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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze.
Der auf die Fortsätze durch Einwirkung dieser Salze und eines faulen-
den Aufgusses von rohem Fleisch hervorgebrachte Erfolg weicht von
dem durch die Zersetzung der auf natürlichem Wege gefangenen Thiere
hervorgebrachten nur darin ab, dasz die zusammengeballten Massen
von Protoplama im letztern Falle von bedeutenderer Grösze sind; es
ist aber wahrscheinlich, dasz die feinen Körnchen und die kleinen
hyalinen Kugeln, welche die Lösungen erzeugen, zu gröszeren Massen
verschmelzen würden, wenn man ihnen genug Zeit liesze. Wir haben
bei Drosera gesehen, dasz die erste Wirkung einer schwachen Auf-
lösung von kohlensaurem Ammoniak auf den Zelleninhalt die Erzeugung
der feinsten Körnchen ist, welche sich später zu gröszeren, mehr oder
weniger abgerundeten Massen zusammenballen, und dasz die Körnchen
in der Protoplasmaschicht, welche rings um die Zellenwände herum-
flieszt, schlieszlich mit diesen Massen verschmelzen. Veränderungen
dieser Art sind indessen bei Drosera viel rapider als bei Utricularia.
Da die Blasen nicht das Vermögen besitzen, Eiweisz, Knorpel oder
geröstetes Fleisch zu verdauen, so war ich überrascht, dasz, minde-
stens in einem Falle, aus einem frischem Aufgusse von rohem Fleisch
Substanz absorbirt wurde. Auch war ich, nach dem, was wir sofort
in Bezug auf die Drüsen rings um die Mündung sehen werden, über-
rascht, dasz eine frische Auflösung von Harnstoff nur eine mäszige
Wirkung auf die viertheiligen Fortsätze ausübte.

Da die viertheiligen Fortsätze sich aus Papillen entwickelt haben,
welche anfangs denen auf der Auszenseite der Blasen und auf der
Oberfläche der Blätter sehr ähnlich sind, so will ich hier noch an-
führen, dasz die zwei halbkugligen Zellen, welche auf der Spitze dieser
letztern Papillen stehen und welche in ihrem natürlichen Zustande
vollkommen durchsichtig sind, gleichfalls kohlensaures und salpeter-
saures Ammoniak absorbiren; denn nach einem 23 Stunden langen
Eintauchen in Auflösungen von einem Theile dieser beiden Salze auf
437 Theile Wasser waren die Primordialschläuche ein wenig ge-
schrumpft und von einer blasz-braunen Färbung, auch zuweilen fein
granulirt. Dasselbe Resultat erfolgte, als ein ganzer Zweig nahezu
drei Tage lang in eine Auflösung von einem Theile des kohlensauren
Salzes auf 1750 Theile Wasser gelegt worden war. Auch wurden
die Chlorophyllkörner in den Zellen der Blätter an diesem Zweige an
vielen Stellen zu kleinen grünen Massen zusammengeballt, welche
häufig durch die feinsten Fäden mit einander verbunden wurden.

Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze.
Der auf die Fortsätze durch Einwirkung dieser Salze und eines faulen-
den Aufgusses von rohem Fleisch hervorgebrachte Erfolg weicht von
dem durch die Zersetzung der auf natürlichem Wege gefangenen Thiere
hervorgebrachten nur darin ab, dasz die zusammengeballten Massen
von Protoplama im letztern Falle von bedeutenderer Grösze sind; es
ist aber wahrscheinlich, dasz die feinen Körnchen und die kleinen
hyalinen Kugeln, welche die Lösungen erzeugen, zu gröszeren Massen
verschmelzen würden, wenn man ihnen genug Zeit liesze. Wir haben
bei Drosera gesehen, dasz die erste Wirkung einer schwachen Auf-
lösung von kohlensaurem Ammoniak auf den Zelleninhalt die Erzeugung
der feinsten Körnchen ist, welche sich später zu gröszeren, mehr oder
weniger abgerundeten Massen zusammenballen, und dasz die Körnchen
in der Protoplasmaschicht, welche rings um die Zellenwände herum-
flieszt, schlieszlich mit diesen Massen verschmelzen. Veränderungen
dieser Art sind indessen bei Drosera viel rapider als bei Utricularia.
Da die Blasen nicht das Vermögen besitzen, Eiweisz, Knorpel oder
geröstetes Fleisch zu verdauen, so war ich überrascht, dasz, minde-
stens in einem Falle, aus einem frischem Aufgusse von rohem Fleisch
Substanz absorbirt wurde. Auch war ich, nach dem, was wir sofort
in Bezug auf die Drüsen rings um die Mündung sehen werden, über-
rascht, dasz eine frische Auflösung von Harnstoff nur eine mäszige
Wirkung auf die viertheiligen Fortsätze ausübte.

