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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Dionaea muscipula. Cap. 13.
fangen die Lappen an, sich in weniger als einem Tage wieder auszu-
breiten. Auf der anderen Seite breitete sich von den drei Blättern,
welche eine kurze Zeit lang in die Lösung eingetaucht und dann
mittelst einer zwischen die Lappen eingeschobenen Spritze gewaschen
wurden, das eine nach zwei Tagen wieder aus, ein zweites nach sieben
Tagen und das dritte nach neun Tagen. Das Blatt, welches sich in
Folge davon geschlossen hatte, dasz ein Tropfen der Lösung an einem
der Filamente hängen geblieben war, öffnete sich nach zwei Tagen
wieder.

Ich war überrascht, bei zwei Gelegenheiten zu finden, dasz die
Wärme der Sonnenstrahlen, durch eine Linse auf die Basen mehrerer
Filamente concentrirt, so dasz sie versengt und entfärbt wurden, keine
Bewegung verursachte, trotzdem dasz die Blätter lebendig waren, da
sie sich, wenngleich etwas langsam, schlossen, als ein Filament der
anderen Seite berührt wurde. Bei einem dritten Versuche schlosz
sich ein frisches Blatt nach einiger Zeit, obschon sehr langsam; die
Geschwindigkeit nahm nicht zu, als eines der Filamente, welches nicht
verletzt worden war, berührt wurde. Nach Verlauf eines Tages
öffneten sich diese Blätter wieder und waren ganz ordentlich empfind-
lich, als die nicht verletzten Filamente berührt wurden. Das plötz-
liche Eintauchen eines Blattes in kochendes Wasser bewirkt nicht,
dasz es sich schlieszt. Nach der Analogie mit Drosera zu schlieszen,
war in diesen verschiedenen Fällen die Hitze zu grosz und wurde zu
plötzlich angewendet. Die Oberfläche der Blattscheibe ist sehr un-
bedeutend empfindlich; man kann sie reichlich und derb berühren,
ohne dasz irgend eine Bewegung verursacht würde. Ein Blatt wurde
ziemlich derb mit einer Nadel gekratzt, schlosz sich aber nicht; als
aber der dreieckige Raum zwischen den drei Filamenten auf einem
andern Blatte in ähnlicher Weise gekratzt wurde, schlossen sich die
Lappen. Sie schlossen sich immer, wenn die Scheibe oder die Mittel-
rippe tief gestochen oder geschnitten wurde. Unorganische Körper,
selbst von bedeutender Grösze, sowie Stückchen Stein, Glas u. s. w.,
-- oder organische Körper, welche keine lösliche stickstoffhaltige
Substanz enthalten, wie Stückchen Kork, Holz, Moos, -- oder stick-
stoffhaltige Substanz enthaltende Körper in vollkommen trockenem
Zustand, wie Stückchen Fleisch, Eiweisz, Gelatine u. s. w. können
lange Zeit (und es wurden viele versucht) auf den Lappen gelassen
werden, ohne dasz eine Bewegung erregt wird. Das Resultat ist in-

Dionaea muscipula. Cap. 13.
fangen die Lappen an, sich in weniger als einem Tage wieder auszu-
breiten. Auf der anderen Seite breitete sich von den drei Blättern,
welche eine kurze Zeit lang in die Lösung eingetaucht und dann
mittelst einer zwischen die Lappen eingeschobenen Spritze gewaschen
wurden, das eine nach zwei Tagen wieder aus, ein zweites nach sieben
Tagen und das dritte nach neun Tagen. Das Blatt, welches sich in
Folge davon geschlossen hatte, dasz ein Tropfen der Lösung an einem
der Filamente hängen geblieben war, öffnete sich nach zwei Tagen
wieder.

