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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14.
moniaks auf 218 Theile Wasser wirkte auf diese nicht ein; und dieses
negative Resultat stimmt damit überein, was ich unter gleichen Um-
ständen bei Utricularia beobachtet habe.

Aldrovanda vesiculosa, var. australis. -- Getrocknete Blätter
dieser Pflanze von Queensland in Australien wurden mir von Prof.
Oliver aus dem Herbarium in Kew geschickt. Ob sie als eine be-
stimmte Species oder als eine Varietät betrachtet werden musz, kann
nicht entschieden werden, bis die Blüthen nicht von einem Botaniker
untersucht worden sind. Die Vorsprünge an dem oberen Ende des
Stieles (von vier bis sechs an Zahl) sind beträchtlich länger in Be-
zug auf die Scheibe und viel mehr verdünnt als jene der europäischen
Form. Sie sind in einer beträchtlichen Ausdehnung nahe ihren Enden
dicht mit nach oben gebogenen Stacheln bedeckt, welche in der letzten
Form ganz fehlen, und gewöhnlich tragen sie auf ihren Spitzen zwei
oder drei gerade Stacheln anstatt eines. Das zweigelappte Blatt scheint
auch etwas länger und etwas breiter zu sein, und das kleine Stiel-
chen, mit welchem es an das obere Ende des Blattstiels befestigt
ist, ist etwas länger. Die Spitzen auf den umgebogenen Rändern
sind gleichfalls verschieden; sie haben schmälere Basen und sind
mehr zugespitzt; lange und kurze Spitzen wechseln auch mit viel mehr
Regelmäszigkeit ab als in der europäischen Form. Die Drüsen und
empfindlichen Haare sind in beiden Formen ähnlich. Es konnten an
mehreren der Blätter keine viertheiligen Fortsätze gesehen werden,
aber ich bezweifle nicht, dasz sie da waren, obgleich wegen ihrer
Zartheit, und deshalb, weil sie geschrumpft waren, nicht bemerkbar;
denn sie waren auf einem Blatt unter Umständen, die sofort erwähnt
werden sollen, ganz deutlich.

Einige der geschlossenen Blätter enthielten keine Beute, aber in
einem war ein ziemlich groszer Käfer, welcher wegen seiner abge-
platteten Schienen, wie ich vermuthe, eine wasserlebende Art, aber
nicht mit Colymbetes verwandt war. Alle die weicheren Gewebe dieses
Käfers waren vollständig aufgelöst und seine chitinhaltigen Hautbe-
deckungen waren so rein, als ob sie in ätzendem Kali gekocht wor-
den wären, so dasz sie eine beträchtliche Zeit eingeschlossen gewesen
sein müssen. Die Drüsen waren brauner und undurchsichtiger als
die an andern Blättern, welche nichts gefangen hatten; und die vier-
theiligen Fortsätze, dadurch, dasz sie theilweise mit brauner körniger
Substanz gefüllt waren, konnten deutlich unterschieden werden, was,

Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14.
moniaks auf 218 Theile Wasser wirkte auf diese nicht ein; und dieses
negative Resultat stimmt damit überein, was ich unter gleichen Um-
ständen bei Utricularia beobachtet habe.

Aldrovanda vesiculosa, var. australis. — Getrocknete Blätter
dieser Pflanze von Queensland in Australien wurden mir von Prof.
Oliver aus dem Herbarium in Kew geschickt. Ob sie als eine be-
stimmte Species oder als eine Varietät betrachtet werden musz, kann
nicht entschieden werden, bis die Blüthen nicht von einem Botaniker
untersucht worden sind. Die Vorsprünge an dem oberen Ende des
Stieles (von vier bis sechs an Zahl) sind beträchtlich länger in Be-
zug auf die Scheibe und viel mehr verdünnt als jene der europäischen
Form. Sie sind in einer beträchtlichen Ausdehnung nahe ihren Enden
dicht mit nach oben gebogenen Stacheln bedeckt, welche in der letzten
Form ganz fehlen, und gewöhnlich tragen sie auf ihren Spitzen zwei
oder drei gerade Stacheln anstatt eines. Das zweigelappte Blatt scheint
auch etwas länger und etwas breiter zu sein, und das kleine Stiel-
chen, mit welchem es an das obere Ende des Blattstiels befestigt
ist, ist etwas länger. Die Spitzen auf den umgebogenen Rändern
sind gleichfalls verschieden; sie haben schmälere Basen und sind
mehr zugespitzt; lange und kurze Spitzen wechseln auch mit viel mehr
Regelmäszigkeit ab als in der europäischen Form. Die Drüsen und
empfindlichen Haare sind in beiden Formen ähnlich. Es konnten an
mehreren der Blätter keine viertheiligen Fortsätze gesehen werden,
aber ich bezweifle nicht, dasz sie da waren, obgleich wegen ihrer
Zartheit, und deshalb, weil sie geschrumpft waren, nicht bemerkbar;
denn sie waren auf einem Blatt unter Umständen, die sofort erwähnt
werden sollen, ganz deutlich.