Da die viertheiligen Fortsätze sich aus Papillen entwickelt haben,
welche anfangs denen auf der Auszenseite der Blasen und auf der
Oberfläche der Blätter sehr ähnlich sind, so will ich hier noch an-
führen, dasz die zwei halbkugligen Zellen, welche auf der Spitze dieser
letztern Papillen stehen und welche in ihrem natürlichen Zustande
vollkommen durchsichtig sind, gleichfalls kohlensaures und salpeter-
saures Ammoniak absorbiren; denn nach einem 23 Stunden langen
Eintauchen in Auflösungen von einem Theile dieser beiden Salze auf
437 Theile Wasser waren die Primordialschläuche ein wenig ge-
schrumpft und von einer blasz-braunen Färbung, auch zuweilen fein
granulirt. Dasselbe Resultat erfolgte, als ein ganzer Zweig nahezu
drei Tage lang in eine Auflösung von einem Theile des kohlensauren
Salzes auf 1750 Theile Wasser gelegt worden war. Auch wurden
die Chlorophyllkörner in den Zellen der Blätter an diesem Zweige an
vielen Stellen zu kleinen grünen Massen zusammengeballt, welche
häufig durch die feinsten Fäden mit einander verbunden wurden.

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[375/0389] Cap. 17. Absorption durch die viertheiligen Fortsätze. Der auf die Fortsätze durch Einwirkung dieser Salze und eines faulen- den Aufgusses von rohem Fleisch hervorgebrachte Erfolg weicht von dem durch die Zersetzung der auf natürlichem Wege gefangenen Thiere hervorgebrachten nur darin ab, dasz die zusammengeballten Massen von Protoplama im letztern Falle von bedeutenderer Grösze sind; es ist aber wahrscheinlich, dasz die feinen Körnchen und die kleinen hyalinen Kugeln, welche die Lösungen erzeugen, zu gröszeren Massen verschmelzen würden, wenn man ihnen genug Zeit liesze. Wir haben bei Drosera gesehen, dasz die erste Wirkung einer schwachen Auf- lösung von kohlensaurem Ammoniak auf den Zelleninhalt die Erzeugung der feinsten Körnchen ist, welche sich später zu gröszeren, mehr oder weniger abgerundeten Massen zusammenballen, und dasz die Körnchen in der Protoplasmaschicht, welche rings um die Zellenwände herum- flieszt, schlieszlich mit diesen Massen verschmelzen. Veränderungen dieser Art sind indessen bei Drosera viel rapider als bei Utricularia. Da die Blasen nicht das Vermögen besitzen, Eiweisz, Knorpel oder geröstetes Fleisch zu verdauen, so war ich überrascht, dasz, minde- stens in einem Falle, aus einem frischem Aufgusse von rohem Fleisch Substanz absorbirt wurde. Auch war ich, nach dem, was wir sofort in Bezug auf die Drüsen rings um die Mündung sehen werden, über- rascht, dasz eine frische Auflösung von Harnstoff nur eine mäszige Wirkung auf die viertheiligen Fortsätze ausübte. Da die viertheiligen Fortsätze sich aus Papillen entwickelt haben, welche anfangs denen auf der Auszenseite der Blasen und auf der Oberfläche der Blätter sehr ähnlich sind, so will ich hier noch an- führen, dasz die zwei halbkugligen Zellen, welche auf der Spitze dieser letztern Papillen stehen und welche in ihrem natürlichen Zustande vollkommen durchsichtig sind, gleichfalls kohlensaures und salpeter- saures Ammoniak absorbiren; denn nach einem 23 Stunden langen Eintauchen in Auflösungen von einem Theile dieser beiden Salze auf 437 Theile Wasser waren die Primordialschläuche ein wenig ge- schrumpft und von einer blasz-braunen Färbung, auch zuweilen fein granulirt. Dasselbe Resultat erfolgte, als ein ganzer Zweig nahezu drei Tage lang in eine Auflösung von einem Theile des kohlensauren Salzes auf 1750 Theile Wasser gelegt worden war. Auch wurden die Chlorophyllkörner in den Zellen der Blätter an diesem Zweige an vielen Stellen zu kleinen grünen Massen zusammengeballt, welche häufig durch die feinsten Fäden mit einander verbunden wurden.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/389>, abgerufen am 27.11.2024.