung der Blasen.
werden. Überdies haben sich Bündel von Gefäszgewebe in Zügen zu
bilden, welche zu der ursprünglichen Form des Blattes in gar keiner
Beziehung stehn. So lange noch nicht die Existenz von Übergangs-
formen zwischen diesem frühesten Stadium und einer jungen, aber
doch vollkommen entwickelten Blase nachgewiesen werden kann, musz
die Sache zweifelhaft bleiben.

Da die viertheiligen und zweispaltigen Fortsätze eine der gröszten
Eigenthümlichkeiten dieser Gattung darbieten, beobachtete ich deren
Entwickelung bei Utricularia neglecta. Bei Blasen von ungefähr
Zoll Durchmesser ist die innere Oberfläche dicht mit Papillen bedeckt,
welche sich von kleinen, an der Verbindungsstelle gröszerer stehenden
Zellen aus erheben. Diese Papillen bestehn aus einem zarten conischen
Vorsprung, welcher sich in einen sehr kurzen Stiel verschmälert und
an seiner Spitze zwei äuszerst kleine Zellen trägt. Sie nehmen da-
nach dieselbe relative Stellung ein, wie die Papillen an der Auszen-
seite der Blasen und auf den Flächen der Blätter, sind diesen auch
sehr ähnlich, ausgenommen dasz sie kleiner und eher etwas vor-
springender sind. Die zwei endständigen Zellen der Papillen ver-
längern sich zuerst in einer der inneren Oberfläche der Blase parallelen
Richtung. Dann wird eine jede durch eine Längsscheidewand getheilt.
Bald trennen die sich hierdurch bildenden halben Zellen von einander;
wir haben nun vier Zellen vor uns oder einen beginnenden viertheili-
gen Fortsatz. Da für die zwei neuen Zellen kein Platz vorhanden
ist, in ihrer ursprünglichen Ebene an Breite zuzunehmen, gleitet die
eine theilweise unter die andere. Ihre Art zu wachsen verändert sich
nun, und anstatt ihrer Spitzen fahren nun ihre äuszeren Seiten zu
wachsen fort. Die zwei untern Zellen, welche theilweise unter die
beiden oberen geglitten sind, bilden das längere und aufrechter stehende
Fortsatzpaar, während die beiden oberen Zellen das kürzere und hori-
zontalere Paar bilden, so dasz nun alle vier zusammen einen voll-
kommenen viertheiligen Fortsatz bilden. Eine Spur der anfänglichen
Theilung zwischen den beiden Zellen auf dem Scheitel der Papillen
kann man noch zwischen den Basen der längeren Fortsätze sehn.
Die Entwickelung der viertheiligen Fortsätze wird sehr leicht unter-
brochen. Ich habe eine Zoll lange Blase gesehn, welche nur ur-
sprüngliche Papillen umschlosz, und eine andere Blase, ungefähr von
der halben vollen Grösze, in welcher die viertheiligen Fortsätze sich
noch auf einem frühen Entwickelungsstadium befanden.

Darwin, Insectenfressende Pflanzen (VIII.) 25
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[385/0399] Cap. 17. Entwickelung der Blasen. werden. Überdies haben sich Bündel von Gefäszgewebe in Zügen zu bilden, welche zu der ursprünglichen Form des Blattes in gar keiner Beziehung stehn. So lange noch nicht die Existenz von Übergangs- formen zwischen diesem frühesten Stadium und einer jungen, aber doch vollkommen entwickelten Blase nachgewiesen werden kann, musz die Sache zweifelhaft bleiben. Da die viertheiligen und zweispaltigen Fortsätze eine der gröszten Eigenthümlichkeiten dieser Gattung darbieten, beobachtete ich deren Entwickelung bei Utricularia neglecta. Bei Blasen von ungefähr [FORMEL] Zoll Durchmesser ist die innere Oberfläche dicht mit Papillen bedeckt, welche sich von kleinen, an der Verbindungsstelle gröszerer stehenden Zellen aus erheben. Diese Papillen bestehn aus einem zarten conischen Vorsprung, welcher sich in einen sehr kurzen Stiel verschmälert und an seiner Spitze zwei äuszerst kleine Zellen trägt. Sie nehmen da- nach dieselbe relative Stellung ein, wie die Papillen an der Auszen- seite der Blasen und auf den Flächen der Blätter, sind diesen auch sehr ähnlich, ausgenommen dasz sie kleiner und eher etwas vor- springender sind. Die zwei endständigen Zellen der Papillen ver- längern sich zuerst in einer der inneren Oberfläche der Blase parallelen Richtung. Dann wird eine jede durch eine Längsscheidewand getheilt. Bald trennen die sich hierdurch bildenden halben Zellen von einander; wir haben nun vier Zellen vor uns oder einen beginnenden viertheili- gen Fortsatz. Da für die zwei neuen Zellen kein Platz vorhanden ist, in ihrer ursprünglichen Ebene an Breite zuzunehmen, gleitet die eine theilweise unter die andere. Ihre Art zu wachsen verändert sich nun, und anstatt ihrer Spitzen fahren nun ihre äuszeren Seiten zu wachsen fort. Die zwei untern Zellen, welche theilweise unter die beiden oberen geglitten sind, bilden das längere und aufrechter stehende Fortsatzpaar, während die beiden oberen Zellen das kürzere und hori- zontalere Paar bilden, so dasz nun alle vier zusammen einen voll- kommenen viertheiligen Fortsatz bilden. Eine Spur der anfänglichen Theilung zwischen den beiden Zellen auf dem Scheitel der Papillen kann man noch zwischen den Basen der längeren Fortsätze sehn. Die Entwickelung der viertheiligen Fortsätze wird sehr leicht unter- brochen. Ich habe eine [FORMEL] Zoll lange Blase gesehn, welche nur ur- sprüngliche Papillen umschlosz, und eine andere Blase, ungefähr von der halben vollen Grösze, in welcher die viertheiligen Fortsätze sich noch auf einem frühen Entwickelungsstadium befanden. Darwin, Insectenfressende Pflanzen (VIII.) 25

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/399>, abgerufen am 27.11.2024.