Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung. andern nothwendigen Elemente vorhanden sind. Es ist aber einestaunenerregende Thatsache, über welche ich mich hier nicht wieder verbreiten will, dasz eine so unbegreiflich kleine Menge wie ein Zwanzigmilliontel Gran von phosphorsaurem Ammoniak irgend eine Veränderung in einer Drüse der Drosera herbeiführen kann, welche genügt, das Hinabsenden eines motorischen Impulses die ganze Länge des Tentakels hinab zu verursachen, wobei noch dieser Impuls häufig eine Bewegung durch einen Winkel von über 180° erregt. Ich weisz nicht, ob diese Thatsache am meisten anzustaunen ist, oder jene an- dere, dasz die Gegenwart eines äuszerst kleinen, von dem dicken Se- crete getragenen Stückchen Haars schnell eine augenfällige Bewegung verursacht. Überdies ist diese ganz extreme Empfindlichkeit, welche die des zartesten Theils des menschlichen Körpers übertrifft, ebenso wie die Fähigkeit, verschiedene Impulse von einem Theile des Blattes nach einem andern hin zu übermitteln, ohne das Dazwischentreten eines Nervensystems erlangt worden. Da gegenwärtig nur wenig Pflanzen bekannt sind, welche speciell Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung. andern nothwendigen Elemente vorhanden sind. Es ist aber einestaunenerregende Thatsache, über welche ich mich hier nicht wieder verbreiten will, dasz eine so unbegreiflich kleine Menge wie ein Zwanzigmilliontel Gran von phosphorsaurem Ammoniak irgend eine Veränderung in einer Drüse der Drosera herbeiführen kann, welche genügt, das Hinabsenden eines motorischen Impulses die ganze Länge des Tentakels hinab zu verursachen, wobei noch dieser Impuls häufig eine Bewegung durch einen Winkel von über 180° erregt. Ich weisz nicht, ob diese Thatsache am meisten anzustaunen ist, oder jene an- dere, dasz die Gegenwart eines äuszerst kleinen, von dem dicken Se- crete getragenen Stückchen Haars schnell eine augenfällige Bewegung verursacht. Überdies ist diese ganz extreme Empfindlichkeit, welche die des zartesten Theils des menschlichen Körpers übertrifft, ebenso wie die Fähigkeit, verschiedene Impulse von einem Theile des Blattes nach einem andern hin zu übermitteln, ohne das Dazwischentreten eines Nervensystems erlangt worden. Da gegenwärtig nur wenig Pflanzen bekannt sind, welche speciell <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0261" n="247"/><fw place="top" type="header">Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung.</fw><lb/> andern nothwendigen Elemente vorhanden sind. 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Cap. 11. Allgemeine Zusammenfassung.
andern nothwendigen Elemente vorhanden sind. Es ist aber eine
staunenerregende Thatsache, über welche ich mich hier nicht wieder
verbreiten will, dasz eine so unbegreiflich kleine Menge wie ein
Zwanzigmilliontel Gran von phosphorsaurem Ammoniak irgend eine
Veränderung in einer Drüse der Drosera herbeiführen kann, welche
genügt, das Hinabsenden eines motorischen Impulses die ganze Länge
des Tentakels hinab zu verursachen, wobei noch dieser Impuls häufig
eine Bewegung durch einen Winkel von über 180° erregt. Ich weisz
nicht, ob diese Thatsache am meisten anzustaunen ist, oder jene an-
dere, dasz die Gegenwart eines äuszerst kleinen, von dem dicken Se-
crete getragenen Stückchen Haars schnell eine augenfällige Bewegung
verursacht. Überdies ist diese ganz extreme Empfindlichkeit, welche
die des zartesten Theils des menschlichen Körpers übertrifft, ebenso
wie die Fähigkeit, verschiedene Impulse von einem Theile des Blattes
nach einem andern hin zu übermitteln, ohne das Dazwischentreten
eines Nervensystems erlangt worden.
Da gegenwärtig nur wenig Pflanzen bekannt sind, welche speciell
zur Aufsaugung angepaszte Drüsen besitzen, so schien es der Mühe
werth zu sein, auszer den Ammoniaksalzen noch die Wirkungen ver-
schiedener anderer Salze und verschiedener Säuren zu versuchen. Wie
im achten Capitel beschrieben worden ist, stimmt ihre Wirkung
durchaus nicht streng mit ihren chemischen Verwandtschaften über-
ein, wie aus der gewöhnlich angenommenen Classification gefolgert
wurde. Die Natur der Basis ist bei weitem einfluszreicher als die
der Säure; und man weisz, dasz dies auch bei Thieren gilt. Es ver-
ursachten z. B. neun Natronsalze sämmtlich gut ausgesprochene
Einbiegung und keines derselben war in kleinen Dosen giftig, während
sieben von den neun entsprechenden Kalisalzen keine Wirkung her-
vorbrachten, zwei nur unbedeutende Einbiegung verursachten. Über-
dies waren kleine Dosen einiger der letzteren Salze giftig. Wenn
die Salze von Natron und Kali in die Adern lebender Thiere einge-
spritzt werden, weichen sie gleichfalls in ihrer Wirkungsweise sehr
von einander ab. Die sogenannten erdigen Salze bringen auf Drosera
kaum irgend welche Wirkung hervor. Auf der andern Seite verur-
sachen die meisten Metallsalze rapide und starke Einbiegung und
sind in hohem Grade giftig; von dieser Regel gibt es aber einige
merkwürdige Ausnahmen; so verursachten Blei- und Zink-Chlorid,
ebenso wie zwei Barytsalze keine Einbiegung und waren auch nicht giftig.
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