Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14. an der Spitze mit einer steifen kurzen Borste versehen. Das zwei-lappige Blatt, dessen Mittelrippe gleichfalls an der Spitze mit einer kurzen Borste versehen ist, steht in der Mitte dieser Vorsprünge und wird augenscheinlich von ihnen geschützt. Die Lappen werden von einem sehr zarten Gewebe gebildet, so dasz sie durchsichtig sind; sie öffnen sich, wie Cohn sagt, ungefähr eben so viel als die beiden Klappen einer lebenden Muschelschale, daher selbst noch weniger als die Lappen der Dionaea; und dies musz das Fangen von im Wasser lebenden Thieren noch leichter machen. Die Auszenseite der Blätter und Stiele ist mit sehr kleinen, zweiarmigen Papillen bedeckt, augen- scheinlich den achtstrahligen Papillen der Dionaea entsprechend. Jeder Lappen ist etwas gröszer als ein Halbkreis in der Con- Ein schmaler Rand des breiten flachen äuszeren Theils jedes Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14. an der Spitze mit einer steifen kurzen Borste versehen. Das zwei-lappige Blatt, dessen Mittelrippe gleichfalls an der Spitze mit einer kurzen Borste versehen ist, steht in der Mitte dieser Vorsprünge und wird augenscheinlich von ihnen geschützt. Die Lappen werden von einem sehr zarten Gewebe gebildet, so dasz sie durchsichtig sind; sie öffnen sich, wie Cohn sagt, ungefähr eben so viel als die beiden Klappen einer lebenden Muschelschale, daher selbst noch weniger als die Lappen der Dionaea; und dies musz das Fangen von im Wasser lebenden Thieren noch leichter machen. Die Auszenseite der Blätter und Stiele ist mit sehr kleinen, zweiarmigen Papillen bedeckt, augen- scheinlich den achtstrahligen Papillen der Dionaea entsprechend. Jeder Lappen ist etwas gröszer als ein Halbkreis in der Con- Ein schmaler Rand des breiten flachen äuszeren Theils jedes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0306" n="292"/><fw place="top" type="header">Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14.</fw><lb/> an der Spitze mit einer steifen kurzen Borste versehen. Das zwei-<lb/> lappige Blatt, dessen Mittelrippe gleichfalls an der Spitze mit einer<lb/> kurzen Borste versehen ist, steht in der Mitte dieser Vorsprünge und<lb/> wird augenscheinlich von ihnen geschützt. Die Lappen werden von<lb/> einem sehr zarten Gewebe gebildet, so dasz sie durchsichtig sind; sie<lb/> öffnen sich, wie <hi rendition="#k">Cohn</hi> sagt, ungefähr eben so viel als die beiden<lb/> Klappen einer lebenden Muschelschale, daher selbst noch weniger als<lb/> die Lappen der <hi rendition="#i">Dionaea;</hi> und dies musz das Fangen von im Wasser<lb/> lebenden Thieren noch leichter machen. Die Auszenseite der Blätter<lb/> und Stiele ist mit sehr kleinen, zweiarmigen Papillen bedeckt, augen-<lb/> scheinlich den achtstrahligen Papillen der <hi rendition="#i">Dionaea</hi> entsprechend.</p><lb/> <p>Jeder Lappen ist etwas gröszer als ein Halbkreis in der Con-<lb/> vexität, und besteht aus zwei sehr verschiedenen concentrischen Thei-<lb/> len; die innere und kleinere Partie oder die der Mittelrippe nähere<lb/> ist leicht concav und wird, nach <hi rendition="#k">Cohn</hi>, von drei Zellenschichten ge-<lb/> bildet. Seine obere Fläche ist mit farblosen Drüsen, gleich denen<lb/> der <hi rendition="#i">Dionaea</hi>, aber einfacher als diese, dicht besetzt; sie werden von<lb/> bestimmten Stielen, welche aus zwei Reihen von Zellen bestehen, ge-<lb/> tragen. Der äuszere und breitere Theil des Lappens ist flach und<lb/> sehr dünn und wird immer von zwei Zellenschichten gebildet. Seine<lb/> obere Fläche trägt keine Drüsen, aber an ihrer Stelle kleine vierspal-<lb/> tige Fortsätze, von denen jeder aus vier spitz zulaufenden Vorsprüngen<lb/> besteht, welche sich von einer gemeinsamen Hervorragung erheben.