Ich war überrascht, bei zwei Gelegenheiten zu finden, dasz die
Wärme der Sonnenstrahlen, durch eine Linse auf die Basen mehrerer
Filamente concentrirt, so dasz sie versengt und entfärbt wurden, keine
Bewegung verursachte, trotzdem dasz die Blätter lebendig waren, da
sie sich, wenngleich etwas langsam, schlossen, als ein Filament der
anderen Seite berührt wurde. Bei einem dritten Versuche schlosz
sich ein frisches Blatt nach einiger Zeit, obschon sehr langsam; die
Geschwindigkeit nahm nicht zu, als eines der Filamente, welches nicht
verletzt worden war, berührt wurde. Nach Verlauf eines Tages
öffneten sich diese Blätter wieder und waren ganz ordentlich empfind-
lich, als die nicht verletzten Filamente berührt wurden. Das plötz-
liche Eintauchen eines Blattes in kochendes Wasser bewirkt nicht,
dasz es sich schlieszt. Nach der Analogie mit Drosera zu schlieszen,
war in diesen verschiedenen Fällen die Hitze zu grosz und wurde zu
plötzlich angewendet. Die Oberfläche der Blattscheibe ist sehr un-
bedeutend empfindlich; man kann sie reichlich und derb berühren,
ohne dasz irgend eine Bewegung verursacht würde. Ein Blatt wurde
ziemlich derb mit einer Nadel gekratzt, schlosz sich aber nicht; als
aber der dreieckige Raum zwischen den drei Filamenten auf einem
andern Blatte in ähnlicher Weise gekratzt wurde, schlossen sich die
Lappen. Sie schlossen sich immer, wenn die Scheibe oder die Mittel-
rippe tief gestochen oder geschnitten wurde. Unorganische Körper,
selbst von bedeutender Grösze, sowie Stückchen Stein, Glas u. s. w.,
— oder organische Körper, welche keine lösliche stickstoffhaltige
Substanz enthalten, wie Stückchen Kork, Holz, Moos, — oder stick-
stoffhaltige Substanz enthaltende Körper in vollkommen trockenem
Zustand, wie Stückchen Fleisch, Eiweisz, Gelatine u. s. w. können
lange Zeit (und es wurden viele versucht) auf den Lappen gelassen
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[266/0280] Dionaea muscipula. Cap. 13. fangen die Lappen an, sich in weniger als einem Tage wieder auszu- breiten. Auf der anderen Seite breitete sich von den drei Blättern, welche eine kurze Zeit lang in die Lösung eingetaucht und dann mittelst einer zwischen die Lappen eingeschobenen Spritze gewaschen wurden, das eine nach zwei Tagen wieder aus, ein zweites nach sieben Tagen und das dritte nach neun Tagen. Das Blatt, welches sich in Folge davon geschlossen hatte, dasz ein Tropfen der Lösung an einem der Filamente hängen geblieben war, öffnete sich nach zwei Tagen wieder. Ich war überrascht, bei zwei Gelegenheiten zu finden, dasz die Wärme der Sonnenstrahlen, durch eine Linse auf die Basen mehrerer Filamente concentrirt, so dasz sie versengt und entfärbt wurden, keine Bewegung verursachte, trotzdem dasz die Blätter lebendig waren, da sie sich, wenngleich etwas langsam, schlossen, als ein Filament der anderen Seite berührt wurde. Bei einem dritten Versuche schlosz sich ein frisches Blatt nach einiger Zeit, obschon sehr langsam; die Geschwindigkeit nahm nicht zu, als eines der Filamente, welches nicht verletzt worden war, berührt wurde. Nach Verlauf eines Tages öffneten sich diese Blätter wieder und waren ganz ordentlich empfind- lich, als die nicht verletzten Filamente berührt wurden. Das plötz- liche Eintauchen eines Blattes in kochendes Wasser bewirkt nicht, dasz es sich schlieszt. Nach der Analogie mit Drosera zu schlieszen, war in diesen verschiedenen Fällen die Hitze zu grosz und wurde zu plötzlich angewendet. Die Oberfläche der Blattscheibe ist sehr un- bedeutend empfindlich; man kann sie reichlich und derb berühren, ohne dasz irgend eine Bewegung verursacht würde. Ein Blatt wurde ziemlich derb mit einer Nadel gekratzt, schlosz sich aber nicht; als aber der dreieckige Raum zwischen den drei Filamenten auf einem andern Blatte in ähnlicher Weise gekratzt wurde, schlossen sich die Lappen. Sie schlossen sich immer, wenn die Scheibe oder die Mittel- rippe tief gestochen oder geschnitten wurde. Unorganische Körper, selbst von bedeutender Grösze, sowie Stückchen Stein, Glas u. s. w., — oder organische Körper, welche keine lösliche stickstoffhaltige Substanz enthalten, wie Stückchen Kork, Holz, Moos, — oder stick- stoffhaltige Substanz enthaltende Körper in vollkommen trockenem Zustand, wie Stückchen Fleisch, Eiweisz, Gelatine u. s. w. können lange Zeit (und es wurden viele versucht) auf den Lappen gelassen werden, ohne dasz eine Bewegung erregt wird. Das Resultat ist in-

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/280>, abgerufen am 27.11.2024.