Einige der geschlossenen Blätter enthielten keine Beute, aber in
einem war ein ziemlich groszer Käfer, welcher wegen seiner abge-
platteten Schienen, wie ich vermuthe, eine wasserlebende Art, aber
nicht mit Colymbetes verwandt war. Alle die weicheren Gewebe dieses
Käfers waren vollständig aufgelöst und seine chitinhaltigen Hautbe-
deckungen waren so rein, als ob sie in ätzendem Kali gekocht wor-
den wären, so dasz sie eine beträchtliche Zeit eingeschlossen gewesen
sein müssen. Die Drüsen waren brauner und undurchsichtiger als
die an andern Blättern, welche nichts gefangen hatten; und die vier-
theiligen Fortsätze, dadurch, dasz sie theilweise mit brauner körniger
Substanz gefüllt waren, konnten deutlich unterschieden werden, was,

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[296/0310] Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14. moniaks auf 218 Theile Wasser wirkte auf diese nicht ein; und dieses negative Resultat stimmt damit überein, was ich unter gleichen Um- ständen bei Utricularia beobachtet habe. Aldrovanda vesiculosa, var. australis. — Getrocknete Blätter dieser Pflanze von Queensland in Australien wurden mir von Prof. Oliver aus dem Herbarium in Kew geschickt. Ob sie als eine be- stimmte Species oder als eine Varietät betrachtet werden musz, kann nicht entschieden werden, bis die Blüthen nicht von einem Botaniker untersucht worden sind. Die Vorsprünge an dem oberen Ende des Stieles (von vier bis sechs an Zahl) sind beträchtlich länger in Be- zug auf die Scheibe und viel mehr verdünnt als jene der europäischen Form. Sie sind in einer beträchtlichen Ausdehnung nahe ihren Enden dicht mit nach oben gebogenen Stacheln bedeckt, welche in der letzten Form ganz fehlen, und gewöhnlich tragen sie auf ihren Spitzen zwei oder drei gerade Stacheln anstatt eines. Das zweigelappte Blatt scheint auch etwas länger und etwas breiter zu sein, und das kleine Stiel- chen, mit welchem es an das obere Ende des Blattstiels befestigt ist, ist etwas länger. Die Spitzen auf den umgebogenen Rändern sind gleichfalls verschieden; sie haben schmälere Basen und sind mehr zugespitzt; lange und kurze Spitzen wechseln auch mit viel mehr Regelmäszigkeit ab als in der europäischen Form. Die Drüsen und empfindlichen Haare sind in beiden Formen ähnlich. Es konnten an mehreren der Blätter keine viertheiligen Fortsätze gesehen werden, aber ich bezweifle nicht, dasz sie da waren, obgleich wegen ihrer Zartheit, und deshalb, weil sie geschrumpft waren, nicht bemerkbar; denn sie waren auf einem Blatt unter Umständen, die sofort erwähnt werden sollen, ganz deutlich. Einige der geschlossenen Blätter enthielten keine Beute, aber in einem war ein ziemlich groszer Käfer, welcher wegen seiner abge- platteten Schienen, wie ich vermuthe, eine wasserlebende Art, aber nicht mit Colymbetes verwandt war. Alle die weicheren Gewebe dieses Käfers waren vollständig aufgelöst und seine chitinhaltigen Hautbe- deckungen waren so rein, als ob sie in ätzendem Kali gekocht wor- den wären, so dasz sie eine beträchtliche Zeit eingeschlossen gewesen sein müssen. Die Drüsen waren brauner und undurchsichtiger als die an andern Blättern, welche nichts gefangen hatten; und die vier- theiligen Fortsätze, dadurch, dasz sie theilweise mit brauner körniger Substanz gefüllt waren, konnten deutlich unterschieden werden, was,

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/310>, abgerufen am 27.11.2024.