<lb/> Diese Fortsätze werden von einer sehr zarten Membran gebildet,<lb/> welche mit einer Schicht von Protoplasma ausgekleidet ist; sie ent-<lb/> halten zuweilen zusammengeballte kuglige Massen von hyaliner Sub-<lb/> stanz. Zwei der leicht auseinander laufenden Arme sind gegen die<lb/> Peripherie gerichtet und zwei gegen die Mittelrippe, sie bilden so zu-<lb/> sammen eine Art von griechischem Kreuz. Gelegentlich werden zwei<lb/> der Arme durch einen ersetzt und dann ist der Vorsprung dreitheilig.<lb/> Wir werden in einem späteren Capitel sehen, dasz diese Vorsprünge<lb/> in sonderbarer Weise den in den Blasen der <hi rendition="#i">Utricularia</hi> gefundenen<lb/> gleichen, ganz besonders denen der <hi rendition="#i">Utricularia montana</hi>, obgleich<lb/> diese Gattung nicht mit der <hi rendition="#i">Aldrovanda</hi> verwandt ist.</p><lb/> <p>Ein schmaler Rand des breiten flachen äuszeren Theils jedes<lb/> Lappen ist einwärts gebogen, so dasz, wenn die Lappen geschlossen<lb/> sind, die äuszeren Oberflächen der eingefalteten Theile in Berührung<lb/> kommen. Der Rand selbst trägt eine Reihe von conischen, abge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [292/0306]
Aldrovanda vesiculosa. Cap. 14.
an der Spitze mit einer steifen kurzen Borste versehen. Das zwei-
lappige Blatt, dessen Mittelrippe gleichfalls an der Spitze mit einer
kurzen Borste versehen ist, steht in der Mitte dieser Vorsprünge und
wird augenscheinlich von ihnen geschützt. Die Lappen werden von
einem sehr zarten Gewebe gebildet, so dasz sie durchsichtig sind; sie
öffnen sich, wie Cohn sagt, ungefähr eben so viel als die beiden
Klappen einer lebenden Muschelschale, daher selbst noch weniger als
die Lappen der Dionaea; und dies musz das Fangen von im Wasser
lebenden Thieren noch leichter machen. Die Auszenseite der Blätter
und Stiele ist mit sehr kleinen, zweiarmigen Papillen bedeckt, augen-
scheinlich den achtstrahligen Papillen der Dionaea entsprechend.
Jeder Lappen ist etwas gröszer als ein Halbkreis in der Con-
vexität, und besteht aus zwei sehr verschiedenen concentrischen Thei-
len; die innere und kleinere Partie oder die der Mittelrippe nähere
ist leicht concav und wird, nach Cohn, von drei Zellenschichten ge-
bildet. Seine obere Fläche ist mit farblosen Drüsen, gleich denen
der Dionaea, aber einfacher als diese, dicht besetzt; sie werden von
bestimmten Stielen, welche aus zwei Reihen von Zellen bestehen, ge-
tragen. Der äuszere und breitere Theil des Lappens ist flach und
sehr dünn und wird immer von zwei Zellenschichten gebildet. Seine
obere Fläche trägt keine Drüsen, aber an ihrer Stelle kleine vierspal-
tige Fortsätze, von denen jeder aus vier spitz zulaufenden Vorsprüngen
besteht, welche sich von einer gemeinsamen Hervorragung erheben.
Diese Fortsätze werden von einer sehr zarten Membran gebildet,
welche mit einer Schicht von Protoplasma ausgekleidet ist; sie ent-
halten zuweilen zusammengeballte kuglige Massen von hyaliner Sub-
stanz. Zwei der leicht auseinander laufenden Arme sind gegen die
Peripherie gerichtet und zwei gegen die Mittelrippe, sie bilden so zu-
sammen eine Art von griechischem Kreuz. Gelegentlich werden zwei
der Arme durch einen ersetzt und dann ist der Vorsprung dreitheilig.
Wir werden in einem späteren Capitel sehen, dasz diese Vorsprünge
in sonderbarer Weise den in den Blasen der Utricularia gefundenen
gleichen, ganz besonders denen der Utricularia montana, obgleich
diese Gattung nicht mit der Aldrovanda verwandt ist.
Ein schmaler Rand des breiten flachen äuszeren Theils jedes
Lappen ist einwärts gebogen, so dasz, wenn die Lappen geschlossen
sind, die äuszeren Oberflächen der eingefalteten Theile in Berührung
kommen. Der Rand selbst trägt eine Reihe von conischen, abge-
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